Heute ist Dagobert ziemlich unwirsch beim Satteln. Gestern genoss er es noch, ausgiebig geputzt zu werden, heute ist es ihm beinahe lästig. Das Angurten ist für ihn stets ein Ärgernis, damit hat er offenbar schlechte Erfahrungen. Ich lasse mir damit immer viel Zeit, gurte auf jeder Seite immer nur ein Loch. Auch ihn putze und sattle ich am liebsten in der Box. Da hat er mehr Freiraum und darf auch seinen Unmut kundtun. Ich glaube, das tut ihm gut.
In der Halle ist er aber wieder ganz der alte. Meine erste große Überraschung: Der Spanische Schritt. Ich tippe das Bein mit dem Stöckchen an, und Dagobert hebt das Bein hoch und streckt es weit nach vorne. Ganz gerade und ziemlich lange. Ich zeige ihm meine Begeisterung, er bekommt ein Leckerli. Unglaublich, wie schnell der Kerl lernt! Im Gehen klappt es natürlich noch nicht, aber ich kann ihn auffordern, fleißig anzutreten. Zum Beinheben muss er noch stehen bleiben. Aber immer wieder hebt er das Bein und streckt es geradeaus. Jetzt guckt er auch nicht mehr weg, sondern nimmt den Kopf ein bisschen runter und macht einen Kragen. Wunderbar!
Genauso ging’s mit dem Hinterhergehen. Dagobert hält auf Wortkommando an, die Leinen hängen fast immer durch. Ich lobe ihn sehr an der Hinterhand. Das ist ihm immer noch nicht ganz geheuer. Aber ich kann spüren, dass er mehr und mehr Vertrauen fasst und beim Streicheln der Kruppe und der Beine tief ausatmet.
Ich bin heute nicht alleine in der Halle: Sara ist mit Stütchen Kimberley am Reiten. Vielleicht spornt ihn das an und er will sich präsentieren?
Weil alles so hervorragend klappt, probiere ich auch bei ihm die kurzen Schritte: er soll auf Antippen die Hinterbeine wechselseitig schnell hoch heben. Ich begleite das Anticken mit den Worten “kurz kurz”. Er muss nur zwei, drei Tritte tun, dann gehe ich in einem zügigen Schritt für ein paar Meter weiter und wiederhole das ganze. Dagobert kommt richtig in Fahrt, mag das Antippen gar nicht, schlägt einmal sogar nach der Gerte, tritt dabei aber extrem fleißig. Nach wenigen Versuchen höre ich auf, denn ich will ihn ja nicht überanstrengen. Er benutzt dabei Muskelpartien, die auf Grund seiner langen Stehzeit recht verkümmert sind.
Zum Abschluss longiere ich ihn noch ein paar Runden. Wieder muss er am Spiegel jedes Mal halten.
Bei Dagobert ist es wichtig, dass ich für ihn vorhersehbar bin. Er muss wissen, was kommt und welche Konsequenzen sein Tun hat. Das Vertrauen in mich und meine Arbeit ist noch sehr dünn. Eine heftige falsche Reaktion meinerseits würde wieder alles kaputt machen.
Ganz zum Schluss kommt der Spanische Schritt noch einmal so grandios wie zu Beginn. So macht die Arbeit wirklich Spaß!