Vor etwas über einer Woche ist Rasga eines Morgens nur zur Weide geschlichen, wollte den anderen wohl hinterherrennen, konnte aber nicht. Äußerlich war nichts zu sehen, aber Rasga ging schon seeehr bedächtig.
Hufrehe war es eindeutig nicht – die große Angst von Evi -, Verschlag konnte es auch nicht sein. Ich habe meine Beobachtung ins Stallbuch geschrieben und Evi informiert. Zufällig war für den selben Nachmittag Rasgas Tierarzt bestellt – eigentlich nur zum Impfen und Zähne kontrollieren. Na das passte ja.
Sara, die unsere Pferde mittags von der Wiese holt, beobachtete auch, dass Rasga gar nicht mitkommen wollte (konnte), und sie große Mühe hatte, das Pferd hinter sich her zu zerren.
Der Tierarzt attestsierte einen verschobenen Halswirbel, gab Rasga eine entzündungshemmende, schmerzstillende Spritze und verordnete, das ganze zu beobachten. Hmmm, das machen Tierärzte oft, wenn sie nicht so recht wissen, was sie tun sollen. Am Ende der Woche wollte er zur Kontrolle wiederkommen.
Erwartungsgemäß war es am anderen Tag gleich besser, am Tag darauf wieder deutlich schlechter. Schließlich konnte ich Evi überreden, einen Osteopathen oder Akupunkteur zu bestellen. In Absprache mit dem Tierarzt wurde es ein Osteopath.
Der hat das Pferd von vorn bis hinten durchgecheckt und eingerenkt. Mehrere Halswirbel waren verschoben, die Hüfte auch etwas „aus dem Lot“. Rasga zeigte deutliche Verspannungen, die aber hinterher weg waren. Na toll, kann sie ja wieder munter zulaufen.
Von wegen. Heute früh – die Behandlung war gestern – trabte sie immer noch nicht mit den anderen mit. Ein Bild des Jammers, wie sie so hinterherschlurfte.
Evi befragte den Osteopathen noch mal, und der meinte: Vorsichtige Dehnübungen machten. Vielleicht hat Rasga ein hohes Schmerzgedächtnis und weiß gar nicht, dass nun alles wieder gut ist. Gesagt getan:
Unter Evis kritischen Augen nehme ich Rasga heute Nachmittag aus der Box. Ich lege ihr das Parelli-Halfter auf, damit sie sich nicht so leicht entziehen kann. In der Halle beginne ich mit Übertreten um die Vorhand. Natürlich links rum, wo ihre steife Seite ist. Es geht eigentlich gar nicht. Nicht, weil sie nicht kann, sondern weil Rasga nicht weiß, was ich will.
Also dann eben erste Vorübungen entlang der langen Seite. JETZT hat sie begriffen. Jetzt geht’s auch um mich rum – in einem großen Bogen. Nicht gerne zwar, aber immer flüssiger.
Zur Abwechslung auch einmal auf der anderen Hand und dann wieder die „kranke“. Als ich sie dann an der Longe in einem großen Kreis gehen lasse, sieht es schon besser aus. Traben mag sie aber immer noch nicht. Ich insistiere einmal, schlage das Stöckchen auf den Boden. Rasga trabt zögerlich an, wird dann immer sicherer, bis sie einen halbwegs fleißigen Trab auf der linken Hand hinlegt.
Ich höre sofort auf, mach mit ihr noch einige „steh gerade“ Übungen. Schließlich soll sie ja auch in den nächsten Tagen mit der HSH-Ausbildung beginnen. Für dieses Pferd sehr sehr hilfreich. Das Geradestehen klappt bei Rasga vorbildlich. Das liegt aber nicht an meinen Fähigkeiten, sondern daran, dass Birgit schon so fleißig vorgeübt hat.
Dann fordere ich Rasga noch sanft auf, ihren Kopf nach unten und gleichzeitig nach links zu drehen. Mit der Hand unterstütze ich etwas. Das geht ganz prima. Zu beiden Seiten. Zwischendurch schnauft sie schwer, kaut, leckt sich die Lippen. Ein deutliches Zeichen für: „Ich hab’s begriffen“.
Nun bin ich schon ganz gespannt, wie sie morgen mit den anderen zur Weide läuft…