Donovan hat ein neues Zuhause
Die für mich wichtigste Neuigkeit zuerst: Donovan ist weg! Alle, die den Stall und meine Pferde hier kennen, kennen auch den kleinen schwarzen Trakehner Wallach Donovan, der sich gegen meine Ausbildungsversuche oft so hartnäckig gewehrt hat. Durch homöopathische Behandlung, Akupunktur und die geduldige Arbeit mit Manuel wurde er im letzten Jahr deutlich gelassener und ruhiger. Trotzdem war mir klar, dass das niemals ein Pferd für mich werden würde. Ich komme einfach mit seiner Impulsivität nicht klar. Er würde bei mir auf Dauer versauern. Ich wollte das Pferd ja schon seit gut drei Jahren in kompetente Hände geben, hatte aber nie jemanden gefunden, dem ich zugetraut hätte, mit Donovans Eskapaden klar zu kommen und ihn so fair zu behandeln, wie ich es tun würde. Und niemals hätte ich ihn als Verkaufspferd ins Internet gestellt…
Durch die Vermittlung von Parelli-Instruktor Adrian Heinen und seiner Frau Monika habe ich nun einen Pferdemenschen aus Belgien kennengelernt, der sich auf “besondere” Pferde spezialisiert hat und bereits zwei Pferde am Haus hält. Der hatte sich das Pferd im Sommer angesehen und war von Donovan genauso begeistert wie alle, die ihn bisher gesehen haben. Was soll ich sagen? Ich bin mir mit Francois handelseinig geworden. Es vergingen allerdings noch einige Monate, denn Francois musste bei sich zu Hause erst noch eine Box anbauen und renovieren.
Vor genau einer Woche ist er mit dem Hänger hoch gekommen und hat Donovan abgeholt. Dank Manuels guter Vorbereitung ist Donovan wie von selbst auf den fremden Hänger gestiegen, hat sich nicht einmal erschreckt, als alle Klappen geschlossen wurden. Nach acht Stunden Autofahrt kamen alle wohlbehalten in ihrem Zuhause an. Ich bin sehr erleichtert, dass unterwegs nichts passiert ist, und dass Donovan so brav geblieben ist. Er soll auch völlig gelassen und ohne zu schwitzen ausgestiegen sein. Wer weiß, vielleicht wusste Donovan längst, dass er bald umziehen würde?
Jetzt wird er beinahe täglich bespaßt. Francois läuft mit ihm drei Kilometer zu Fuß durchs Gelände, um ihn an sich zu gewöhnen und langsam zu trainieren. Donovan war ja nicht wirklich in Kondition und war auch bisschen zu moppelig. Ich wünsche den beiden jedenfalls alles Glück dieser Erde und dass die zwei sich zum Dream Team zusammenraufen!
Hier ein paar Fotoimpressionen, die mit Adrian Heinen im Round Pen entstanden. Das war Ende Mai dieses Jahr:
Interessant ist das Verhalten meiner Herde seit Donovans Weggang. Die arme Rasga hat ja nun ihren Kumpel verloren. Die zwei waren ja wie Pütt und Pann täglich auf der Weide unterwegs – obwohl sie im Stall nicht nebeneinander standen. Den ersten Tag stand sie die ganze Zeit am Tor und hat nach ihm gerufen. Und auch am zweiten Tag hat sie ihn noch gesucht, obwohl sie sich in den letzten Wochen vor dem Umzug schon immer häufiger zu den anderen Pferden gesellt hatte. Als ob sie schon etwas ahnte.
Erst hat Rasga versucht, mit Cornette anzubandeln. Die ist schließlich ebenso dunkel und auch ein Trakehner. Aber Cornette sagt ganz klar: “Mit dir will ich nicht gehen!” Dann versuchte es Rasga bei Dango. Aber das geht ganz klar gar nicht. Dango hat seine Cera und Schluss. Zur Sicherheit wurde Rasga dann erst einmal rossig – und hat sich zu Madrigal geschlichen. Der findet die rossige Stute so toll, dass er darüber sogar seine geliebte Thirilou links stehen lässt. Zurzeit laufen Madrigal und Rasga wie siamesische Zwillinge umher, stehen oft auf der zweiten Weide ganz allein, während alle anderen sich im Paddock oder auf der Dreieckswiese tummeln. Thirilou hat sich komplett Dango und Cera angeschlossen. Und beide dulden das auch. Cornette wiederum hat noch keinen Partner gefunden und steht meist allein. Mal sehen, wie sich das in den nächsten Wochen verändert…
Kalte Temperaturen in Tangstedt
Seit einer knappen Woche ist hier der Winter ausgebrochen. Gott sei Dank noch ohne Schnee, aber mit gefühlten minus 10 Grad Kälte. Teilweise bläst ein frischer Wind, der mich und die Reitschüler noch mehr frieren lässt. Die Pferde entwickeln nicht nur mehr Winterpelz, sie haben auch einen gesegneten Appetit. Dango war nach dem Zahnarztbesuch ziemlich garstig drauf. Vielleicht tun ihm die Zahnlöcher weh? Er war total abweisend, ließ sich ungerne putzen und stand ein bisschen in sich gekehrt meist auf dem Balkon. Nun hat der Schmied am Freitag noch einen leicht angegriffenen Huf festgestellt. Das alte Hufgeschwür war vielleicht noch nicht ganz ausgeheilt, eine Seite vom Strahl sehr empfindlich. Dango ist ja eine Mimose und zeigt sein körperliches Befinden gleich sehr deutlich.
Dann darf der arme Kerl wegen seiner Zahnlücken ja für vier Wochen keinen Hafer fressen. Bleiben also nur Möhren, Heuhäcksel und normales Heu. Das machte ihn auch nicht gerade froh, und ich konnte zusehen, wie er abgebaut hat. Jetzt habe ich bei meinem Futtermittelhändler gequetschten Hafer ohne Schale gekauft. Den bekommt er seit zwei Tagen. Seit gestern habe ich den Eindruck, dass er sich wieder berappelt und mehr Anteil nimmt an seiner Umwelt. Der behandelte Huf und gutes Kraftfutter bewirken bei ihm wohl Wunder…
Weil ich den letzten drei Wochen so wahnsinnig viel Holzpellets einstreuen musste, habe ich die Pferde seit drei Tagen wieder auf Stroh stehen. Ich will ausprobieren, ob das für den Winter nicht die preiswertere Variante ist. Aus rein menschlichem Empfinden wirkt Stroh ja kuscheliger, und die Pferde mögen die neue Einstreu auch sehr. Ich schlage damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Pferde können sich immer am Stroh bedienen, wenn sie mehr Raufutter mögen (ich streue sehr üppig ein), und es kann nicht passieren, dass sie Einstreu bis zum Steinboden wegkratzen und dann im Kalten liegen. Wenn es mit dem Stroh mittelfristig zu aufwendig wird, kann ich ja wieder zurückstellen. Knapp eineinhalb Palletten Holzpellets habe ich ja noch…