Nach mehreren Wochen reiten war es mal wieder an der Zeit, Cera am Boden zu trainieren. Beim Reiten vor ein paar Tagen war sie ziemlich lustlos gegangen, es ist also Zeit für eine Abwechslung.
Ich bin mit ihr in der Halle gewesen, weil wir da ohne direkte Sonne von oben und vor allem ohne Insekten arbeiten können. Ich habe das Pferd nach einer geführten Schrittrunde gleich einseitig ausgebunden und mit Travers auf der linken Hand begonnen. Mein Augenmerk darauf, dass schon der erste Tritt korrekt kommt. Cera hat sofort willig mitgemacht, als ob ich täglich mit ihr geübt hätte. Das Gleiche auf der rechten Hand, auf der ich beim Reiten im Travers mehr Schwierigkeiten haben. Auch das klappte wie am Schnürchen.
Dann ging’s ab in die Traversale. Schwierigkeit: Ich verliere an Vorwärts, weil Cera gern in die Schrittpirouette abdriftet. Lösung: Immer nur zwei Tritte seitwärts und dann wieder geradeaus und wieder seitwärts. So schaffe ich zwar nicht die ganze Diagonale, aber kreiere ein besseres Vorwärts. Nach einer kleinen Verschnaufpause im Geradeaus mit “Nichtstun” ging’s an den Intervallschritt: 3 Tritte gehen, halten usw. Diese Lektion kann Cera besonders gut, macht ihr deshalb besonders viel Spaß (glaube ich jedenfalls).
Als nächstes unsere schlechteste Lektion: Kurze Tritte. Wie immer begann ich an der langen Seite mit einem Anhalten – sehr lange, bis Cera ein bisschen zappelig wird. Und dann die Aufforderung: “Komm, komm, komm, komm” während ich im Takt ebenfalls auf dem Boden hüpfe. Und was soll ich sagen: Cera hat ohne Gerteneinsatz und “Wind machen” mehrere regelmäßige Tritte im leichten Vorwärts gezeigt. Ich bin begeistert! Das habe ich ihr auch deutlich gezeigt. So konnte ich drei Mal an der langen Seite mit den kurzen Tritten ansetzen.
Mein Resumee: Cera hat die Lektion begriffen, weiß was ich von ihr will. Mein Einsatz jedoch war stets zu heftig, ich habe sie viel zu sehr bedrängt, statt darauf zu warten, was sie mir von alleine anbietet. Das werde ich ab sofort natürlich ändern! Drei lange Seiten konnte ich drei-vier Tritte abrufen, dann habe ich die Lektion mit einer Pause beendet.
Deutlich verbessert hat sich auch der Ansatz der Galopp-Pirouette. Bisher ist Cera mit dem inneren Hinterbein viel zu sehr zur Seite gesprungen, anstatt deutlich nach vorn zu gehen. Ich konnte das Bein nie mit der Gerte weiter vortreiben. Das hat mich auch beim Reiten stark behindert. Cera wirkte manchmal wie blockiert, konnte gar nicht mehr vorwärts. Im Reiten bin ich das Problem durch Außengalopp angegangen. Offenbar schon mit einem kleinen Erfolg.
Am Boden war auffällig, dass der erste Galoppsprung (sie springt auf Wortkommando sofort an!) weit nach vorne ging. Sie galoppierte quasi aus der Volte heraus. Wunderbar! Das was mich scheinbar von der Pirouette wegbringt, wird mir helfen, vielleicht einmal eine Travers-Volte im Galopp am Boden gehen lassen zu können. Und die kann ich später immer noch kleiner werden lassen.
Weil sich Cera so viel Mühe gegeben hat, habe ich diese Lektion auch nach zwei sehr guten Versuchen abgebrochen und das Pferd wieder zu seinem Heu in der Box gebracht.
Die Arbeit mit HSH schafft eine wahnsinnige Kommunikation zwischen Pferd und Reiter. Die Hilfen werden mit der Zeit immer feiner – und dadurch auch das Pferd. Zum Angaloppieren am Boden muss ich nur noch den Arm etwas anheben, und Cera springt an. Es ist unglaublich! Und das gesteckte Ziel – eine gelungene Lektion wie eine Galopp-Pirouette – bringt den Ausbilder zum Nachdenken und Ausprobieren verschiedener Herangehensweisen. Cera und ich sind keine grazilen Bewegungskünstler und trotzdem erreichen wir Lektionen, von denen ich nicht zu träumen gewagt hätte. Sie mögen nicht für eine Grand Prix-Dressur reichen, sie machen aber unglaublich viel Freude und Zufriedenheit!