Für heute Abend hat sich Dani wieder angemeldet, um mich erneut Donovan zu filmen. Ein großes Geschenk, dass ich mich so regelmäßig bei der Arbeit beobachten kann! Danke,Dani!
Ich will heute mit Donovan „ganz normal“ arbeiten und all die Sachen für mich auf Video sehen, die ich sonst hinten gehend nicht beurteilen kann. Donovan ist ein bisschen aufgeregt. Rasga ist wieder hoch rossig, und Donovan hat sie zum Fressen gern.
Deshalb beginne ich mit mehreren Runden Schritt-Führen und Geradestehen. Donovan macht gut mit, und ich kann doch recht bald wieder hinterhergehen. Neuerung: Ich habe jetzt mein Weidenstöckchen auch beim Hinterhergehen in der Hand und benutze es auch, um einen fleißigeren Schritt zu bekommen.
Donovan hält inzwischen auf Stimmkommando und Leinenzug an und lässt sich „geraderichten“ durch Anticken mit dem Stöckchen. Das ist ein großer Fortschritt. Gelegentlich bietet er mir das Anhalten sogar von selbst an. Ich akzeptiere und lobe kräftig. Fängt er an, mitzudenken?
Dann werde ich „übermütig“: Wir wär’s denn mit ein paar Tritten seitwärts? Mit einem lauten Kommando „Seite, Seite“ und einem leichten Zug der äußeren Leine leite ich die Schritte ein, gehe dabei selsbt etwas zur Mitte. Es funktioniert gar nicht! Donovan lässt sich einfach noch nicht so gut mit der äußeren Leine seitwärts drücken.
Ich ziehe ein bisschen stärker, wiederhole die Kommandos, ticke ihn auch etwas mit der Gerte außen an. Dann passierts: Donovan ist bockig, versteht mich nicht richtig, reißt seinen Kopf hoch. Dadurch schlagen die Leinen über dem Sattel zusammen, und ich habe keine Kontrolle mehr über ihn. Dann rennt Donovan auch noch los.
Ich bleibe dran und renne hinterher. Das Bild: Pferd mit hohem Kopf, zwei langen Leinen und am Ende die Trainerin, die fast in der Wagerechten hinterherfliegt. Aber ich lssse nicht los! In der Ecke kürze ich ab, um etwas schneller zu sein. Donovan versucht, durch Seitwärtsrennen auf der Volte freizukommen. Und wie er – selbst im Trab – seitwärts treten kann!
Ich fühle mich schon sicher, ihn wieder unter Kontrolle zu haben, bemerke dabei aber nicht, dass sich die Außenleine, die ja nun über seinem Rücken liegt, unter den Sattel zieht. Das ist zuviel für den armen Kerl. Jetzt bockt er richtig los. Ich lasse die Leinen fallen, damit ich ihn nicht noch mehr einenge. In wilden Bocksprüngen wie ein Wildpferd bockt er die kurze Seite entlang. Ich rufe „Haaaalt“ – und nach der Ecke kommt er tatsächlich zum Stehen. Dass er sich außerdem auf die Leine getreten ist, kommt mir zu Hilfe.
Und Dani hat alles mitgefilmt!
Donovan lässt sich dann aber ganz artig „entwirren“ – Gott sei Dank ist auch nichts gerissen – und wir machen weiter – mit Seitengängen. Diesmal bin ich vorsichtiger, aber mit der Leine dennoch bestimmter. Der Zug mit der Äußeren Leine kommt im Takt seines äußeren Hinterbeins. so bekomme ich ein paar ganz gute Tritte hin – auf beiden Händen.
Was immer besser wird: Das korrekte Anhalten. Oft genügt es, nur mit dem Stöcken auf die Beine zu zeigen, damit er sich korrigiert.
Und dann will ich auf dem Video noch „den Vertrauensbeweis“ sehen: Ich führe das Pferd zur Bahnmitte und schmeiße die Leinen hin. Dann gehe ich um ihn rum und streichle ihn am ganzen Körper, hebe schließlich einen Arm hoch und entferne mich immer mehr, während ich im Kreis gehe und „steh, steh“ singe. Dann krieche ich unter ihm durch – von beiden Seiten. Donovan steht wie ein Schaf, denkt sich: Was macht die denn da?!
Mit dieser Übung – die ich hier auch zum ersten Mal probiere – höre ich auf. Alles in allem eine gelungene Einheit.
Etwas später betrachten wir uns gleich die Aufnahmen am PC. Was mir sofort auffällt, aber leider erst jetzt: Ich hatte vergessen, Donovan korrekt auszubinden. Die Dreieckszügel sind so lang, wie ich sie in der Stallgasse einschnalle. Ich habe sie in der Halle nicht verkürzt!
Das erklärt natürlich auch, warum er den Kopf so hochnehmen konnte und davonstürmen. Na ja, das wird mir ein zweites Mal in jedem Fall nicht passieren!