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Porträt Cera

29. Mrz. 2009 | Pferde in meinem Stall

Cera ist eine Westfälische Warmblutstute. Ich habe sie vor vier Jahren Vierjährig im November vom Aufzüchter Klaus Knickrehm in Großensee gekauft. Er ritt sie mir vor, und ich war ganz begeistert von ihrem gewaltigen Schritt und ihrem ruhigen Wesen in allen Gangarten. Die Halle dort ist ein Traum, Glaswände fast bis zum Boden, riesengroß und taghell. Cera war nicht eingeflochten, aber mit weißen Bandagen und weißer Schabracke aufgerüscht. Ein wirklich tolles Bild. Obwohl ich ja eigentlich nicht wollte, habe ich sie dann gleich beim ersten Besuch probegeritten. Es war ein Traum. Sie war erst drei- bis vier Wochen geritten, ging aber sicher und willig in allen Gangarten, auf beiden Händen.

Eine Woche später zog sie bei mir ein. Das Ersttraining mit ihr war natürlich viel leichter als mit Donovan, da sie an den üblichen Umgang beim Putzen und Reiten gewöhnt war. Der erste Ritt in meiner Halle ein paar Tage später abends nach der Arbeit war allerdings der totale Reinfall. Sie war ängstlich, guckig, wollte nicht recht vorwärts, schlug mit dem Kopf.

Na prima, habe ich damals noch geacht. Da hast du dir ja was angelacht… Mir ist dann später klargeworden: Sie war bis zu dem Zeitpunkt immer vormittags im Hellen gearbeitet worden und immer in Pferdegesellschaft. Die nächsten Tage bin ich dann nur geritten, wenn noch andere Reiter in der Halle waren.

Aber trotzdem war rasch klar: Alleine würde ich sie nicht anständig reiten können. Ich brauchte Unterricht. Und zwar nicht den alltäglichen FN-Unterricht, sondern irgendwas Klassisches. Mit Unterricht in der akademischen Reitweise von Bent Branderup kam ich nicht zurecht. Die Pferde dürfen dort nur gebogen auf kleinen Kringeln überwiegend im Schritt gehen. Und der fleißige Trab wird durch Zirkelverkleinern und Volten ausgebremst. Das klappte bei Cera gar nicht, und ich wollte diese kleinen Kringel mit einem vierjährigen Pferd auch noch nicht reiten.

So kam ich zur klassisch-iberischen Reitweise, die Monika Amelsberg unterrichtet. Bei ihr habe ich die ersten drei Jahre Unterricht genommen. Zwischendurch habe ich sie Parellimäßig ausgebildet. Sie geht auf Fingerzeig rückwärts und auf dem Zirkel, galoppiert auf ein Fingerzeichen an. Ich kann sie vorwärts und rückwärts verladen – mit und ohne Halfter, und wenn sie gut drauf ist, kann ich mit ihr sogar ohne Halfter und Strick spielen.

Mit der Dressurausbildung allerdings kam so einiges ins Stocken. Wir kamen nicht recht voran. Da erinnerte ich mich an die Videos von Herrn Stahlecker, die ich bereits zwei Jahre zuvor bestellt und mit Bewunderung gesehen hatte. Damals hatte ich mit Cera auch erste Übungen daraus versucht, aber es hatte so gar nichts klappen wollen. Den neuerlichen Versuch muss ich wohl intensiver und zielgerichteter angegangen sein. Denn nun war Cera mit Feuereifer bei der Sache.

Inzwischen ist sie schon fast ein Jahr in der HSH-Ausbildung und lernt täglich dazu. Sie hat ihren ganzen Körper umgeformt, ist viel kräftiger im Hals und in der Hinterhand geworden. Und: Unser Verhältnis, das durch die Parelli-Arbeit ja schon nicht schlecht war, hat sich um 100 Prozent verbessert. Seit Januar reite ich Cera auch wieder (nach 7 Monaten strikter Handarbeit) und versuche, die Philosophie der HSH-Methode auch aufs Reiten zu übertragen.