18. Nov.. 2009 | Stallgeflüster
Mit Rasga habe ich ja schon seit Wochen nicht mehr gearbeitet. Nun war Birgit ein paar Tage kranke, und ich hatte Rasga drei Tage hintereinander in der Handarbeit.
Am ersten Tag war Rasga ziemlich fahrig und nervig. So musste ich “kleines” Programm fahren. Nur Sachen, die sie schon gut kann, alles in Ruhe und langsam.
Am zweiten Tag kam Rasga schon ganz anders aus der Box. Ich konnte gleich mit dem Spanischen Tritt beginnen, der deutlich besser war als am Tag zuvor. Die Krönung war die Schritt-Pirouette. Die klappte so gut, dass ich begann, das jeweils äußere Hinterbein zu touchieren, wenn es auf den Boden aufsetzt. Das animiert Rasga dazu, es ganz schnell wieder hochzunehmen, das andere Hinterbein dann natürlich auch. Und so hat Rasga die ersten Piaffe-ähnlichen Tritte gezeigt. Dabei hat sie abgeschnaubt und sich sichtlich entspannt.
Am dritten Tag habe ich mit Rasga die Vorbereitung zu den Piaffe-Tritten beim Hinterhergehen gemacht: Rasga muss gaaaaaanz kleine Tippelschritte im Vorwärts machen. Wenn es gelingt, dann sehr gleichmäßig. Anfangs war sie sehr verwirrt. Was denn nun? Anhalten oder gehen? schien sie zu fragen, wenn ich die Leinen etwas angenommen habe, um die Schritte zu verkürzen.
Nach einer Runde schien sie begriffen zu haben. Der Schritt wurde kurz, da heraus konnte ich sie wieder antreiben.
Das hat Spaß gemacht! (Rasga hoffentlich auch!)
17. Nov.. 2009 | Pferde in meinem Stall
Seit Anton zu mir in den Stall gekommen ist, benimmt sich Donovan wieder wie der Prärie-Hengst, der seine Stuten vor allen Konkurrenz-Wallachen beschützen muss. Alle Nase lang ist eine von den Stuten rossig, und Donovan zeigt sich ganz als Mann.
Nicht, dass unsere Stuten das nicht mögen würden! Sie stehen mit glasigen Augen da und drängen sich noch dichter an ihn heran.
Das mit den Stuten ist schon extrem lästig und total unerwünscht, aber kaum zu ändern. Nicht dulden kann ich allerdings, dass Donovan im selben Atemzug Anton und Dagobert wegscheucht – und das so vehement, dass sich Sorge haben muss, dass sie sich verletzen.
Ich hatte eigentlich gehofft, dass Anton zu Donovan in den Offenstall ziehen kann. Das möchte ich Anton aber nicht zumuten. Einen ganzen Tag waren sie gemeinsam zu zweit auf der Weide. Auf der Weide ist alles prima, aber wehe, Anton will in ihre gemeinsame “Zweiraumwohnung” gehen, um auch mal von dem köstlichen Heu zu probieren! Dann ist Donovan sofort zur Stelle und behauptet sein Recht: Diese Wohnung ist besetzt!
So ist Anton nach diesem Tag wieder in die Stallgasse eingezogen, und Donovan muss draußen alleine bleiben.
Ich habe es Donovan schon erzählt: Er wird da draußen so lange alleine leben müssen, bis er gelernt hat, sich zu benehmen. Außerdem muss er jetzt jeden Tag geistige Schwerstarbeit leisten, damit er lernt, sich unterzuordnen.
An jenem Sonntag, wo er Anton so vertrieben hat, hätte ich ihn an den nächsten Baum anbinden können, oder jemandem verschenkt!
In meiner Wut und Ohnmacht habe ich ein langes Gespräch mit meiner Freundin Christine geführt. Gemeinasam sind wir zu dem Schluss gekommen: Donovan braucht konsequente, regelmäßige Arbeit. Die acht Wochen Pause, die ich ihm gegönnt hatte, waren für seine geistige Entwicklung nicht förderlich. Sie haben allenfalls sein Selbstbewusstsein gesteigert.
So habe ich auch meinen Tagesablauf geändert. Noch bevor ich die Boxen miste, muss Donovan in der Halle oder auf dem Platz arbeiten, damit ihm meine volle Kraft zugute kommt. Und zur Not könnte ich ihn dann auch noch mal am Nachmittag rausziehen.
17. Nov.. 2009 | Pferde in meinem Stall
So bin ich nach dem nächtlichen Telefonat mit Christine am anderen Morgen voller Elan zu Donovan gegangen und habe eine halbe Stunde freilaufend in der Halle mit ihm gespielt. Meine und seine Aufgabe: Bleibe am Spiegel stehen!
Das wollte Donovan partout nicht. Immer wieder versuchte er, an mir vorbei die lange Seite herunterzurennen. Ich war vorbereitet: Bewaffnet mit einer sehr langen Touchierpeitsche mit weißem Zipfel dran, konnte ich seine “Ausbruchsversuche” verhindern und ihn zurück zum Spiegel schicken. Ich konnte richtig spüren, wie ihn das geärgert hat und unglaublich, wie sehr sich ein Pferd beim Bocken verdrehen und verrenken kann!
Irgendwann gab er auf, stand am Spiegel und guckte mich an. Ich habe mich dann sofort weggedreht und bin Richtung Hallenmitte geschlendert. An den Atemgeräuschen konnte ich hören, dass Donovan mir sofort gefolgt ist. Ich habe ihn tüchtig gelobt – und die ganze Sache wiederholt!
Am Nachmittag wollte ich dich gleiche Geschichte noch einmal machen. Aber da kam mir Donovan schon so lammfromm auf seinem Paddock entgegen, dass ich mich spontan umentschloss, mit ihm wieder HSH zu machen.
Noch drei Tage zuvor konnte er in HSH nicht einmal mehr neben mir vernünftig anhalten, ohne nach seinen Stuten zu brüllen.
Aber an diesem Nachmittag war das bravste Pferd im Dorf. “Ich soll außenherumgehen? Kein Problem. Ich kann auch seitwärts! Soll ich dir mal zeigen, wie gut das schon geht?” Selbst anhalten funktionierte, obwohl Donovan das nur ungern tut.
Um ihn nicht unnötig zu ärgern, habe ich die Sitzung nach 20 Minuten mit einem dicken Lob beendet. Schließlich soll er ja auch nicht jedes Mal Stress in der Halle kriegen…
17. Nov.. 2009 | Pferde in meinem Stall
Am nächsten Tag bin ich mit ihm mit Parelli-Ausrüstung in die Halle. Alle Hindernisse, die mir so einfielen, hatte ich zuvor aufgebaut: Plane, Sprung, Tonne, Gymnastikball…
Und was soll ich sagen? Donovan hat alles brav mitgemacht. Er ist am Seil gesprungen (das kann er wirklich in allerschönster Manier und flüssig), hat gleich danach angehalten und mich angesehen, ist über die Plane geschlendert, hat am Ball gerochen, den er aber für absolut doof hält.
Selbst über die einzelne Tonne konnte ich ihn schicken, und das alles ohne großen Aufruhr. Ich glaube, Donovan spürt meine Entschlossenheit, ihn wieder abzugeben, wenn er nicht “spurt”.
Inzwischen arbeite ich ihn täglich in HSH. Er muss SEHR kurz ausgebunden gehen. Täglich fünf Minuten, um sich daran zu gewöhnen. Er darf auf dem Zirkel Schritt gehen und wenn er mag traben. Dabei sieht er richtig schick aus, weil er dabei so einen Kragen macht. Dann schnalle ich ihn wieder länger und wir absolvieren das “Hinterhergeh-Programm”.
Das wiederum funktioniert nicht immer zu meiner vollen Zufriedenheit. Aber: Es wird täglich um eine Nuance besser. Manchmal muss man sich mit weniger zufriedengeben.
Ich habe auch den Spanischen Schritt wieder aufgenommen. Den macht Donovan ja zu und zu gern – wenngleich es ihm noch an Rhythmus fehlt und die Schritte nicht geregelt kommen. Das dauert noch ein paar Tage!
16. Nov.. 2009 | Pferde in meinem Stall
Seit dem 8. November gibt es ein neues Mitglied in unserer kleinen Pferdeherde: Anton. Nein, nein, der gehört mir nicht und ist NICHT mein 4. Pferd… 🙂
Den hat Madelaine, eine junge Frau, zu mir gestellt, damit er in HSH zu einem anständigen Dressurpferd wird. Anton ist vier Jahre alt, ein Hannoveraner, von Madelaines Mutter selbst gezogen. Er ist selbstbewusst, ein bisschen aufdringlich, sehr menschenbezogen – und total verfressen!
Dagobert mag seinen “Konkurrenten” gar nicht. Wenn ich die beiden Wallache auf den Reitplatz lasse, damit sie sich ordentlich dreckig machen können, macht Dagobert dem Neuen klar: Das sind meine Stuten, die da über den Außenbalkon gucken. An denen darf nur ich riechen – Du nicht. Beide Wallache schmeißen dann schon mal ihre Hinterbeine in die Luft. Ich hatte erst Angst, es könnte eine größere Auseinandersetzung geben – wäre mir wegen Dagoberts Verletzung gerade nicht so recht. Aber die zwei machen nur “Schattenboxen”. Anton gibt sofort klein bei und trollt sich.
Inzwischen – beide waren schon dreimal zusammen draußen – genügt ein schiefer Blick aus Dagoberts Augenwinkeln, damit Anton pariert. Ich bin sicher, die zwei werden noch die dicksten Kumpel. Aber auch unter den Pferden dauert es mitunter eine Weile, ehe sie das kapiert haben.
Mit den Stuten hatte ich die Wallache jetzt noch nicht gemeinsam draußen. Ich will nicht noch ein weiteres Desaster heraufbeschwören…
Ein Bild von dem hübschen Anton folgt, sobald das Wetter etwas besser geworden ist, dass ich auch draußen fotografieren mag.