Arbeiten im Freien

Das Wetter war prima – nicht zu heiß und nicht zu viele Insekten, da wollte ich auf dem Platz arbeiten. Hatte auch damit zu tun, dass ich zu faul war, die Halle zu sprengen…
Als erstes war Donovan dran. Ich dachte: Mal sehen, was er auf dem Platz anstellt. Vielleicht kostet er mich all meine Kraft und ich muss länger durchhalten. Wollte nicht, dass mir das Licht draußen schwindet – das ist für junge Pferde unheimlich.
Donovan ließ sich wieder brav „anziehen“, dann ging es zu den üblichen HSH-Übungen nach draußen. Donovan war recht ordentlich bei der Sache – obwohl er immer wieder zum Wall hingeschielt hat, ob da nicht Monster oder Wall-Geister sitzen, die es auf junge, russische Trakehner abgesehen haben!
Ich bin recht zügig vom Führen zum Hinterhergehen übergegangen. Klappte recht anständig – auch an der langen Seite am Wall entlang. Selbst seitwärts ließ er sich schicken. Ich musste allerdings aufpassen, dass er nicht zwischendurch am Grün naschte, das über den Zaun wuchert. Wer er alles recht brav gemacht hat, auch Volten in den Ecken, wollte ich ihn nicht überstrapazieren und habe ihn zum Abschluss noch ein wenig longiert. Er hat mitgemacht – dass sollte reichen.
Nach ausgiebigem Loben durfte er zurück in seinen Paddock. Ich glaube, er war ziemlich stolz darauf, wie mutig er sich auf dem Außenplatz benommen hat.


Cera wollte ich reiten. Ich musste mich beeilen, weil man schon ahnen konnte, dass es dämmrig werden wollte. Kein Zweifel: Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Tage werden deutlich kürzer…
Cera war ein bisschen träge, deshalb habe ich sie am Ende ausnahmsweise etwas länger galoppiert. Sie hat es sichtlich genossen und ordentlich geprustet und abgeschnaubt. Dann kam für alle das Beste vom Abend: Sie durften wieder auf die Koppel. Donovan, der Schlawiner, hat sich gefreut, seine Damenriege wieder um sich zu haben.


Musterstunde mit Donovan

Als letzter Kandidat in unserem Stall durfte Donovan arbeiten. Ich habe mir besonders viel Zeit gelassen, ihn in die HSH-Ausrüstung zu stecken, ihn gründlich geputzt. Er hat die Aufmerksamkeit ganz offensichtlich genossen.
Was mir gut gefällt: Wenn ich ihm die Trense hinhalte, nimmt er den Kopf ganz tief, macht das Maul auf und greift selbst nach dem Gebiss. Das habe ich bisher bei noch keinem Pferd hingekriegt. Dafür wird er immer mit einem Leckerli belohnt.
Ansonsten gibt es bei mir während der täglichen Arbeit keine Leckerlis mehr. Ich habe festgestellt, dass Donovan mehr bei der Sache ist, wenn er nicht dauernd nach einem Leckerli schielt.
In der Halle habe ich ihn nur zwei lange Seiten im Nebenhergehen anhalten lassen, dann ging’s gleich in den Leinen hinterher. Auch hier nur eine lange Seite geradeaus, dann habe ich ihn in den Ecken jeweils zwei Volten gehen lassen. Mir schwebt Christines Übung (Volte, übertreten lassen und daraus zurück in die Volte) vor. Dafür muss Donovan das Kommando Volte gut kennen. Die Volten klappten auf Anhieb. Das Übertretenlassen baue ich dann in der Woche mit ein.
Aus den Volten in der Ecke kann man wunderbar in den Seitengang an der langen Seite überleiten. Das Pferd ist schon ein wenig in die richtige Richtung gestellt und gebogen. Donovan machte auch hier ganz willig mit. Travers an der langen Seite, wenn ich im Keil zwischen ihm und Bande gehe, hat er noch nicht so gut begriffen. Aber es wird täglich besser.
Auch hier habe ich es nach wenigen Minuten dabei bewenden lassen. Dafür, dass er so eifrig bei der Sache ist, will ich ihn auch belohnen und ihn nicht mit zig Wiederholungen quälen.
Zum Abschluss gab es noch wenige Runden auf dem Zirkel an der Longe. Ich möchte, dass er sich so daran gewöhnt, dass er gelassen den Hals fallen lässt. Das gelingt schon für wenige Tritte, aber eben noch nicht für länger. Als ich mit dem Longieren vor zwei Monaten anfing, dachte man ja noch, er wolle die Lampen an der Decke ablecken. Das ist ja Gott sei Dank lange vorbei.
Den Abschluss bildete wieder das Um-ihn-herum-Gehen und unterdurchkriechen.
Als ich ihn in der Stallgasse absattelte, blieb er ebenfalls artig bei mir, stand ganz ohne Sattel und Zaumzeug da. Er wird richtig zutraulich…
Den ganzen „Vortrag“ mit Donovan haben Birgit und Evi beobachtet. Für Birgit gewiss eine Anregung, wie man eine HSH-Einheit abwechslungsreich und nicht zu lang gestalten kann. Sie ist verständlicherweise manchmal noch unsicher, was sie wie lange mit Rasga tun muss.


Beobachtung mit Rasga

Rasga hatte ich ja am Freitag zuletzt im Unterricht. Heute habe ich nur mal an der Bande gestanden und Birgit beobachtet, wie sie mit Rasga arbeitet. Ich habe den Eindruck, dass die zwei immer mehr zusammenwachsen. Birgit hat eine wunderbar ruhige Art, mit Rasga umzugehen.

Manche Kommandos kommen noch zu ruppig, andere wiederum nicht forsch genug. Und manchmal dürften die Stimmkommandos deutlicher und vor allem früher kommen. Als ich mit Cera vor einem Jahr begann, musste ich mich auch erst daran gewöhnen, dauernd mit meinem Pferd zu reden und stur meine Wortkommandos laut und wiederholend zu geben.

Das wird Birgit ebenfalls bald in Fleisch und Blut übergehen. Was das Wichtigste ist: Birgit kann loben! Das hört sich blöd an, loben kann ja schließlich jeder, denkt ihr vielleicht. Nein, das ist ganz gewiss nicht so. Nur, wer sein Pferd im rechten Moment gut loben kann, wird Erfolg haben. Wichtig bei unserer Arbeit ist, die Freude, die wir selbst dabei empfinden, dem Pferd weiterzugeben. Es wird nicht mehr lange dauern, und Rasga wird sich für Birgit „ein Bein ausreißen“.

Es freut mich jedenfalls, dass die beiden so viel Spaß mit einander haben, und schon in wenigen Wochen ist das Anfangsstadium überschritten und die zwei werden anspruchsvolle Lektionen zustande bringen! Wie heißt es so schön in der TV-Werbung? „Dafür stehe ich mit meinem Namen“!


Cera war heute ein Genuss

Aufgrund der vielen Insekten habe ich Cera heute in der Halle geritten. Das hat nicht nur den Vorteil, mir das Pferd nicht mit den Bremsen teilen zu müssen, ich habe dort auch den großen Hallenspiegel und kann Teile der Übungen darin kontrollieren.
Ich experimentiere ja noch immer mit der neuen Stahleckerkandare. Cera geht wunderbar dami und wird immer feinfühliger, reagiert oft nur auf Gewichtsverlagerung und Stimme. Was sie mit großem Eifer immer wieder anbietet, ist der Spanische Trab. Es genügt ein ungeschicktes Hantieren mit der Gerte (wenn ich z.B. die Zügel neu ordne), und sie müht sich, die Beinchen vorn hochzunehmen.
Ist richtig rührend. Meine neue Strategie beim Reiten: Immer, wenn eine Lektion gut gelungen ist, schmeiße ich die Zügel hin. Nur für zwei, drei Tritte, dann sammele ich sie wieder auf. So kann sich Cera nicht verspannen und wird sofort für ihre Übung belohnt.
Das Konzept scheint aufzugehen: Sie ist übereifrig, bietet mir alle Lektionen, die sie kann von selbst an. Ich kann sie manchmal gar nicht schnell genug davon abhalten. Ist gerade hoch interessant. Im Trab lege ich immer mal für ein paar Tritte zu, um Cera dann allein durch mein Gewicht wieder zu verlangsamen. Das klappt auch immer besser. Wenn sie mal nicht sofort reagiert, bringt sie das (geflüsterte!) Kommando „Haaaaalt“ sofort zum Stehen und wir können erneut antraben.
Immer noch arbeite ich sehr am Travers und an der Traversale. Im Schritt wird sie richtig gut, im Trab bereitet es uns noch Mühe. Aber: Es gelingen fünf oder sechs gute Tritte. Die belohne ich dann, wie oben beschrieben. So macht das Reiten richtig Spaß!


Donovan ist wasserscheu…

Weil es heute so entsetzlich schwül war, habe ich Cera eingehend gebadet, Mähne und Schweif gewaschen. Das habe ich zuletzt im letzten Sommer gemacht. Cera mag es nicht besonders, aber sie steht ganz artig und erduldet die Prozedur.

Donovan kennt Wasser noch gar nicht – jedenfalls nicht, wenn es aus einem Gartenschlauch kommt. Es wird Zeit, dass er sich damit auseinandersetzt. Also habe ich ihn mir geholt, das Wasser auf „ganz wenig“ gestellt und die Spritze vorher abgemacht, damit es nicht so zischelt.

Zuerst habe ich MEINE Gummistiefel damit abgespritzt. Das fand Donovan interessant – blieb aber abwartend am Ende des Führstricks stehen. Als ich auf ihn zuging – den Schlauch in die andere Richtung haltend – wich er schon einen Meter weiter zurück.

Ich tröpfelte Wasser vor ihn auf den Boden, wieder über meine Stiefel – und über seine Vorderhufe. „Igitt-igitt!“, rief er und schüttelte sein Vorderbein ganz doll und hob es zwei Meter hoch in die Luft.

Er hat mich sehr an meine Katze Jenny erinnert, die ihre Beinchen bei jedem Schritt ausschüttelt, wenn sie durch eine Pfütze läuft. Ich blieb mit Donovan hartnäckig. Am Ende hatte ich die Vorderhufe beide nass, und Donovan hat Extraübungen im Spanischen Schritt absolviert. Zwischendurch lief er um mich herum und übte seine Stimmbänder im Schnorcheln.

Richtig Vertrauen hat er zu der Sache noch gar nicht. Ich verbuche es aber als großen Fortschritt, dass er sich nicht losgerissen hat und sich auch ehrlich Mühe gab, mal an dem Wasserstrahl zu riechen – um dann prustend gleich wieder einen Meter zurückzuweichen.

Ich werde wohl noch ein paar „Kneipp-Sitzungen“ mit ihm veranstalten müssen, ehe ich ihm mal den Schweif waschen kann.