1. Aug.. 2009 | Stallgeflüster
Gestern habe ich mich spontan entschlossen, heute Freundin Christine zu besuchen. Wir tauschen uns regelmäßig über unsere Arbeit in HSH aus. Sie hat ebenso wie ich ein rohes Pferd: Semilia. Mit ihr ist sie allerdings schon zwei, drei Monate weiter als ich mit Donovan. Dann ist Semilia an den Umgang mit Menschen gewöhnt und hatte letztes Jahr ein Fohlen. Und sie ist ein Jahr älter.
Aber Christine hat nicht nur Pferde. Ihre Familie bewirtschaftet einen recht großen Bio-Hof. Dazu gehören zwei Angus-Rinderherden und eine Herde Fleckvieh. Die Tiere laufen frei (jede Erwachsenenherde hat ihren eigenen Bullen) und kalben auch im Freien. Bis zur nächsten Geburt dürfen die Kälber bei ihren Müttern bleiben, wie in der freien Natur. Christine hat mir am Telefon schon viel von ihren Rindern erzählt, aber ich hatte sie noch nie live in Augenschein genommen. Dafür reichte die Zeit immer nicht. Heute sollte der Tag sein!
Die Weiden liegen ein paar Kilometer weg vom Hof. Wir sind mit dem Auto hingefahren, „bewaffnet“ mit zwei Eimern geschnittenen Augustäpfeln und einem elektrischen „Bullentreiber“, falls einer der Bullen „komisch“ wird. Die Tiere sind wirklich herzallerliebst und kommen, wenn Christine ruft, gemächlich angetrottet.
Unser erster Stopp galt einer gemischten Herde Angus und Fleckvieh. Christine war mehr als überrascht, als sie ein neues Kalb entdeckte – von einer älteren Milchkuh, die eigentlich noch gar nicht hätte kalben sollen… Ich habe gefilmt:

Ein Kuhkalb, erst wenige Stunden alt, offenbar in der Nacht zuvor geboren. Es konnte schon behende aufstehen und hat uns neugierig beäugt. Weil die Tiere sehr frei leben, sind sie auch nicht handzahm. Man kann sie zwar anlocken, aber nicht anfassen. Allenfalls schnuppern sie mal an der Hand.
Ich hätte das Kälbchen ja zu gern mal geknuddelt. Das ging natürlich nicht.
Und als ob Kalb und Mutterkuh meine Gedanken erraten hätten machten sie auf einmal auf dem Absatz kehrt und zockelten in den hintersten Winkel der Weide. Das Kälbchen ganz dicht bei der Mama, quasi in ihrem Windschatten.

Da sieht man doch ganz deutlich, dass das doch mal eine Milchkuh mit guter Leistung war! Man könnte meinen, sie hat Drillinge geboren – jedenfalls würden so viele davon satt.
Auch auf den anderen Weiden gab es viele Kälbchen – eins schöner als das andere, alles Angus-Kälber, in schwarz und braun. Ein paar habe ich für euch abgelichtet…
Eine stattliche junge Dame in braun
Ein Baby in schwarz
Hier noch mal was Kleines in braun
Sind sie nicht ein tolles Paar? Die stolze Mama mit ihrem Nachwuchs.
Hier muss erst noch was draus werden! Bei dem runden Bauch könnte man meinen, es werden wenigstens Zwillinge. Mehrlingsgeburten sind bei Kühen eher selten, kommen aber durchaus vor, und das ist immer ein Risiko für Mutter und Kind. Diese Kuh hatte schon im vergangenen Jahr Zwillinge (die aber beide überlebt haben)…
Christine und ihre Familie kontrollieren die Tiere zweimal am Tag, damit auch nicht eins verloren geht. Es kann nämlich schon mal vorkommen, dass die kleinen Kälbchen stiften gehen oder im Graben landen, aus dem sie sich selbst nicht befreien können.
Themenwechsel: Christine und Semilia. Christine hatte mir am Tag zuvor ganz stolz am Telefon berichtet, dass sie sich das erste Mal auf ihr Pferd gesetzt hat! Sie war ganz allein auf dem Platz, das Pferd super gelassen, da hat sie sich getraut. Sie sind noch keinen Schritt gegangen – einfach nur draufsitzen und von oben links und rechts ein Leckerli gefüttert.
Ich hätte Christine heute gerne geholfen, sie vielleicht sogar eine Runde im Schritt auf dem Pferd geführt. Aber das ergab sich heute so gar nicht. Es war unendlich schwül auf dem Platz und alle Anwesenden wurden tüchtig von Bremsen gequält. So war Semilia auch entsprechend unwirsch und zeigte sich nicht von ihrer besten Seite. Ich habe trotzdem viel gefilmt, weil man aus allen Videoaufnahmen seine Schlüsse für das weitere Vorgehen ziehen kann.

Der Versuch mit dem Spanischen Trab auf dem Zirkel endete in wildem Bocken. Christine hat schließlich losgelassen, um nicht heraufzubeschwören, dass sich Semilia in der Kurve hinlegt. Man sieht ganz deutlich, wie Semilia mit allen vier Füßen in der Luft hängt.
Die Große hatte ganz schön Temperament, wie ihr seht. Sie flitzte die lange Seite hinunter. Dann brüllte Christine ein lautes „Haaaaaalt“ dem Pferd hinterher – und nach der Ecke stand Semilia wie angewurzelt und wartete, bis Christine den Wirbelwind wieder eingesammelt hatte.
Intervallschritt, Seitengänge und vor allem die kurzen Tritte gelangen wunderbar – und ich habe eine neue Lektion gelernt: Weil sich Semilia in der Schrittpirouette schwer tut, lässt sie die Stute erst in einer großen Volte gehen, um dann auf für einige Tritte ins Seitwärts zu gehen und dann wieder zurück in die Volte.
So verliert sie nie an Vorwärts und das Pferd quält sich nicht so mit dem Übertreten. Die Übung habe ich mir gemerkt und werde sie gleich morgen an Donovan ausprobieren!
Aufgesessen ist Christine am Ende dann doch nicht. Eine kluge Entscheidung! Es waren einfach zu viele Bremsen unterwegs und Semilia nicht gelassen genug.
Na, ich werde noch mal wiederkommen müssen, um die ersten Reitkünste auf Video zu bannen!
31. Juli. 2009 | Ausbildung
Weil die Zeit gut gepasst hat, wurde auch Rasga von Dani während meiner Unterrichtsstunde gefilmt. Es sind spannende Aufnahmen, weil sie das Pferd nunmehr nach ca. zwei Monaten HSH-Arbeit zeigen.
Birgit ist deutlich geschickter mit den Leinen geworden, muss aber noch lernen, vorausschauend zu handeln. Rasga hasst die Ecken, und Birgit hat es zugelassen, dass Rasga die Ecken stark abkürzt. Da muss sie jetzt gegensteuern.
Was mich sehr gefreut hat: Die Seitengänge werden immer flüssiger. Es wird ein Genuss sein, sie vom Sattel abzurufen. Zur Erinnerung: Rasga kannte bislan keine gerittenen Seitengänge, wollte nicht mal ein popeliges Schenkelweichen mit dem Kopf zur Bande gehen.
Ich habe Birgit heute gezeigt, wie sie die Leinen überwerfen kann, um zwischen Rasga und Bande zu gehen. Sie kann so mit der Hand Rasgas Popo nach innen schieben und die Abstellung, bzw. das Kreuzen der Beine gut kontrollieren. Es brauchte ein paar Versuche, ehe die Leinen anständig über Rasgas Rücken flogen und gut lagen. Aber das „Gehen im Keil“ klappte hervorragend.
Zurzeit soll Birgit viel den „Intervallschritt“ üben: Fünf Schritte gehen, halten und da heraus fleißig wieder antreten. Ob Rasga beim Halten Geradesteht, ignorieren wir. Hauptsache sie tritt fleißig an. Nach zwei, drei Wiederholungen der Übung weiß Rasga, was sie tun soll und zählt schon beinah von selber mit – und vergißt dabei ganz, sich schief hinzustellen. Da das Halten in dieser Lektion nur kurz ist und es ja auf den fleißigen Antritt ankommt, versammelt sich das Pferd automatisch immer mehr und schiebt nach wenigen Versuchen auch beim Halten die Hinterbeine gut unter. Das hat meist ein korrektes Stehen zur Folge.
Abschluss der Stunde war heute mal wieder das Longieren. Wie hat sich Rasga verändert! Vorbei ist der Nähmaschinentrab! Birgit hatte Mühe, das Pferd im Trab zu halten. Rasga hielt auf Stimmkommando sogar an der Zirkellinie an. Beim Zirkel verkleinern und wieder vergrößern haben sich beide sehr viel Mühe gegeben.
Rasga hat viel geprustet und abgeschnaubt – Birgit hat nur geschwitzt…
Am Ende hatte Rasga sogar ein bisschen Schaum um die Lippen – obwohl gar kein Gebiss im Maul lag. Das Pferd war offenbar richtig entspannt!
Aber dass sie nicht mehr rennt, freut mich am meisten. Nun können wir auch daran denken in Bälde den Galopp wieder aufzunehmen – wenn sich das ruhige Longieren noch für einige Tage so gut wiederholt wie heute.
Mal sehen, was ich aus den Videos rausziehen kann. Dann stelle ich die nächsten Tage wieder was rein!
31. Juli. 2009 | Ausbildung
Heute ist Freitag, das ist wieder Filmtag mit Dani! Heute möchte ich mit Cera mal sehen, wie das mit der neuen Kandare aussieht. Cera hat sich inzwischen gut an das neue, andersartige Gebiss gewöhnt. Meine Zügelführung ist feiner geworden.
Ich muss noch an meinem Sitz feilen – aber eins nach dem anderen.
Was mich besonders freut: Cera weiß immer schon was kommt und ist sehr eifrig, es mir Recht zu machen. Nach der Trabsequenz habe ich zur Mittellinie hin abgewendet, wollte noch ein paar Seitengänge im Schritt zeigen, um sie im Video zu sehen. Cera dachte wohl, ich wollte Spanischen Schritt – und legte los. Ohne mein Zutun. Ich konnte sie nicht davon abhalten.
Und bei einer Schrittpirouette nach rechts ist sie doch tatsächlich angaloppiert. Das hatte ich in den Wochen zuvor mal versucht. Cera wird immer feiner, und auf dem Video kann man gut sehen, wie sie auf mich achtet. Die Ohren sind stets zu mir nach hinten geklappt, damit sie nur ja kein Stimmkommando verpasst.
Ein kurzes „Haaaaalt“ bringt sie immer zum Geradestehen – egal aus welcher Gangart. Besonders viel Spaß macht der Spanische Trab. Ich „klappe“ meine Gerte im Trab leicht nach vorn, und Cera gibt sich alle Mühe die Beine vorne etwas höher zu nehmen.
Inzwischen sieht es nicht mehr aus wie humpeln. Die Schritte sind nicht ganz so hoch wie zu Beginn, dafür regelmäßiger. Zwei, drei Tritte bekommt sie inzwischen hin. Ich höre danach immmer sofort auf und lobe sie tüchtig.
Sie hat das Kommando begriffen. Jetzt kann ich die Lektion täglich für ein paar Meter üben – in der Hoffnung, dass dadurch sich ihr Trab deutlich verbessert.
31. Juli. 2009 | Ausbildung
Donovan hatte fast eine Woche Pause. Es war einfach zu schwül, um mit den Pferden zu arbeiten. Und in der Halle war es mir auch zu stickig, obwohl es da ja keine Insekten gibt.
Heute aber war es angenehm kühl und trotzdem sonnig. Ich habe mir für Donovan viel Zeit genommen, ihn ausgiebig geputzt und in aller Ruhe angetüttelt. Dann sind wir in die Halle. Anfangs war alles wie immer – aber plötzlich wollte er rechtsrum nicht mehr gehen, drängelte immer in die Mitte. Warum?
Dann sah ich sie: Die blaue Plane, die ich vom letzten Mal spielen in der Ecke zusammengefaltet hatte. Die hat Donovan argwöhnisch beäugt. Ich bin ein paar Mal mit ihm daran vorbeigegangen, dann war die Plane Alltag. Trotzdem habe ich gemerkt, dass er zu viele Tage Pause hatte. Die Lektionen waren nicht ganz so flüssig wie sonst.
Das Seitwärts – im Keil gehen und auch hinterher – wird allmählich besser. Der kleine Kerl tut sich immer noch schwer damit. Dafür klappt das Anhalten an unseren Punkten jetzt ohne Leinenzug. Das Geradestehen muss ich immer noch korrigieren, aber dann stellt er sich gerade.
Zum Abschluss habe ich ihn wieder longiert. Er war heute etwas munterer als sonst. Und ein leichtes Knallen mit der Bahnpeitsche, um ihn zum weitertraben aufzufordern brachte dann wieder mörderische Bocksprünge zu Tage. Aber diesmal war es anders als sonst: Ich habe ihn gewähren lassen, und als es ihm gelang sich aus dem Zirkel zu drehen und „verkehrt herum“ zu laufen (die Leine war nun außen und führte um seine Hinterhand herum), dachte ich schon, das war’s jetzt. Aber: Ich konnte ganz ruhig auf den Zirkelhufschlag gehen, ihm quasi folgen, dann waren die Bockhüpfer erledigt und wir haben weitergemacht.
Er stürmt nicht mehr kopflos davon, sondern überlegt genau, ob bocken für ihn jetzt funktionieren kann. Fast glaube ich, dass er mich taxiert.
Zum Abschluss kam noch die Lektion „Fuss, Fuss“: Er soll auf Zeigen oder Antippen das jeweilige innere Hinterbein im Stehen schnell anlüpfen. Das macht er ausgezeichnet. Sogar auf beiden Händen. Ich höre nach drei, vier Mal Beinheben auf.
Morgen werde ich es auch mal versuchen, wenn ich hinter ihm stehe. Dann steht den kurzen Tritten bald nichts mehr im Weg…
27. Juli. 2009 | Ausbildung
Birgit war ein bisschen aufgeregt (glaube ich jedenfalls). Immerhin hat sie zum ersten Mal vor Publikum die auch für sie neue HSH-Methode vorgeführt. Für die Zuschauer war es spannend, ein älteres, längst gerittenes Pferd zu sehen, das mit HSH gerade erst beginnt.
Birgit hat tüchtig geschwitzt, dafür aber auch eine tolle Leistung hingelegt. Rasga hat ihre Lektionen völlig cool gezeigt und nicht einmal aufgemuckt: Führen und Geradestehen, kurze Schritte, das Anhalten beim Hinterhergehen, der Ansatz zu den Seitengängen – alles klappte auf Anhieb. Birgit und Rasga sind ein tolles Team!