16. Apr.. 2009 | Stallgeflüster
Meine Pferde stehen ja schon stundenweise im frischen Gras. Aber halt nur stundenweise, und heute morgen mussten wieder alle auf den großen Paddock – mit Heu, weil meine Sara, die meine Pferde reinholt, erst um die Mittagszeit kommen kann. Für den Haflinger Asterix ist der Auslauf inzwischen total langweilig – wo es doch überall so schön grünt und blüht. Und da könnte man doch auch mal das junge Grün auf dem Wall probieren!
Natürlich sind die Pferde vom großen Wall (er umringt zum Teil meinen Reitplatz) durch einen – einst ziegensicheren – Zaun geschützt. Allerdings ohne Strom. Für Schwergewicht Asterix war es daher ein leichtes, sich ein wenig dagegenzulehnen, bis der Zaun am Wall aufliegt und dann noch ein bisschen nachzutreten.
Als Sara kam, die Pferde reinzuholten, thronte Asterix majestätisch AUF dem Wall, mit einer ganzen Reihe neidischer, vierbeiniger Zuschauer, die sich die Kletterpartie wohl nicht zutrauten. Gott sei Dank! Sara musste richtig schwer überlegen, wie sie den Zausel in die Box bringen sollte. Den auf dem gleichen Weg zurück wäre zu gefährlich gewesen.
So absolvierte Sara eine Buschtour über die andere Wallseite durch das Unterholz, durch die Buschrosenhecke und die Haselnusssträucher hindurch – mit Asterix willig im Schlepptau. Ja ja, Haflinger sind halt Alpenpferde…
13. Apr.. 2009 | Ausbildung, Freunde
Ostermontag. Für heute ist meine Freundin Christine aus der Nähe von Lübeck mit ihrer Stute zu Besuch. Ein erster Test, wie artig die Stute beim Fahren ist – es ist ihre erste längere Fahrt von zu Hause – und wie artig sie sich in der ihr fremden Umgebung verhält.
Schließlich muss sie ja in drei Wochen wiederkommen und eine anständige Figur machen, wenn Fritz Stahlecker uns besucht. „Semilia“ ist erstaunlich gelassen und folgt Christine artig um die Halle herum, begutachtet den Spiegel, das Hallenfenster, den fremden Hallenboden. Dann kommt Semilia mit einem Haufen Heu in die Gastbox in der Halle und darf etwas verschnaufen. Wir tun das bei einer Tasse Kaffee auch.

Semilia ist schon fünf, hatte letzten Sommer ein Fohlen. Sie ist noch nicht geritten, wird aber seit Weihnachten – aus Wettergründen leider mit größeren Unterbrechungen – in HSH gearbeitet. Toll, wie sich die Stute in der kurzen Zeit herausgemacht hat. Ich hatte sie zuletzt im Sommer mit ihrem Fohlen bei Fuß gesehen.

Christine ruft mit ihrer Stute alle Grundlektionen des HSH-Trainings ab, während ich filme. Semilia bleibt auch während der Arbeit artig, findet nur das Fenster zur Halle spannend, wo sie die anderen Pferde sehen kann.

Nach einer knappen halben Stunde ist Schluss. Semilia kommt wieder in die Box, Christine und ich sehen uns das Video an.
Dann ist Cera dran. Mit der reite ich draußen. Boa ist das warm! Aber Cera hat einen recht guten Tag und macht bereitwillig mit.

Gleich im Anschluss hole ich Donovan. Nun den dritten Tag mit Satteldecke und Longiergurt ausgerüstet, darf er zeigen, was er kann. Auch er benimmt sich anständig, obwohl Christine mitten in der Bahn mit Kamera und Stativ „auf ihn zielt“. Ich halte die Einheit kurz, schließlich muss Christine ihre Stute noch heil nach Hause bringen.



So gibt es jetzt erste Aufnahmen mit Donovan im Ansatz des Spanischen Schrittes (2. Tag) und mit fester angezogenem Gurt (3. Tag). Eine schöne Erinnerung für später!
12. Apr.. 2009 | Pferde in meinem Stall, Stallgeflüster
Ostersonntag: Beide Pferde bekommen eine Arbeitspause. Es ist einfach zu warm, und sie schwitzen arg unter dem dicken Winterfell, dass sich jetzt in dicken Placken herauskratzen lässt. Je mehr ich bürste, desto mehr kommt nach. So habe ich beide Pferde ausgiebig durchgekratzt und die Hufe ein wenig nachgefeilt. Beim Reinholen vom Winterpaddock bleiben alle beim kleinsten Grashalm stehen, um den vorsichtig abzuzupfen.
Ich habe ein Einsehen: Auf meiner kleinen Dreieckswiese ziehe ich einen Trennzaun, damit nur die Hälfte der Wiese zertrampelt wird, und ich lasse meine Pferdchen frei. Die Kamera habe ich schussbereit dabei, um die ersten Freudenhüpfer im Grün zu filmen.
Das gelingt mir aber nicht. Diesmal ist es Rasga, die den richtigen Weg nicht findet und zum Reitplatz abbiegt, wo sie aufgeregt am Zaun hin und herrennt. Sie hört nicht auf meine Rufen. Ich muss doch tatsächlich einen Strick holen um sie zum richtigen Ausgang zu führen.
Nun erscheine auch ich endlich auf der Wiese – und alle Pferde stehen lammfromm und grasen. Tolle Videobilder mit unheimlich viel Action! Na ja, ab und zu kriegst Donovan in die Nase und er tobt eine Seite die Wiese entlang, um dann seelenruhig weiterzufressen. Immerhin etwas Bewegung. Nach zehn Minuten beginnt Donovan, die Weide zu erkunden. Er umrundet sie Meter für Meter, guckt in alle Gärten, vertreibt eine Krähe, die sich vorwitziger Weise in seiner Nähe niedergelassen hat.
Ich habe den Eindruck, dass er „sein Terrain“ abschreitet und begutachtet. Nach 15 Minuten ist er’s zufrieden und grast. Ich gehe wieder rein und verabschiede Elsa, die sich wieder gen Ratzeburg in ihre Wohnung aufmacht.
Nach insgesamt einer halben Stunde ist der Kurzurlaub im Gras vorbei. Ich greife mir Rasga, die so praktisch in der Nähe des Weidetores steht und bringe sie in ihre Box. Erstaunlicher Weise folgen ihr alle anderen Pferde nach. Ich muss keins extra von der Weide pflücken. Das ist praktisch.
11. Apr.. 2009 | Ausbildung
Heute habe ich Besuch: Meine alte Freundin Elsa ist angereist, um den Kleinen mal zu begucken. Ich „sattle“ ihn wie gestern und marschiere mit ihm einmal um den Platz. Am Haupteingang in unserer kleinen Gartentischecke sitzen mehrere Leute, die zuschauen. Donovan kratzt das nicht. Er zeigt größeres Interesse am Wall, wo sich meine Katze Jenny mit altem Winterlaub zu schaffen macht.
Ab heute beginne ich mit dem Spanischen Schritt: Ich stehe vor ihm, tippe mit der Gerte sein linkes Vorderbein an, und wenn er es anhebt ziehe ich es weit nach vorn und oben heraus. Ganz langsam. Dort halte ich es für zwei Sekunden und setze es dann wieder langsam auf den Boden. Donovan irritiert das gar nicht. Schon beim dritten Versuch hebt er das Bein von selber hoch, hält es mir fast hin – und beginnt, den Boden abzurüsseln. Ist ihm schon langweilig. Nach insgesamt drei Streckübungen höre ich auf und mache wieder meine Zirkelspiele mit „Hinternweggucken“, Rückwärts schicken und anhalten. Dann gibt’s noch ein bisschen vorwärts und rückwärts auf der Geraden und noch einmal Bein hochheben – an derselben Stelle am Hufschlag.
Die Einheit ist beendet. Donovan hat sich sehr artig benommen. Er schüttelt seinen Kopf nicht mehr so wild und kann inzwischen auch mehr als drei Runden freiwillig in einer Richtung laufen. Ich bin recht zufrieden.
10. Apr.. 2009 | Ausbildung
Karfreitag, bombastisches Wetter, die Pferde können lange das Heu im Paddock genießen. Es ist fast schon ein bisschen zu warm, wenigstens kam das Sommerwetter recht überraschend. Die Pferde sind ein wenig schlapp. DIE Gelegenheit, Donovan mit was Neuem zu konfrontieren.
Ich habe mir von meiner Einstellerin Dagmar (ihr gehört der Spanier-Mix Diego) einen Longiergurt mit Satteldecke ausgeliehen. Meiner von Cera ist ja viel zu groß. Den will ich Donovan das erste Mal umlegen. Mal sehen, was er dazu sagt. Erstmal schleppe ich das ganze Geraffel in seinen Paddock: Longiergurt mit Decke, Gerte, Putzzeug, Halfter und Strick…
Nach einer kurzen Putzeinheit reibe ich Donovan mit der Satteldecke samt Gurt ab. Am Hals entlang, über den Rücken, die Beine runter. Er guckt sehr interessiert, weicht einen Schritt zurück, um dann sofort wieder neugierig daran zu riechen. Offenbar kleben da noch Duftmarken von Diego dran.
Nach wenigen Minuten habe ich die Decke auf seinem Rücken. Er dreht sich um danach, probiert den Gurt mit dem Maul. Schmeckt nicht. Dann lege ich den Gurt sanft um seinen Bauch und mache ihn fest. Loch um Loch – von beiden Seiten. So eng, dass er nicht verrutschen kann, aber auch nicht gespannt ist.
Die ganze Zeit steht Donovan ohne Strick und Halfter da. Er könnte jederzeit weglaufen. Tut er aber nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er besser kooperiert, wenn er selbst entscheiden kann, ob er bleibt oder nicht.
Mit so gar keinem Widerstand hatte ich nicht gerechnet. Deshalb lege ich jetzt das Halfter auf und gehe mit ihm zum Reitplatz. Absolut keine Reaktion auf „das Ding“ auf seinem Rücken. Wir gehen zwei Runden, dann lasse ich ihn je drei Runden links und rechts auf dem Zirkel traben. Obwohl die Ringe etwas klappern, bleibt er gelassen. Das freut mich sehr und ich beende die „Lektion“ nach 15 Minuten mit einem Leckerli und viel kraulen.