Tag 2 nach der Zahn-OP

Heute war mit Abstand der schlimmste Tag bisher. Hatte ich am Donnerstag Abend noch frohlockt, dass es gar nicht sooo schlimm sei mit den Beschwerden, nehme ich heute alles wieder zurück. Ich habe praktisch den ganzen Tag im Bett zugebracht, unfähig irgendetwas Sinnvolles zu tun oder zu sagen. Die Zähne tun derart weh, dass ich das gar nicht beschreiben kann.

Alle zwei Stunden schmeiße ich Schmerztropfen nach. Ich kühle fast rund um die Uhr, und trotzdem ist es angeschwollen, zieht sich den Hals hinunter. Komischer Weise ist auch die linke Seite geschwollen, die eigentlich gar nicht angefasst wurde…

Oh Mann, Morgen muss es aber deutlich besser werden, sonst sterbe ich… Na ja, am Freitag sollen ja schon die Fäden gezogen werden. Also muss es bis dahin ja zumindestens “zu” sein. Und seit heute Nachmittag hat das Nasenbluten aufgehört.

Ich habe heute jedenfalls für alle meine jemals begangenen Sünden gebüßt, ich schwör’s.

Ein bisschen Leid tun mir die Hunde. Die haben den ganzen Tag mit mir im Bett, bzw. im Schlafzimmer verbracht. Wahrscheinlich wären sie sowie so nicht so viel draußen herumgetobt, weil es so entsetzlich schwül war. Aber davon habe ich nicht so viel mitbekommen.

Die Pferde und der Stall sind jedenfalls top versorgt gewesen. Angela war sogar zwei Mal da und hat heute Abend noch einmal Dango geputzt.

Die Zahn-Op war heute!!!!

So, nun kann ich schon darauf zurückblicken. Ist ja eine kleine Erleichterung – wenngleich es mir mundtechnisch beschissen geht. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Die Zähne tun einfach alle irgendwie weh, ganz besonders die Speiseröhre von der fünfstündigen Vollnarkose. Ich kann nichts schlucken, ohne dass es gemein brennt. Und die Salbeibonbons, die ich dagegen habe, kann ich leider auch nicht lutschen, weil das mit der Zunge noch nicht recht geht.

Das Zungenhäutchen unterhalb der Zunge (wie immer das genau heißt) ist so doll gereizt, dass ich die Zunge nicht so gut hin und her bewegen kann.

Immerhin hat mir der Zahnarzt 7 Zähne gezogen, fünf Implantate mit Knochenaufbau eingebastelt und alle Kronen abgesägt und die Zähne darunter neu beschliffen, bzw. Karies entfernt. “Kulanterweise” hat er mir den allerlinkesten Backenzahn neben den alten Implantaten stehen gelassen, obwohl der auch noch raus muss. Die beiden darüber liegenden Backenzähne im Oberkiefer hat er auch weitestgehend in Ruhe gelassen – “Damit ich eine Seite zum besser kauen habe!”. Das ist wirklich aufmerksam!

Die Frontzähne oben wie unten und der rechte Oberkiefer sind nämlich völlig derangiert, und die Implantate im rechten Unterkiefer brauchten leider auch neue Kronen, weil ich die offenbar komplett durchgebissen hatte. (Klar, ich hatte ja links oben vor drei Jahren einen Jochbeinbruch, da konnte ich mit der linken Seite nicht gut kauen…).

Das hört sich jetzt alles ganz schön fies an. Aber, gemessen an einer ähnlich schlimmen Zahn-OP vor zehn Jahren, geht es mir viel besser. Ich habe schon meine selbstgekochte Fleischbrühe löffeln können, Vanille-Eis, eine Flasche Cola… Wollte mich gerade über den Philadelphia Frischkäse her machen, als ich mich erinnerte: Obacht! Keine Milchprodukte in den ersten drei Tagen!!!

Mit Erlaubnis darf ich morgen früh aber einen Kaffee mit H-Milch trinken. Und ich muss auch nicht zur Nachsorge zum Zahnarzt hin. Ich soll einfach anrufen. Das genügt. Spart mir und Sabrina zwei Fahrten!!!

Vielen Dank an die fleißigen Hände, die sich heute um das ganze Viehzeug gekümmert haben. Das waren Julia und Sabrina (beide haben mich zusätzlich zum Zahnharzt gefahren bzw. wieder abgeholt), Manuel und Anna. Morgen steht erneut eine Crew auf der Matte, um nicht nur den Schmied in Empfang zu nehmen, sondern auch wieder den Stall zu machen.

VIELEN DANK AN ALLE. Ohne Euch wäre ich aufgeschmissen.

Und vielen Dank auch an die vielen guten Wünsche, die mich im Vorfeld, am selben Tag und am Abend nach der OP begleitet haben. Es hat geholfen!

Unerträgliche Hitze und ein fieser Zahn-OP-Termin, der immer näher rückt…

Während in einigen Landesteilen Deutschlands die Welt untergeht, ganze Ortschaften unter Starkregen und Hagelschauern beinah davonschwimmen und unter Blitzen und Donnerschlägen erzittern, schwitzen wir in Tangstedt bei rund 28-30 Grad im Schatten – und das seit über zwei Wochen!

Die letzten Regentropfen (das war wohl das angekündigte Unwetter!) fielen am Samstag. Ich kann die Regenmenge anhand des Wasserstands, den ich morgens in meinen Schubkarren finde, abschätzen. Nun ja, es waren höchstens zwei Kaffeebecher voll. Zur selben Zeit hat es in Hamburg unwetterartig geregnet…

Die Weiden fangen an zu verdorren, das Gras wird strohig und gelb. Dabei bin ich dieses Jahr noch ganz gut dran, denn die Weide ist weniger weit abgefressen als sonst zu dieser Jahreszeit.

Woran das liegt? Die Pferde wollen partout nicht auf die Weide. Wir haben hier schon mehr als komische Vierbeiner! Üblicherweise beginnt der Weideauftrieb mit Cera, die ja in der letzten Box steht. Ich gehe die Stallgasse entlang, öffne nacheinander alle Boxen und schicke die Pferde vor mir her. Seit einer knappen Woche ist mir das nicht mehr möglich. Cera kommt von alleine nicht aus der Box. “Ich soll auf die Weide und mich von den Insekten zerstechen lassen? – Niemals!”.

Also nehme ich einen Strick und führe sie an den Boxen vorbei, die ich nacheinander im Vorbeigehen öffne. Donovan, Dango und Rasga kommen mit – bis direkt vor die Stallgasse, um dann scharf links auf den Reitplatz abzuwenden. Dort nehmen sie ein genüssliches Staubbad und TRABEN den Reitplatz entlang zum hinteren Eingang der Stallgasse, wo sie sich artig zurück in ihre Boxen sortieren. Cera alleine zum Paddock zu führen und hinter hier das Tor zu schließen kann ich vergessen.

Heute Morgen habe ich vier Reitplatz-Stallgassenrunden mit den Pferden gedreht. Und das morgens um 6.30 Uhr. Da war es wirklich noch angenehm kühl! Jedenfalls für meine Begriffe. Muss lustig ausgesehen haben, wenn ich so nur in Hausschlappen und dürftig bekleidet noch etwas schlaftrunken rumlaufe. Ich will ja anschließend wieder ins Bett. Ich habe schließlich den Reitplatz abgesperrt, jedes Pferd einzeln vor die Stallgasse geführt und hinter ihm die Stallgassentür geschlossen. Nun gab es nur noch den einen Weg zum Paddock.

Wenn ich sie so gegen ihren Willen zwinge, sich zu bewegen, schlendern sie bis zur großen Eiche auf dem Paddock und parken dort, dicht im Pulk stehend! Und das volle vier Stunden lang!

Ich habe auch schon versucht, selbst zur Weide zu gehen. Dann kommen sie mir in der Gruppe ja immer hinterher. Aber kaum, dass ich mich umdrehe um zurückzugehen, donnern sie im wilden Galopp zurück zu ihren Parkplatz unter der Eiche!

Ich muss zugeben, dass wir dieses Jahr ungewöhnlich viele stechende Insekten haben. Auf der Mistplatte tummeln sich hunderte von beißenden Dasselfliegen, auf der Weide und dem Paddock werden die Tiere von Bremsen und Mücken aufgefressen. Sie sind schon ganz zerstochen – trotz Insektenschutz…

Es ist tagsüber bis in die frühen Abendstunden so unglaublich schwül und insektig, dass an ein Reiten draußen gar nicht zu denken ist. Am Sonntag haben wir dann die Halle tüchtig gesprengt. Da ist es nach zehn Minuten fast noch schlimmer. Man kriegt gar keine Luft, weil die hohe Luftfeuchtigkeit und die Sonne, die durch das Hallendach scheint, Saunabedingungen simuliert.

Was soll’s. Dann haben die Pferde noch eine Woche lang Pause. Sie werden ja von den Reitschülern und von mir gut betreut und betütelt.

Für mich zählt zurzeit sowieso nur ein Termin: Der Donnerstag (31.7.). Da habe ich meine große Zahnrenovierung. Fünf Stunden Vollnarkose. Ich hoffe, dass ich das ganz gut wegstecken kann – trotz der Hitze, die auch für das Wochenende wieder angekündigt ist. Drückt mir mal die Daumen, dass ich schon bald wieder kraftvoll zubeißen kann! Jetzt heißt es erst einmal eine Woche lang die Füße stillhalten. Ich darf mich körperlich nicht anstrengen, muss zusehen, wie andere meinen Stall versorgen… Ich werde mich daran halten!

Das Abenteuer, ein Paket zu verschicken…

Das Abenteuer, ein Paket zu verschicken…

Seit gut 14 Tagen schwitze ich hier bei täglich 28-30 Grad. Die Stallarbeit ist echt anstrengend, und die Pferde sind über die Hitze, die Heerscharen von Insekten mit sich bringt, auch nicht begeistert.

Meiner lieben Freundin in Ratzeburg geht es ebenso (natürlich nur das mit der Hitze, eher nicht mit den Insekten!). Elsa ist schon Mitte 80 und verfolgt die Geschehnisse auf meinem Hof, seit ich ihn übernommen habe – vor knapp 30 Jahren. Sie freut sich über alle Fortschritte der Reitschüler, darüber, dass die Pferde (wieder) gesund sind und über die vielen Aktivitäten, die hier so statt finden.

Früher hat sie mich häufiger mal besucht, anfangs noch mit dem eigenen Auto, später mit dem Taxi. Aber das fällt ihr zunehmend schwerer. Und leider ist hier das Wetter sehr oft unpassend. Denn wenn Elsa hier ist, möchte sie natürlich auch beim Reiten zusehen. Garstiges Wetter ist da ebenso unpassend, wie diese Affenhitze.

So dachte ich mir, ich mache ihr eine kleine Freude und bringe ein Paket auf den Weg. Malpapier, ein paar Süßigkeiten, Kaffee in Einzelportionen, etwas Obst, Käse, Fleischsalat, was immer mir so einfiel, habe ich in einem ordentlichen Paket verstaut, mit Papierrollen aufgefüllt und am Freitag zur Post gebracht, damit es Elsa zum Wochenende bekommt.

Ich erreichte unsere kleine Poststelle im Dorf zeitgleich mit dem Postauto, das alle aufgegebene Post einmal am Tag zum “Startpaketzentrum” bringt. Der Mensch, der die Postfiliale betreut, telefonierte. Privat. So, wie er das meistens tut, wenn ICH den Laden (ein Schreibwarengeschäft) betrete. Trotzdem hat er mich nebenbei abgefertigt. 11 Kilo schwer für 11,99 Euro. Ganz schön teuer! Ich musste das Paket selbst zum Wagen bringen, denn der Fahrer war schon auf dem Sprung. Aber ich habe es gerade eben noch so geschafft.

Wer es noch nicht weiß: Der Abholer war ein Schwarzafrikaner, der nur gebrochen Deutsch sprach, und sein Lieferwagen glich mehr einem Schrotthaufen als einem Lieferwagen. Nirgendwo ein Postzeichen. Er hätte mit seiner Ladung irgendwohin fahren können. Niemand hätte dahinter ein Postauto vermutet. Offenbar arbeitet die Deutsche Post mit kleinen Privatunternehmen und vergibt auf dem Lande diese Hol- und Bringdienste…

Freitag Abend probierte ich die Paketverfolgung der DHL. “Die Sendung wurde vom Absender in der Filiale abgeliefert. Nächster Schritt: Die Sendung wird zum Startpaketzentrum gebracht”, hieß es dort lapidar. Und dieser Eintrag änderte sich auch am anderen Morgen nichts. Eigentlich braucht eine Postsendung von Tangstedt nach Ratzeburg nicht länger als einen Tag. Nun gut, dieses Mal offenbar nicht.

Erst am Samstag Nachmittag der Eintrag: “Die Sendung wurde im Startpaketzentrum bearbeitet und wird zum Zielpaketzentrum transportiert. Voraussichtliche Auslieferung: Montag zwischen 9 und 11 Uhr.” Schade! Nun war es kein Überraschungspaket mehr, denn ich musste Elsa darüber informieren, dass sie Paket bekommen würde, damit sie auch zu Hause ist und es entgegen nehmen kann…

Groß war die Überraschung, als am Montagmorgen der Paketbote bei meinem Vater klingelte und ein Riesenpaket für mich ablieferte. Und was hatte ich bekommen? Ein Überraschungspaket, das eigentlich für Ratzeburg bestimmt war! Da frage ich mich natürlich, wie um alles in der Welt die riesengroße Anschrift an Elsa nicht beachtet, sondern meine winzige Absenderadresse zum Zielort wurde.

Ich war ziemlich ungehalten, bin mit dem Teil wieder zurück zu unserer Postfiliale. Der Mensch hinter dem Tresen – hatte ich schon erwähnt, dass er fast immer telefoniert??? – legte auf und schüttelte über die Post den Kopf. Er wusste auch nicht, wie das passieren konnte, wollte das Paket ein 2. Mal auf die Reise schicken. Ich musste auch kein 2. Mal bezahlen.

Da für die Post das Paket nun abgewickelt war, konnte ich auch den detaillierten Verlauf der Sendung einsehen. Aber lest selbst:

Paket

Die Sendung wurde erst nach Hannover geschickt (was soll das Paket in Hannover???), dann nach Neumünster – und schwupps hatte ich es wieder. Beim zweiten Versuch ging das Teil nach Hamburg. Als ich diese Meldung las, war ich ganz sicher, dass ich es ein zweites Mal zurückbekommen würde. Aber das war nicht so. Am Dienstag endlich konnte Elsa ihre “Überraschung” auspacken, aber auch nur, weil ich sie daran erinnerte. Die Postbotin hatte ihr das Paket nämlich heimlich einfach vor die Tür gestellt. Ende gut, alles gut.