6. Dez.. 2009 | Ausbildung
Erst hatte ich heute ja nicht so recht Lust, mit ihm in die Halle zu gehen. Ich musste ihm 20 Minuten lang den Dreck vom Körper kratzen! Ich habe mich dann doch aufgerafft, weil ihm die Arbeit so gut tut.
Mit Dagobert übe ich zu Beginn noch den Spanischen Schritt. Er war genauso gut wie gestern mit Bein richtig nach vorne nehmen. Allmählich begreift er auch, dass er dabei gehen soll – und kann. Das Leckerli bekommt er jetzt auch erst nach drei erfolgreichen Tritten. Vielleicht will er bald schneller zu seiner Belohnung kommen und hebt die Beine Schritt für Schritt.
Beim Hinterhergehen versuchte er heute, die Ecken sehr abzurunden. Ich musste ordentlich arbeiten, damit er sie sauber durchschreitet. Aber bei ihm braucht es nur wenige Wiederholungen und er hat begriffen. Das macht wirklich Spaß. Das Halten klappt gut, und ich habe mit dem Intervallschritt begonnen.
Zwischendurch gehe ich mit ihm zwei lange Seiten und übe die kurzen Schritte. Immer nur zwei oder drei, dann darf er wieder fleißig vortreten. Das klappt zunehmend besser. Bis nächste Woche dürfte er begriffen haben, um was es geht.
Auch er darf zum Abschluss ein wenig an der Longe traben. Das regt ihn gelegentlich noch etwas auf. Vermutlich wurde er früher dabei oft zu übereilten Schritten gescheucht. Deshalb gehe ich mit ihm nur wenige Runden auf beiden Händen und höre auf, wenn er gut angehalten hat. Das kann er noch gar nicht ganz begreifen…
6. Dez.. 2009 | Ausbildung
Seit Donnerstag habe ich Anton “in Beritt”: Donnerstag hat er ja noch ganz anständig mitgearbeitet, aber Freitag wollte er nur toben. Ich habe die HSH-Arbeit abgebrochen und ihn longiert und anschließend wälzen lassen. Der Samstag verlief dann schon viel besser, aber heute hatte er wieder so gar keine Meinung.
Einmal ist es ihm gelungen, sich beim Longieren in der Ecke vor mir wegzudrehen, so dass ich loslassen musste. Erst nach zwei wilden Runden um die Halle ließ er sich wieder einfangen.
Anton hat die Angewohnheit, wenn man mit ihm zur Bahnmitte geht, um an der Ausrüstung etwas umzuschnallen, nicht neben einem stehen zu bleiben, sondern sich komplett umzudrehen, so dass er einem wieder gegenübersteht. Das ist extrem lästig, weil man so kaum an den Sattel herankommt. Heute war es auch so. Irgendwann blieb er dann stehen und ich verschnallte die Ausbinder. Dabei trat er mit einem Vorderbein auf die Leinen und war nicht bereit, sie wieder frei zu geben. Als ich endlich sein Bein in der Hand hatte, um die Leinen zu befreien, drehte er sich erneut und stand nun mit einem Hinterbein drauf. Das ist Sabotage! Da heißt es cool bleiben und nicht böse werden!
Ich bringe ihm ja nun bei, den Spanischen Schritt auf Abstand zu gehen. Das klappt oft schon sehr ordentlich, aber immer wieder drängelt er sich an mich heran. Heute konnte ich das erste Mal einen kleinen Zirkel (ich hätte lieber einen großen Zirkel!) mit ihm auf Abstand gehen und den Spanischen Schritt fordern. Weil er nicht ordentlich mitmachte, tickte ich seine Brust noch einmal an, worauf hin Anton antrabte und zwei wunderschöne Trabtritte mit erhobenen Vorderbeinen zeigte. Das macht Mut, es morgen noch einmal zu versuchen.
6. Dez.. 2009 | Ausbildung
Heute ist Dagobert ziemlich unwirsch beim Satteln. Gestern genoss er es noch, ausgiebig geputzt zu werden, heute ist es ihm beinahe lästig. Das Angurten ist für ihn stets ein Ärgernis, damit hat er offenbar schlechte Erfahrungen. Ich lasse mir damit immer viel Zeit, gurte auf jeder Seite immer nur ein Loch. Auch ihn putze und sattle ich am liebsten in der Box. Da hat er mehr Freiraum und darf auch seinen Unmut kundtun. Ich glaube, das tut ihm gut.
In der Halle ist er aber wieder ganz der alte. Meine erste große Überraschung: Der Spanische Schritt. Ich tippe das Bein mit dem Stöckchen an, und Dagobert hebt das Bein hoch und streckt es weit nach vorne. Ganz gerade und ziemlich lange. Ich zeige ihm meine Begeisterung, er bekommt ein Leckerli. Unglaublich, wie schnell der Kerl lernt! Im Gehen klappt es natürlich noch nicht, aber ich kann ihn auffordern, fleißig anzutreten. Zum Beinheben muss er noch stehen bleiben. Aber immer wieder hebt er das Bein und streckt es geradeaus. Jetzt guckt er auch nicht mehr weg, sondern nimmt den Kopf ein bisschen runter und macht einen Kragen. Wunderbar!
Genauso ging’s mit dem Hinterhergehen. Dagobert hält auf Wortkommando an, die Leinen hängen fast immer durch. Ich lobe ihn sehr an der Hinterhand. Das ist ihm immer noch nicht ganz geheuer. Aber ich kann spüren, dass er mehr und mehr Vertrauen fasst und beim Streicheln der Kruppe und der Beine tief ausatmet.
Ich bin heute nicht alleine in der Halle: Sara ist mit Stütchen Kimberley am Reiten. Vielleicht spornt ihn das an und er will sich präsentieren?
Weil alles so hervorragend klappt, probiere ich auch bei ihm die kurzen Schritte: er soll auf Antippen die Hinterbeine wechselseitig schnell hoch heben. Ich begleite das Anticken mit den Worten “kurz kurz”. Er muss nur zwei, drei Tritte tun, dann gehe ich in einem zügigen Schritt für ein paar Meter weiter und wiederhole das ganze. Dagobert kommt richtig in Fahrt, mag das Antippen gar nicht, schlägt einmal sogar nach der Gerte, tritt dabei aber extrem fleißig. Nach wenigen Versuchen höre ich auf, denn ich will ihn ja nicht überanstrengen. Er benutzt dabei Muskelpartien, die auf Grund seiner langen Stehzeit recht verkümmert sind.
Zum Abschluss longiere ich ihn noch ein paar Runden. Wieder muss er am Spiegel jedes Mal halten.
Bei Dagobert ist es wichtig, dass ich für ihn vorhersehbar bin. Er muss wissen, was kommt und welche Konsequenzen sein Tun hat. Das Vertrauen in mich und meine Arbeit ist noch sehr dünn. Eine heftige falsche Reaktion meinerseits würde wieder alles kaputt machen.
Ganz zum Schluss kommt der Spanische Schritt noch einmal so grandios wie zu Beginn. So macht die Arbeit wirklich Spaß!
5. Dez.. 2009 | Ausbildung
Von den letzten Erfolgen angespornt, mache ich mit Dagobert wieder HSH. Das Programm ist das gleiche wie beim letzten Mal. Für den Spanischen Schritt habe ich die Strategie leicht zu seinen Gunsten verändert: Immer wenn er das Bein etwas anhebt (das ich dann weit nach vorn herausziehe), bekommt er ein Leckerli. Und siehe da: Nach fünf Minuten hebt er das Bein von ganz alleine und “winkt” damit zweimal zaghaft. Das bringt ihm gleich drei Leckerlis und das Ende dieser Übung ein!
Das Seitwärts ist jetzt noch sicherer als gestern, und im Vorwärts geht er schon wie ein “alter Hase”. Ich baue das “Haaaalt” intensiver ein. Noch hänge ich manchmal sehr in den Leinen, bis er steht und ich ihn loben kann. Aber es gelingt, und am Spiegel sogar nur auf Wortkommando. Dieses Pferd lernt unheimlich schnell!
Ich habe ihn heute auch ein wenig kürzer ausgebunden, so dass er es schon einen netten “Kragen” macht. Es ist noch nicht kurz genug, reicht aber, dass er über den Rücken arbeitet.
Ein paar Trabrunden auf dem Zirkel beenden die Einheit.
Die tiefen Seufzer, die er zwischendurch ausstößt machen mir klar, dass er noch immer kein volles Vertrauen in diese Arbeit hat. Es kommt mir so vor, als ob er seufzt wenn er begreift: “Ach so, das willst du von mir. Na das ist doch einfach!”
4. Dez.. 2009 | Ausbildung
Das Wetter ist unterirdisch, und Donovan hat sich vollregnen lassen. Deshalb kann ich ihn nur andeutungsweise putzen und beschließe, mit ihm in der Halle zu spielen. Er soll heute noch einmal ein bisschen Springen. Das macht ihm großen Spaß und sorgt für Abwechslung.
Ich baue eine Doppelreihe meiner Plastikblöcke auf. Nach ein paar Zirkelrunden im Trab und Anhalten am Spiegel schicke ich ihn das erste Mal aufs Hindernis. Er soll darüber springen, nach zwei, drei Galoppsprüngen aber anhalten und sich zu mir umdrehen. Das haben wir schon gemacht. Er weiß wie das geht.
Nur nicht heute. Er nimmt Anlauf, springt einen halben Meter zu hoch, um dann wie ein Irrer die lange Seite bockend runter zu laufen. Ich muss das Seil loslassen, kann ihm nur hinterher gucken. Und dann traue ich meinen Augen nicht: Am Ende der langen Seite kommt die Ecke und gleich danach der Spiegel. Donovan legt einen grandiosen Stopp hin und steht – genau vor dem Spiegel wie die Tage zuvor trainiert!
Ich kann gelassen zu ihm gehen und ihn dort “wegpflücken”. Soll ich ihm böse sein? Nein, das geht nun nicht mehr. Ich muss grinsen und lobe ihn, dass er gewartet hat.
Wir wiederholen das Ganze – inklusive wegrennen und vor dem Spiegel stehen bleiben. Hmm, keine gute Strategie für mich.
Also wiederhole ich den Anlauf zum Sprung (er ist höchstens 60 cm hoch), stoppe Donovan aber ehe er losspringen kann. Das bringt ihn ziemlich aus dem Konzept und er schüttelt sich. Ich habe das Muster durchbrochen. Und siehe da: Plötzlich kann er auch nach dem Sprung wieder artig anhalten und sich umdrehen… Er ist doch ein kleiner Sausack!
Beim Wegräumen der Blöcke ist er natürlich eifrig dabei: Er stolpert darüber, guckt, wo ich sie hinstelle und welche man davon vielleicht umschubsen kann…