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Befindlichkeiten

25. Jul. 2013 | Stallgeflüster

Alle, die mich kennen wissen, dass ich wetterfühlig bin, und so waren die heißen Tage für mich eine Herausforderung. Für die Pferde auch. Sie dürfen zurzeit nachts raus, stehen tagsüber wie tot in ihren Boxen – mit runterhängender Unterlippe und einem ausruhendem Hinterbein. Aber vielleicht leiden sie nur, weil ich bei dem Wetter nicht so gut drauf bin. Es ist ja immer wieder erstaunlich, wie sich Pferde und Besitzer anpassen…

Mir ging es in den vergangenen zwei, drei Wochen echt mies. Es fing mit schlimmen Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit an. Dann kam eine unerklärliche Unruhe dazu. Schließlich stellte sich Husten ein. Ah, dachte ich, eine blöde Sommer-Erkältung. Vielleicht hatte ich mich bei Evi angesteckt? Der Husten kam und ging wieder, die Unruhe steigerte sich in Angst. Und die kam vor allem, wenn ich im Bett lag! Es war so schlimm, dass ich eines nachts schon überlegte, den Notarzt zu rufen. Das Herz schlug mir bis zum Hals, der Druck auf der Brust steigerte sich. Waren das Vorboten von einem drohenden Herzinfarkt? Ich habe den Notdienst nicht gerufen, aus Sorge, er würde mich nur ins Krankenhaus zur Abklärung schicken. Das hätte ich nicht wollen, denn ich hätte ja die Hunde und Pferde nicht unversorgt zurücklassen können.

Zum folgenden Wochenende nahmen die Beschwerden weiter zu. Ich war schließlich so in Sorge, dass ich meinen Vater bat, mich in die Notaufnahme der Paracelsius-Klinik zu fahren. Die machten sofort ein EKG und nahmen Blut ab. Gott sei Dank waren alle Werte unauffällig. Fange ich also an, wunderlich und verschroben zu werden? Der behandelnde Arzt guckte mich schon ein wenig skeptisch an, stellte ein paar Fragen, deren Antwort er aber so gar nicht recht abgewartet hat. Schließlich bekam ich eine “Glückspille”, die meinen Gemütszustand sofort aufhellte. Dazu gab es einen zugeklebten Umschlag mit den Untersuchungsergebnissen für den Hausarzt mit der Anweisung, das weiter abklären zu lassen. Als ich wieder zu Hause war, habe ich den Umschlag natürlich sofort aufgerissen und den Bericht gelesen, soweit ich ihn entziffern konnte. Als letztes stand dort: Wenn nichts weiter gefunden wird, wird angeraten, mich an einen Psychiater zu überweisen. Tolle Wurst!

Da mein Hausarzt noch im Urlaub war und ich partout nicht zu einem fremden Arzt wollte, musste ich also noch eine Woche durchhalten. Die Assistenzärztin im Krankenhaus hatte sich noch herabgelassen, mir vier von diesen “Wunderpillen” mitzugeben. Die habe ich wie meinen Augapfel gehütet. Drei davon musste ich in den Folgetagen doch nehmen.

Als ich dann endlich bei meinem Hausarzt saß, der sich alles geduldig anhörte, tippte er sofort auf einen schiefen Halswirbel. Mich nervt das ein wenig, weil es stets den Anschein hat, dass Chiropraktik zu seinem Hobby gehört und er – egal mit welchen Beschwerden ich dort aufschlage – er immer auf einen blockierten Wirbel tippt und den dann auch gerne einrenkt.

Dieses Mal waren es ein Halswirbel und zwei Rückenwirbel, die laut krachend wieder in ihre Position sprangen.

Aber was soll ich sagen: Meine Angstattacken, die Brustbeklemmung, das Herz, das mir bis zum Hals schlug – alles noch am selben Abend wie weggeblasen. Das ist schon wirklich unglaublich. Ich bin wieder richtig fit – wenn man mal von dem feuchtschwülen Wetter draußen absieht.

Also: Ich werde diesen September zwar 60 Jahre alt, aber ich bin noch nicht wundersam und reif für die Klapsmühle!