Dass Brennnesseln auch tatsächlich brennen, weiß jeder, die die Pflanze schon mal versehentlich oder absichtlich angefasst hat. Aber wusstet ihr auch, dass es bei den Brennnesseln weibliche und männliche Pflanzen gibt und durch den Wind bestäubt werden?
Leider vermehren sich diese robusten Pflanzen überwiegend über ihr Wurzelwerg im Boden. Sie sind so genügsam, dass es schwer fällt, sie auszurotten. Das kann ich bestätigen! Bei mir im Graben an der Grenze zu meinem großen Winterpaddock gedeihen sie auf das prächtigste. Natürlich nur die Riesenbrennnessel, die locker 1,50 Meter groß wird und nicht etwa ihre zierlichen Verwandten, die eher Bodendeckern gleichen.
Wie auch immer, der Graben ist flächendeckend überwuchert. Das muss ich ändern, ich kriege sonst Ärger mit dem Nachbarn, der natürlich Sorge hat, die Brennnesselplage von mir zu erben.
Spritzen darf ich am Graben nicht, bleibt also nur, sie auszurupfen. Das Wetter an diesem Freitagvormittag scheint ideal – nicht zu heiß und recht windig, und der Graben ist fast ausgetrocknet – nur ein bisschen schmieriger Boden. Eingehüllt in eine langärmelige Windjacke und mit dicken Lederhandschuhen bewaffnet mache ich mich ans Werk.
Anfangs komme ich recht gut voran: Man kann die Stengel wie Blumen pflücken. Die Pflanzen samt Wurzeln rauszuholen, habe ich schon nach den ersten Versuchen aufgegeben. Der Graben ist von ihren Wurzeln völlig durchzogen.
Während ich mich so Meter um Meter vorarbeite und der Vormittag ins Land zieht, wird es immer wärmer. Vom frischen Wind merke ich im Graben auch nichts. Ehe ich in der Jacke ersticke, entschließe ich mich doch, sie auszuziehen – und mich beim Ausrupfen halt ein wenig vorzusehen…
Darauf haben die Brennnesseln gewartet! Wenn ich eine an der Wurzel packe und sie ausreiße, kommen ihr gleich drei Nachbarpflanzen zu Hilfe und “streicheln” mir über die nackten Arme.
Es stimmt tatsächlich, was man sagt: Irgendwann merkt man das Brennen nicht mehr. Gegen halb drei gebe ich nach ca. 20 Metern auf. Morgen ist auch noch ein Tag!