Für heute hat sich wieder Dani angekündigt, um mich zu filmen, allerdings mit Cera beim Reiten. So sehe ich zu, dass ich Donovan bis dahin schon “abgefertigt” habe.
Donovan steht ja noch wie gewohnt in seiner “Offenstallpalast”. Und weil auf der kleinen Dreieckswiese nichts mehr drauf ist, lasse ich sie ihm offen. Er kann frei wählen, ob er in seinem Heim bleibt, oder auf der Weide herumspaziert.
Heute, am späten Nachmittag ist ganz hinten am Zaun bei den Nachbarpferden. Ich muss ihn rufen. Wenn er mich sieht, kommt er wie der Teufel angaloppiert. Ich denke immer, rennt er mich um und stürmt an mir vorbei? Nein! Er stoppt zwei Meter vor mir und lässt sich kraulen.
Es ist ein bisschen stürmisch, und so ist auch Donovan drauf. In der Stallgasse lässt er sich brav in die HSH-Ausrüstung stecken, aber kaum bin ich in der Halle, hat er keine rechte Lust, mitzumachen. Ich ziehe mein Programm trotzdem durch. Zumindest versuche ich es.
Nach zehn Minuten kommt ein Sattler – wie angekündigt – auf den Hof. Pony Kimberley soll endlich den anprobierten Sattel bekommen.
Donovan ist von dem kleinen Lieferwagen, den er offenbar genau gehört hat, sehr abgelenkt. Ich beschließe, ihn noch ein paar Runden zu longieren, damit er etwas Bewegung hat und sich noch einmal fügen muss.
Vielleicht nicht die allerbeste Idee. Kaum hat er eine Runde im Schritt manierlich hinter sich gebracht, hört er, wie Kimberley über die Stallgasse klappert.
Das ist für ihn der Startschuss zu einem wilden Rodeobocken. In Schlusssprüngen hüpft er um mich herum, den Kopf zwischen den Beinen – soweit es die Ausbinder zulassen. Dabei schüttelt er den Kopf nach links und rechts. Ich kann ihm ansehen, dass er das jetzt total ätzend findet: Er soll in der Halle arbeiten, während “seine Mädels” Ausgang haben.
Das Bocken ist immer noch heftig, aber er reißt mich nicht mehr mit. Ich kann ruhig im Zirkelmittelpunkt stehen und ihn mit dem Stöckchen antreiben. Auch wenn er bockt – ich entscheide, ob er geht, oder stehenbleibt und nach draußen horcht!
Nach drei Runden beruhigt er sich etwas. Ich halte ihn an, lobe ihn für das Anhalten und wechsle die Hand. Hier geht es besser. Aber durch das Wehren hat er den Sattelgurt etwas nach vorne gezogen. Dadurch sind die Ausbinder länger geworden und er ist nicht mehr kurz genug ausgebunden. So geht er auch nicht mehr in schöner Haltung.
Nach zwei anständigen, fleißigen Runden im Trab beende ich deshalb die Session. Er muss noch ein paar Mal anhalten, dann darf er wieder zurück.
Ich hab ihm gedroht: „Du kommst ins Weisenhaus, wenn du dich nicht benimmst!“ Das macht auf ihn aber keinen Eindruck. Kaum ist er in seinem Offenstall angekommen, reibt er sich seine Nase an den Beinen, dreht sich zu mir um und will wieder „Küsschen geben“. Das lehne ich aufgrund seines versabberten Mauls aber dankend ab.
Donovan kommt wohl in seine Flegelzeit…