Wir haben sonniges Wetter, obwohl es heute tagsüber kräftig geschüttet hat. Es ist recht kalt, knapp 12 Grad. Aber der Boden (ist ja auch frisch „renoviert“) ist klasse, fast wie Wattboden – fest, aber nicht hart. Und er ist kein bisschen matschig und auch nicht mehr staubig.
Donovan stecke ich komplett in seine „HSH-Uniform“. Das antütteln geht immer besser von der Hand, er bleibt immer besser dabei stehen. Um das Angurten des Sattels muss ich mir Gott sei Dank keine Gedanken machen. Donovan erträgt es geduldig. Nach einigen Schritten gurte ich noch mal nach – jetzt sitzt der Sattel bombenfest und an der richtigen Stelle.
Mit Wallachen, die offenbar nicht so eine große Rippenwölbung wie Stuten aufweisen, ist es doch deutlich einfacher, hinten zu satteln und ihn auch dort zu halten. Jetzt kann ich Donovan auch richtig am Kappzaum ausbinden. Ich habe nur noch vier Loch übrig (gestartet bin ich im neunten Loch). Donovan muss jetzt den Kopf runter nehmen, ob er will oder nicht. Auch dabei macht er immer besser mit. Anfangs war ihm das unheimlich.
Unsere Arbeit besteht im wesentlichen im Schritt gehen. Ich bemühe mich, meine Hand auf dem Widerrist abzulegen, ich selbst stehe auf Sattelhöhe. Ist nicht immer einfach, ihn dann noch vorwärts zu bekommen. Aber: Es klappt immer besser. Nach jeweils ein paar Metern kommt das Kommando „Haaaaalt“. Anschließend heißt es: „Stell dich gerade!“. Das tut er nur gelegentlich. Ich muss mit meinem langen Haselnuss-Stock nachhelfen, touchiere das jeweils rausstehende Bein, habe mich dazu „gegen die Fahrtrichtung“ gedreht.
Donovan hebt es gleich hoch, setzt es aber nicht immer nach vorne ab. Manchmal nimmt er sogar das 2. Hinterbein und stellt es zurück. Dann steht er auch gerade…
Aber das will ich nicht. Ich versuche, ihn stets nach vorn zu korrigieren. Manchmal stampft er auch ganz unwillig auf, wenn das Stöckchen kommt, manchmal schlägt er danach. Ich ignoriere seinen Unmut, mache unbeirrt weiter und streichle die Hinterbeine, wenn er richtig steht.
Von zehn Versuchen gelingen immerhin schon sechs. Wir sind also auf dem richtigen Trend. Den Spanischen Schritt lasse ich zurzeit ganz weg, weil Donovan auf Berührung mit dem Stock immer im Spanischen Schritt geantwortet hat. Auch wenn ich hinten berührt habe. Er muss erst mal verstehen, dass das Anticken für das jeweilige Bein gilt, das angetickt wird.
Es wird Zeit, meine Führposition zu variieren – mal mehr vorne, mal mehr hinten gehen. Schließlich will ich ja irgendwan ganz hinter ihm herlaufen. Das wird gewiss noch ein paar Tage dauern.
Insgesamt ist Donovan heute recht entspannt. Den Wall, der die lange Seite des Reitplatzes begrenzt, findet er doof. Zu oft lauern dort Katzen auf Mäuse und anderes Getier. Die kurze Seite ist von dichtem Gebüsch eingesäumt. Das findet er auch unheimlich. Da muss ich aufpassen, dass er nicht zur Seite (im Zweifel auf meine Füße) springt.
Zwischendurch lasse ich ihn mehrere Runden an der Longe auf dem Zirkel gehen – im fleißigen Trab. Ich achte darauf, dass ich es bin, der die Übung beendet und die Richtung wechselt.
Dann wage ich ein Experiment: Ich lasse ihm mit Hilfe des Stöckchens neben mir antraben und laufe ein paar Meter mit. Als er hier recht neu war, fand er das total unverschämt, wollte sich sofort nach außen wegdrehen und nach mir treten. Heute war es ganz selbstverständlich. Er findet es ein wenig unheimlich, aber er läuft mit. Ich kann sogar quer über den Platz mit ihm traben. Ein großer Fortschritt, denn später will ich ja auch mal hinter ihm hertraben. Mit dieser für uns neuen Lektion beende ich die Einheit und lobe ihn ganz arg…