Heute ist es bei uns unglaublich stürmisch. Die Pferde sind auch auf der Weide ganz rennerig drauf. Mittags kommt Birgit, um mit Rasga auf dem Außenplatz zu arbeiten. Das geht eine Weile ganz anständig, aber dann haben die anderen plötzlich spitz gekriegt, dass Rasga auf dem hinter dem Wall hin und herläuft und kommen angeschossen. Allen voran: Donovan und Lucky, die ihre ach so geliebte Stute vermissen.
Ich sage Birgit, dass sie in jedem Fall ALLE Pferde reinholen muss, ehe sie mit Rasga allein auf dem Platz reitet. Unsere Pferde sind es einfach nicht gewöhnt, getrennt zu werden. Ich habe große Mühe, die irre Bande in ihre Kisten zu sperren. Donovan und Lucky sortieren sich falsch weg, Rasga will auch nur noch rennen und wiehern. Ein richtiges Chaos.
Ich gebe allen eine Handvoll Heu und lasse sie sich ausruhen. Am späten Nachmittag will ich mit Donovan arbeiten. Ich sattle ihn wieder in der Stallgasse und gehe mit ihm in die Halle. Draußen ist es einfach zu windig. Unterdessen ist Evi eingetrudelt, die „Mutter“ von Rasga, um die Diva mit ein paar Mörchen zu bestechen. „Darf ich zugucken, wenn du mit Donovan arbeitest?“ – „Na klar, aber setz dich bitte oben aufs Podest. Ich glaube heute werden wir eine Grundsatzdiskussion haben“, antworte ich.
Und die hatten wir! Anfangs ist Donovan ganz artig. Ich habe ihn moderat ausgebunden – ist ja erst das zweite oder dritte Mal – und mache meine Schrittübungen. Er ist zwar artig aber zappelig. Also lasse ich ihn ein paar Runden im Kreis laufen, damit er seine Beine bewegen kann. Alles prima, bis er draußen irgendetwas hört oder sieht.
Wie ein Cowboypferd aus dem Rodeo hüpft er hoch, dreht sich in der Luft, schießt zur Seite, rückwärts und wieder nach vorne. Ich muss ziemlich mitlaufen, um nicht loslassen zu müssen. Mit meinen kaputten Rippen gar nicht so einfach. Wie ein Hase schlägt er Haken, bockt, nimmt den Kopf zwischen die Beine – und grunzt!
Ich lasse ihn, aber er muss fleißig weiterlaufen. Egal wie er rumtobt – Hauptsache, er bleibt im vorwärts. Zum ersten Mal sehe ich, dass Donovan schnauft. Selbst ihm geht offenbar mal die Puste aus. Irgendwann muss ich dann doch einmal loslassen, weil er mich auf dem falschen Fuß erwischt hat. Aber: Ein Blick auf seine Hinterhand, ein „Haaaaalte“-Ruf – und Donovan bleibt oh Wunder stehen. Das bringt ihm ein Leckerli und ein dickes Lob ein.
Ab hier ist er wieder ganz der alte. Er hat sich genug ausgetobt. Nach einer guten, fleißigen Schrittrunde höre ich auf. Puh, das war ganz schön anstrengend…