Heute steckte irgendwie der Wurm drin. Es fing damit an, dass ich – nachdem ich mit den beiden “Jungs” in der Halle gearbeitet hatte – die Dreieckswiese inspizieren wollte. Sara hatte entdeckt, dass an einer Stelle die Stromkordel aus der Halterung gesprungen ist.
Ich mache also das Tor ein wenig auf, um durchzuschlüpfen, als mir eine kräftige Windboe das schwere Ding aus der Hand nimmt und ich nicht schnell genug nachfassen kann. Mein Schulter will nicht immer so wie ich will.
Donovan und Anton waren eigentlich IM Stall und verzehrten die Reste ihres Heus. Aber ganz offensichtlich hatten sie mich beobachtet, und Anton war der erste, der das offene Tor wahr nahm. Das Tor ist drei Meter breit – zu breit um den Überweg mit meinen Armen abzusperren. Und Anton zog flotten Trabs stolz an mir vorbei, Donovan an seiner Schweifrübe. Dann sind sie wie die Irren über die Weide gelaufen: Gebockt, getobt, galoppiert, geschnorchelt, Stert hoch!
Was haben sie diese unerwartete Freiheit genossen! Nun hatte ich ja schon den Strom ausgeschaltet, weil ich ja den Zaun prüfen wollte…
Aber wie sollte ich die zwei Lauser wieder rein bekommen? Rufen half natürlich nicht…
Gott sei Dank ist Anton ein verfressener Bursche. Ich also zurück in die Futterkammer, etwas Hafer in eine Schüssel und dann geklappert. Anton hat das sofort wahr genommen und kam angaloppiert. Donovan dann natürlich auch.
Meine anderen Pferde im Stall hatten das Spektakel natürlich entrüstet verfolgt. Die Jungs sollten toben dürfen und sie nicht? Also habe ich alle auf den großen Paddock gelassen. Was war das für ein Herumgetobe! Schade, dass ich die Kamera nicht dabei hatte. Alle sind sie wie wild um den Roundpen gelaufen, alle haben gebuckelt und sich in den Dreck geschmissen.
Zwei Stunden später: Der Stall war sauber, jetzt sollten alle wieder rein. Die Pferde kamen nur zögerlich. Asterix, Rasga und Dagobert hatte ich schon “eingetütet”, als die kleine freche Kimberley hoch erhobenen Kopfes an mir vorbeitrabte – aber nicht etwa in ihre Box, sondern raus in die Offenboxen. Dort galoppierte sie ein paar Mal den kleinen Paddock rauf und runter, ehe ich sie wieder Richtung Stall dirigieren konnte.
Inzwischen hatte aber der Wind die Tür zum Stall zugeschlagen, Kimberly konnte nicht weiter. Und von drinnen glotzen Donovan und Anton ihr entgegen.
Was für ein Trara, ehe ich alle in ihren Boxen hatte!
Daraufhin wollte ich erst Mal einen Tee trinken und was essen. Während das Hühnerbrustfilet in der Pfanne brutzelte, gab ich den fertigen Tee in die Thermoskanne (eine Pumpkanne) und stellte sie auf den Schreibtisch.
Es gibt Tage, da entsteht in der Kanne offenbar ein merkwürdiger Druck, der macht, dass der Tee ungewollt herauströpfelt – und zwar recht schnell. Ich sah das, als ich meine Teetasse geholt hatte. Auf dem Schreibtisch breitete sich schon eine beträchtliche Pfütze aus, gefährlich nah an der Computertastatur!
Mit einer Papierrolle habe ich die gröbste Schweinerei weggewischt. Wer mich kennt, weiß, dass ich den Tee sehr süß trinke und ihn schon vor dem Einfüllen in die Kanne zufüge! Während ich also so am Wischen bin, merke ich, dass es streng aus der Küche riecht. Mein Mittagessen! Nun ja, das Hühnerbrustfilet war noch nicht verkohlt, aber hart und trocken und machte seinem Namen “Filet” keine Ehre mehr…
Manchmal gibt es Tage, da muss man viel Humor haben!