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Ein unsensibler Tierarzt – oder: Shit happens…

4. Apr. 2014 | Stallgeflüster

Im Blog konntet ihr lesen, dass wir letzte Woche die beiden kleinen Herden zusammengeführt hatten. Das lief relativ problemlos, weil die Neuen und die Alten meist für sich blieben. Am letzten Sonntag allerdings verletzte sich Thirilou. Ein Tritt oder wohl eher der Biss eines Pferdekumpels draußen – und an Thirilous linkem Halsansatz klaffte eine zehn Zentimeter lange Wunde. Es war sofort klar, dass da ein Tierarzt draufgucken muss.

Die Wunde war recht tief, ging durch mehrere Schichten Haut, und man konnte gut den darunter liegenden Muskel sehen. Der Tierarzt kam dann auch recht schnell und klammerte die Wunde mit über zehn Klammern. Leider hat er nicht so sehr lange darauf gewartet, dass die Sedierung wirkte. Er hat die Wunde zwar lokal betäubt, aber Thirilou gefiel die ganze Aktion gar nicht. Es tat ihr wohl doch ganz schön weh. Erst als der Tierarzt schon weg war, fiel sie in einen komatösen Zustand, wurde erst gute zwei Stunden später wieder munter. In zehn Tagen werden die Klammern gezogen.

Weil sie das linke Vorderbein kaum benutzen mochte und nur immer für wenige Zentimeter nach vorne setzte, beschlossen Manuel und Anna, das Pferd über Nacht in die Box zu sperren, damit es nicht noch von Madrigal und Cornette geärgert werden konnte.

Zwei Tage später wollte der Tierarzt wiederkommen und erneut Penizillin spritzen. Das war am Dienstag. Thirilou ging es inzwischen deutlich besser, aber sie stand immer noch in der Box. Ich wusste nicht, dass er hier schon vor neun aufschlagen würde. Ich war noch gar nicht draußen gewesen, und er musste warten, bis ich meine Schuhe angezogen hatte. Offensichtlich war er sehr in Eile, denn ich hatte das Halfter noch gar nicht geschlossen, da begrabbelte er schon die Wunde. Und das hat das Pferd in höchste Alarmbereitschaft versetzt. DEN Mann wollte sie ganz sicher nicht noch einmal an sich heranlassen.

Und das mit dem Spritze-geben – blöderweise auch noch auf derselben Seite, wo die Wunde ist, ging natürlich erst Recht nicht. Ich stand auf der anderen Seite, habe mich bemüht, das Pferd in der Mitte der Box festzuhalten. Aber sie war so in Not, dass sie mich zur Seite drängelte und an die Wand quetschte. Der Tierarzt wich leider keinen Zentimeter zurück, und so hat sie mich – im Versuch sich vor ihm wegzudrehen – mit ihrem Hintern echt platt gemacht. Meine Rippen knirschten und krachten ganz fürchterlich, und mir blieb sofort die Luft weg. Klar musste ich los lassen. Der Tierarzt hat seine Spritze in den Dreck fallen lassen und ging erst einmal los, Ersatz zu besorgen.

Wir haben sie dann aus der Box geholt und ihm gelang es schließlich – etwas grob – die Injektion zu geben. Ich stand da und befühlte meine Rippen.

Und was soll ich sagen: Ich habe mir eine ordentliche Rippenquetschung oder –prellung zugezogen. Jeder, der schon einmal einen Rippenschaden hatte, weiß, wovon ich rede. Ich kann nicht schmerzfrei tief atmen, kann nichts heben, nichts ziehen oder schieben. Tragen geht auch nur bedingt. Ich kann mich nicht einfach im Bett umdrehen, Socken an- oder ausziehen. Und reiten geht leider auch nicht!

Wie gut, dass sich für die Mittagszeit Julia und Sabrina zum Reiten bei mir verabredet hatten. Sie haben für mich ausgemistet, die Pferde wieder reingeholt, und Julia ist für mich zur Apotheke gefahren und hat mir eine Packung Diclofenak gekauft (Julia ist Ärztin!). Den Dienstag habe ich ganz gut überstanden, heftiger wurde es erst am Dienstag und Mittwoch.

Aber ich habe wirklich hilfsbereite Reitschüler: Julia, Sabrina und Angela kamen auch an den Folgetagen, um mir im Stall zu helfen. Den Außenbereich hat Manuel in den Tagen selbst sauber gehalten.

Heute war der erste Tag, wo die Tabletten wirklich gut angeschlagen haben. Und ich habe herausgefunden: Wenn ich mich wenig bewege geht es mir gut. Weh tut es erst, wenn ich zu viel mache…

Heute hat es ja den ganzen Nachmittag tüchtig geregnet, da fiel mir das Wenig-Tun leicht. Mal sehen, wie lange ich davon gut habe. Eine absolut unnötige Geschichte. Der Tierarzt hätte nur einmal dem Pferd freundlich Hallo sagen müssen, sie einmal am Hals kraulen – dann wäre alles gut gewesen…

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Thirilou (hinten) und Cornette machen “Fellchen kraulen”. Zurzeit sind beide Stuten rossig und zicken sich sonst oft an…