Die letzten beiden Tage hatten beide meine Pferde Ausruhzeit. Das lag an dem ungeheuren Sturm, der hier über den Hof fegte. Alles klapperte, flog weg. Da ist auch Donovan unkonzentriert.
Heute hat der Wind etwas nachgelassen, deshalb freue ich mich schon auf die Arbeit mit ihm. Ich beginne wie immer mit Führ- und Stehübungen. Das Geradestehen funktioniert immer besser. Ich muss immer noch korrigieren – aber: Donovan lässt mich auch korrigieren. Es genügt das Zeigen mit dem Stöckchen, und Donovan bewegt seine Hinterfüße. Nicht immer in die richtige Richtung, aber immerhin weiß er schon, dass ich etwas von ihm will. Dann reicht ein leichtes Antippen, und er richtet sich aus und ich kann ihn ausgiebig loben.
Mein eigentliches Ziel heute ist aber das Hinterhergehen. Ich beginne wieder wie vorgestern am Spiegel. Diesmal bin ich deutlich beherzter beim Losgehen und lasse die Leinen an seine Hinterbeine klatschen. Zart, aber bestimmt. Dazu das laute Kommando „Voran!“. Donovan zuckt zusammen und geht vorwärts.
Gleich nach der Ecke die erste Irritation: Donovan will in die Mitte abbiegen. Ich aber nicht. Also halte ich die äußere, linke Leine straff und ziehe ihn ein wenig zurück. Das bringt ihn sofort zum Halten, ich muss ihn erneut vorantreiben. Nachdem mir das geglückt ist, geht es aber erstaunlich gut. Ich schaffe die ganze Runde, bis ich erneut am Spiegel angekommen bin. Dort halte ich, lobe lange – auch mit Leckerli – und setze erneut an.
Wieder dreht er nach einigen Metern zur Mitte ab. Diesmal kann ich ihn nicht zurück nach außen ziehen. Er dreht sich schneller, als ich reagieren kann. Dadurch droht er sich in die Leinen einzuwickeln. Ich bleibe ruhig stehen, warte, bis er sich umgedreht hat und mich ansieht. Ich lobe trotzdem, gehe an meine Position hinter ihm – nun haben wir ja die Hand gewechselt – und lasse ihn erneut antreten. Am Spiegel wird wieder gehalten.
So schaffe ich erneut eine ganze Runde. Zweimal versuche ich durch ein lautes „Haaaaaalt“, Donovan anzuhalten – immer in der Mitte der langen Seite. Das gelingt natürlich nicht. Ich muss die Leinen kräftig annehmen, dann klappt es. Mir ist es völlig egal, wie er steht, hauptsache, dass er steht. Ich lobe ihn ausgiebig an der Kruppe.
Beim erneuten antreten bin ich etwas zu grob, Donovan trabt an. Langsam, ohne Hektik. Ein „Scheeeerittt“ und Leinenzug bringt ihn in den Schritt zurück. Am Spiegel kann ich wieder anhalten. Diesmal schon fast von alleine.
So zähle ich die ganzen Bahnrunden: 5 eierige Runden links, 5 wackelige Runden rechts, aber immerhin schon ganz außenrum und mit relativ geringen Irritationen. Das ist für das zweite Mal grandios. Noch habe ich den Stock in der Bahnmitte liegen. Ich will ihn nicht ungeschickterweise aus Versehen einsetzen. Aber morgen werde ich versuchen, das Hinterbein damit ein wenig zu begleiten.
Ich bin sehr zufrieden mit Donovan und sage ihm das auch. Nach 20 Minuten höre ich auf. Donovan hat zwischendurch sogar abgeschnaubt, er hat sich also ein wenig entspannt. Ein schöner Erfolg!