Alle, die mich und meinen Hof kennen, wissen, dass ich zwei Katzen habe. Nämlich:
Jenny, die mir vor ungefähr sechs Jahren zugelaufen ist – eine Glückskatze, die überall da ist, wo ich auch bin: im Stall, in der Reithalle, bei den Pferden…
Und dann ist da noch Purzel:
Purzel sollte eigentlich nur einige Tage bei mir bleiben, bis die ehemalige Besitzerin ein neues Zuhause für ihn gefunden hat. Nun, das ganze ist jetzt zweieinhalb Jahre her. Sie hat sich nie wieder gemeldet. Ich glaube nicht, dass sie noch eine andere Familie für ihn sucht 🙂
Leider können sich Jenny und Purzel nicht besonders gut leiden – obwohl sie ja nun schon zweieinhalb Jahre unter einem Dach leben. Ums Futter streiten sie nie, aber um die Schlafplätze!
Ist ja auch kein Wunder: Schließlich ist meine Wohnung mit 120 Quadratmetern auch wirklich klein, und die sechs Stühle, bzw. das Sofa auch wirklich knapp bemessen für zwei Katzen.
Meist schläft Jenny auf dem Stuhl neben der Terrassentür, dicht bei meinem Schreibtisch (da sitze ich ja abends immer), während Purzel auf dem Stuhl neben dem neuen Keyboard schnarcht.
Meistens! Denn wenn es Purzel gelingt, Jennys Korbstuhl vor ihr zu erobern, grinst er zufrieden, während Jenny etwas beleidigt in mein Bett im Schlafzimmer schleicht…
Aber diese ganze Sitzplatzordnung ist zurzeit Nebensache, denn seit etwa einer Woche gibt es einen dritten Vierbeiner in meiner Wohnung, ob ich will oder nicht:
Willi kam eines abends wie selbstverständlich durch die Katzenklappe, um sich mal ordentlich satt zu fressen. Es ist ja meist genug Futter da… Und weil es bei mir schön warm ist (seit ein paar Wochen ist meine Fußbodenheizung wieder an), verbringt er hier auch die Nächte. Beide meine Katzen haben den Fremden zwar angezeigt, aber komischerweise ignorieren sie ihn ansonsten völlig.
Willi ist eine Katze, die eigentlich in ein Nachbarhaus gehört. Er ist schon sehr alt, schnauft tüchtig und sieht ja auch nicht wirklich top fit aus. Ich weiß, dass die Nachbarn mal für viele Wochen in ihrem Ferienhaus auf Griechenland geblieben sind, und den Kater einfach dagelassen haben. Seitdem stromert er hier rum. Ich habe ihn nur gelegentlich zu Gesicht bekommen. Zwischenzeitlich schien er bei einer Familie am Ende der Straße zu leben.
Willi ist sehr scheu, lässt sich nicht anfassen und schon gar nicht greifen. Anfangs stürzte er wie von der Tarantel gestochen aus der Wohnung, wenn er meine Schritte hörte. Das ist inzwischen anders. Er geht immer noch weg, aber nur noch einen halben Meter. Aus dieser Entfernung beobachtet er mich mit Argus Augen. Er schlief vorübergehend auf dem Sofa im Wohnzimmer – wenn er glaubte, dass ich ihn am Computer sitzend nicht wahrnehmen würde.
Und das hat die ganze Katzenfamilie durcheinander gebracht! Denn seit Willi auf dem Sofa haust, kann Purzel nicht mehr auf dem Stuhl gegenüber am Fenster schlafen. Fühlt er sich beobachtet? Alternativplatz (und es gibt nur diesen einen!) ist Jennys Stuhl. Selbst wenn ich Purzel auf seinen alten Platz trage, damit Jenny zur Ruhe kommt, funktioniert das gar nicht. Jenny mag nicht auf einem Platz sitzen, der nach Purzel riecht! Also habe ich einen zweiten Stuhl in derselben Ecke hergerichtet. Nun kommt es vor, dass meine Katzen auf zwei Stühlen nebeneinander liegen und das auch aushalten.
Willi findet das Sofa inzwischen uninteressant und campiert nur noch im Flur. Da hat er raschen Zugriff auf frisch ausgelegtes Futter (das atmet er förmlich ein) und die Katzenklappe. Und was soll ich sagen: Seit heute hat Jenny den Stammplatz von Purzel erobert und liegt eng zusammengerollt neben dem Keyboard, während es sich Purzel hinter den Büchern im 4. Regal von unten bequem gemacht hat!
Ich sage nur: Katzen! Wer soll die noch verstehen???