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Kräftiger Wind und ein herrlicher Galopp übers Stoppelfeld

25. Jul. 2010 | Ausbildung

Heute ist es ziemlich stürmisch. Schade für die drei Regentropfen, die gestern und vorgestern gefallen sind – sie werden gleich wieder weggetrocknet. Aber ansonsten ist das Wetter prima: Strahlender Sonnenschein und nicht mehr heiß.

Als erstes ist Anton dran, er soll nach seinen paar Stehtagen wegen seiner Verletzung wieder in die Arbeit kommen. Es muss mit dem Burschen ja mal voran gehen!

Ich habe ihn wie immer gesattelt und zwei, drei Runden longiert, um zu sehen, wie er drauf ist. Er ist artig wie immer. Also bin ich aufgestiegen. Aber kaum saß ich oben (ich ordnete noch die Zügel), verließ Sara mit Kimberley den Stall, um auszureiten. In nullkommazwei Sekunden war ich mit Anton am Spiegel!

Er hat sich tüchtig verjagt, blieb aber artig (abgesehen vom Lospoltern). Aber der kräftige Wind und das Klappern an allen Ecken hat ihn schon tüchtig angetörnt. Und dann kam auch noch die Sonne ganz kräftig raus und hinterließ Sonnenflecken auf dem Hallenboden. Die fressen braune Pferde mit Blesse – jedenfalls war Anton der festen Überzeugung. Ich habe ein paar Schritt- und Trabrunden abgefordert. Aber alles in allem war es ziemlich “unrund” und hakelig. So entschloss ich mich, es dranzugeben. Ich habe ihn abgesattelt und frei laufen lassen.

Er kam mit mir nach hinten auf den Zirkel – und wir haben Zirkelarbeit im Schritt, Trab und Galopp gemacht, und Anton ist nicht einmal weggelaufen. Wie an einem unsichtbaren Band zog er seine großen Kreise um mich herum, hielt an, wendete, galoppierte und versuchte Spanischen Schritt. Es war wirklich genial. Es war also eine gute Entscheidung, das Reiten abzubrechen!

Der Wind hatte noch ein wenig aufgefrischt, als ich Dango sattelte. Ich wollte ihm einen gemütlichen Schrittausritt gönnen – durch den Wind waren keine Insekten unterwegs. Mein Weg führte uns durchs Dorf in die Feldmark. Da gibt es schöne Feldwege, die man entlang reiten kann. Selten treffe ich dort andere Reiter.

Schon von weitem sah ich es: Ein riesiges, abgeerntetes Gerstenfeld. Zuerst ein paar Meter im Trab, dann in einem leichten Galopp: Dango flog über das Feld, konnte gar nicht genug kriegen. Als ich nach ein paar Minuten seine Atmung kontrollierte: Alles prima! Der Bursche hat eine Megakondition – und ist total artig. Ich konnte ihn mitten auf dem Feld zum Halten bringen – ohne an den Zügeln zu ziehen. Bravo!

Und er hat kaum geschwitzt. Ich habe mit ihm noch eine große Runde gedreht und habe ihn zwischendurch einmal richtig “fetzen” lassen und angefeuert. Der Wind blies uns entgegen, meine Weste flog nach hinten. Mit durchhängenden Zügeln jagten wir über das Feld. Dango dehnte und streckte jeden Muskel. Wow! Im Schritt ging es wieder nach Hause.

Dann war Cera dran. Mit ihr war es schon schwierig, das Feld zu erreichen. Sie ist halt immer noch nicht wirklich geländesicher – sie hat einfach zu wenig Erfahrung. Eine kleine Gartenwindmühle, die wie wild im Wind drehte, machte ihr besonders viel Angst. Na ja, irgendwann hatte ich das Feld erreicht. 

Ich habe sie angetrabt – und meinen Kadenztrab, den ich ja schon so lange in der Halle übe, abgerufen. Was für ein Genuss! Cera wollte fleißig gehen, keine Wand, die den Blick einengt, ich musste mich nur auf einen guten Sitz konzentrieren.

Cera war noch nie auf einem Stoppelfeld. In den vergangenen Jahren hat es einfach nie gepasst. Anfangs war sie zu jung, dann war ich krank, dann war das Wetter mies. Wie würde sie reagieren? Ich lies sie angaloppieren und einfach das Tempo selber bestimmen. Cera zog mächtig an. Ich ritt vor allem den Rechtsgalopp, der ihr in der Halle Mühe bereitet. Cera hat mehr mit Luft zu kämpfen als Dango. Sie kam ganz schön ins Schnaufen und schwitzte auch. Die letzten Minuten habe ich sie deshalb zu einem ruhigen “Canter” aufgefordert. Wenn Cera mehr Kondition hätte (dazu müsste sie wohl ein wenig schlanker sein…), würde sie ganz schön heiß werden. Würde man von dem trägen Pferd gar nicht denken. Aber heute ließ sich auch Cera bequem und stressfrei mitten auf dem Feld stoppen. Vielleicht war sie groggy?

Auf dem Rückweg jedenfalls machte sie weniger Aufsehen. Ich glaube, sie war froh, wieder bei den anderen zu sein…