Die ganze Woche bin ich schon damit beschäftig, den langen Wall, der meinen Reitplatz umgibt, zu "ent-krauten". Brennnesseln, Disteln, irgendwelche Unkrautsträucher – und Schlingpflanzen, soweit das Auge reicht, wucher(t)n auf dem riesigen Erdhügel. So hoch, dass es mir schon bis über die Hüfte reichte. Die Stromlitze, die den Reitplatz umgibt, war schon völlig eingewachsen und liefert dann bei Bedarf auch nicht mehr genug Strom.
Mein Chiropraktiker für Donovan und die anderen Pferde hatte mir ja vor rund vier Wochen geraten, "Bergtraining" mit ihnen zu machen. Das sei gut für die Rückenmuskulatur und fürs Gleichgewicht. Als ich erwiderte, ob er schon gesehen hätte, dass ich in der Norddeutschen Tiefebene leben täte, wo so weit und breit kein Hügel hochragte, deutete er ungerührt auf den Wall. Wie wär’s denn damit? Ich sollte doch mal eine "Furt" über den Wall kreieren und mit Donovan und meinen anderen Pferden mehrmals am Tag hinüberklettern: Auf der einen Seite hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter!
Hmm, warum eigentlich nicht? Ich muss ja nur einen Überweg abstecken und mit Elastikband die beiden Seiten absichern und dann vom Reitplatz und vom großen Paddock aus öffnen. Dann könnten die Pferde über den Wall zur großen Weide laufen. Um aber überhaupt Pfähle einschlagen zu können muss der Wildwuchs gerodet werden.
Erst hatte ich die Idee, dem Unkraut mit meiner elektrischen Heckenschere zu Leibe zu rücken. Funktionierte ganz gut, war aber anstrengend, und überall schleife ich das 60 Meter lange Verlängerungskabel hinter mir her. Lästig. Das Ausreißen des Grünzeugs ist genauso anstrengend, geht aber schneller, weil ich auf kein Kabel achten muss.
Ich kann euch sagen: Brennnessel können sich zusammenfalten und "um die Ecke denken". Egal, wo man sie am Stiel anfasst, sie beugen sich dezent runter, um mich an den Armen oder im Gesicht anzugreifen! Weil es tagsüber in der Sonne recht schwül war, habe ich vor allem in den Abendstunden gearbeitet – bis es dunkel wurde.
Myriaden von Ameisen habe ich aufgeschreckt, war für sie das gefühlte "Armageddon". Einige vorwitzige Biester sind mir den Arm hochgekrochen, um noch einmal klein, aber kräftig zuzubeißen. Pfui! Genauso hartnäckig wie die Ameisen und die Brennnessel sind die Schlingpflanzen. Da gibt es ganz klebrige mit fiesen kleinen Samen, die besonders gern in Haaren und auf T-Shirts haften. Dann habe ich da noch größere Kriechpflanzen, die wie ein Teppich auf Brennnesseln und Disteln liegen und sich krampfhaft an den Pflanzen festkrallen. Sie haben erbsengroße Früchte, die erst grün, dann rot sind. Aber die kleben wenigstens nicht.
Die auszureißen ist das reinste Anti-Aggressionstraining! Aber immerhin: Bis zum geplanten Überweg ist das grobe Unkraut weg. Jedenfalls auf der Seite, die zum Reitplatz zeigt. Die andere Seite zum Wall hin, schenke ich mir vielleicht aber auch…
Vier mega hoch aufgetürmte Schubkarren mit Unkraut habe ich weggefahren. Das waren locker 10 Kubikmeter! Jetzt jedenfalls kann ich an die Planung für Pfosten und Stromlitze gehen.