Heute ist nun der große Tag für Rasga – oder besser gesagt für mich: Ich will Rasga mit der kompletten HSH-Ausrüstung in der Halle bewegen. Was wird sie dazu sagen? Evi hat Sorge, dass sich Rasga zu sehr aufregt, weil sie sich durch das Zaumzeug eingeengt fühlen könnte…
Na, schaun wir mal!
Birgit ist auch da, um alles genau zu beobachten. Und wir warten gespannt auf Dani, die ja alles filmen will. Ich sattle Rasga: Sattel weit hinten mit der rutschfesten Sattelunterlage drunter, Gurt ganz gerade nach unten gegurtet, langsam von beiden Seiten um je ein Loch verkürzt, bis er ganz stramm sitzt. Vorher habe ich die Dreieckszügel um den Sattelgurt eingeschnallt. Muss ja vorher passieren, weil man sonst nicht mehr drunter kommt.
Ich nehme den Kappzaum von Donovan. Rasga scheint einen ganz kleinen, zierlichen Kopf zu haben. Dann kommen noch die Zügelhalter in die Steigbügelhalter und daran wird mit Ober- und Unterzügel ausgebunden. Ich verschnalle alles gaaaaanz lang. Vor allem die Oberzügel. Die brauchen wir noch nicht, Rasga soll sich aber gleich dran gewöhnen.
Weil Dani noch nicht da ist und es allmählich spät wird, erklärt sich Birgit bereit zu filmen. Schließlich will Rasga-Mama Judith in England ja alles mitverfolgen.
Wir gehen in die Halle. Ich beginne mit den ganz normalen Schrittübungen, die Rasga ja schon von den Tagen zuvor kennt. Das gibt ihr erstmal Sicherheit. Die ganzen Ausbinder sind noch viel zu lang, müssen um mindestens noch sechs-acht Loch enger – aber ich will bei dem armen Pferd ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen…
Rasga reagiert etwas misstrauisch, macht dann aber gut mit. Nachdem das Führen gut ging, geht’s an die kurzen Schritte: Rasga soll in kleinen Tippelschritten vorwärts gehen – ohne Raumgriff. Ich stehe umgedreht zur „Fahrtrichtung“ und gehe gleichzeitig rückwärts. Mit der Zeit werden die Schritte sehr gleichmäßig werden – die erste Stufe zu den kurzen Tritten, die schließlich zur Piaffe werden können.
Rasga in kurzen Schritten
Das macht Rasga heute besser als gestern. ich lasse sie die halbe lange Seite so gehen. Dann kommt das gleiche rückwärts. Auch hier soll sie nur kleine Schritte machen. Und man darf das Rückwärtsrichten nicht durch ziehen mit den Leinen hervorrufen. „Ziehen kann ja jeder“, sagt Fritz Stahlecker! Wenn das Rückwärts zu groß und zu schnell kommt, ist das Pferd nicht entspannt und lernt nichts. Nur bei ganz kleinen Trippelschritten konzentriert es sich auf seine Hinterfüße, macht einen runden Rücken.
Rückwärtsrichten
Dazwischen immer wieder das Kommando: „Stell dich gerade“, wenn angehalten wird. Rasga entspannt sich zusehens. Es ist Zeit, hinterherzugehen. Ich habe sie bis jetzt außergewöhnlich viel gelobt. Sie soll sich sicher fühlen. Für das erste Hinterhergehen werfe ich mein Stöckchen weg. Ich will Rasga nicht durch eine ungeschickte Handbewegung mit dem Stock versehentlich anticken. Das würde sie noch nicht verstehen und womöglich davonstürmen. Ich klopfe sie mit den Leinen ab, lasse sie so wie zufällig über ihre Pobacken gleiten, lobe sie und stehe nun hinter ihr. Ich sage laut „Voran“ und touchiere sie leicht mit den Leinen zu beiden Seiten der Popacken. Rasga ist sehr irritiert, weicht mit der Hinterhand nach links, dann nach rechts aus, weiß nicht was ich von ihr will. Ich korrigiere sanft und wiederhole das Vorwärtskommando mehrmals. Dann endlilch eiert sie los. Ich dirigiere sie zur Bande. Das gibt erste Sicherheit.
Das erste Mal Hinterher gehen
Es ist alles noch sehr wackelig, wie ihr sehen könnt. Ich brauche zwei, drei Runden, ehe Rasga begriffen hat, dass es nur ums Rundherumlaufen geht. Als sie das geschnallt hat, geht es sehr leicht. Mit der Stimme mache ich sie etwas fleißiger, bin mit den Leinen aber sehr vorsichtig.
Als ich das zweite mal am Fenster anlange, fordere ich das Haaaaalten. Hier haben wir schon beim Führen immer gehalten, das sollte Rasga erinnern. Ich lasse die Leinen stehen, während ich das Haltekommando gebe. Rasga hält an. Ich lobe am Hinterteil. Das erneute Antreten ist zunächst wieder irritierend für sie, dann geht sie aber los. Am Spiegel halten wir erneut.
Hinterhergehen einige Minuten später
Das sieht doch schon viel sicherer aus!
Jetzt will ich noch sehen, wie sich Rasga beim Longieren anstellt. Stören sie die Ausbinder? Ich lasse sie auf beiden Händen im Schritt und im Trab gehen. Rasga geht sehr ruhig und gelassen. Es dürfte etwas fleißiger im Hinterbein sein – das heben wir uns aber für später auf. Ich freue mich schon darauf, sie kürzer ausbinden zu können! Ich kann Rasga sogar auf beiden Händen zum Halten durchparieren. Sie bleibt auf der Zirkellinie stehen. Und sie tritt auf Kommando wieder an. Das ist noch nicht militärisch zackig – das kommt schon noch.
Es ist Zeit, die Einheit zu beenden. Für Rasga war das alles ganz schön viel Neues auf einmal. Ich beende den Tag mit ein bisschen Spanischem Schritt. In den zwei Tagen zuvor habe ich mit ihr besonders geübt, dass sie weitergeht – auch wenn ich in Sattelhöhe gehe und meinen Arm dabei auf ihren Widerrist lege. Das war anfangs schwierig für sie, weil sie es nicht kennt.
Diesen Schritt fordere ich jetzt wieder von ihr. Als Zeigestock benutze ich meine kleine weiße Dressurgerte. Die kann sie gut sehen. Damit wedele ich im Takt vor ihrer Brust und ticke auch mal an, wenn sie nicht reagiert. Meine rechte Hand halte ich mit der Leine in Höhe ihres Widerristes. Es wird nicht lange dauern, und Rasga wird schon das Hochhalten der Hand als Aufforderung zum Spanischen Schritt begreifen.
Spanischer Schritt
Das war ein sehr erfolgreicher erster HSH-Tag für Rasga. Birgit tut mir ein bisschen leid: Sie saß die ganze Zeit hinter der Kamera und hat wahrscheinlich gar nicht so viel von Rasga sehen können!
Und du Judith, wie gefällt dir dein Pferd??? Hast schon ’ne intelligente kleine Maus!