Gestern habe ich Rasga fast ausschließlich im Travers, Schulterherein, Volten, übertreten lassen usw. geritten, fast ausschließlich im Schritt. Rasga hat willig mitgemacht – aber ohne Begeisterung.
Deshalb gab es heute Kontrastprogramm, um dem Pferd mal etwas anderes zu bieten. Ich begann mit Arbeit an der Hand: Schulterherein z.B. und Rückwärtsrichten. Das Rückwärts klappte nahezu perfekt! Nicht nur, dass Rasga sehr willig zurück ging (ich ging dabei auf Sattelhöhe und unterstützte an Rasgas Flanke), ich durfte sogar ihre Hinterbeine leicht berühren. Daraufhin hob sie ihre Füße deutlich höher und machte gaaaanz kleine Schritte rückwärts. Fast so, als ob die Hinterbeine eine kleinen Spanischen Schritt nach hinten machten.
Auf der rechten Hand ging es dafür fast gar nicht. Offenbar ein Trainingsdefizit. Ich habe Rasga damit nicht gequält, denn das muss dann erst einmal sinnvoll vorbereitet werden.
Der Spanische Schritt war heute nur mäßig, aber Rasga kommt allmählich doch ins Vorwärts dabei.
Nach diesem etwas anderen Reitstundenbeginn war Rasga sichtlich froh, dass es nun ans Reiten ging – etwas, mit dem sie vertraut ist. Auch hier habe ich eine ganz neue Strategie angewendet: Reiten fast ganz ohne Zügel nur auf gebogenen Linien – und ein bisschen im Schulterherein. Rasga sollte sich leicht biegen. Auf jeder Hand immer nur ein oder zwei Volten, dann Handwechsel.
Weil Rasga den Schenkel nicht ernst genug nimmt, habe ich gleich hinter dem Schenkel mit der Gerte unterstützt – und sie hat es ohne Hüpfer und Kopf hochreißen geduldet und ihr Seitwärts deutlich verbessert! Ein großer Fortschritt – das Pferd verliert seine Heidenangst vor dem Stöckchen!
Zwischendurch gab es Schritt “mit Nichtstun” außenherum, anders als sonst aber ein Schritt, was ihre Beine hergaben. Dabei lagen die Zügel auf dem Hals, und ich habe mit den Armen ihren Schritt mitgemacht und auch noch tüchtig mit den Waden wechselseitig getrieben. Man soll es nicht glauben: Der Schritt war für Rasgas Verhältnisse gewaltig – und nicht geschlurft! Sie hob die Beine und kam richtig zum Ausschreiten. Ein zweiter Versuch 15 Minuten später gelang dann aber nicht mehr. Da nahm sie wieder ihren gewohnten hastigen Schritt auf. Wahrscheinlich habe ich sie mit der ersten Schrittaufforderung einfach überrascht.
Auch im Trab ging’s nur um große Volten am langen Zügel, links herum und rechts herum und nur in der Mitte der Bahn. Nach wenigen Minuten hat Rasga gut nachgegeben und sich fein gebogen. Sie hat viel gekaut und mir immer gut zugehört. Aus diesem gelösten Trab habe ich doch das Angaloppieren versucht, das ich ja eigentlich nicht mehr probieren wollte. Es hat leider nicht auf Anhieb geklappt. Rasga hat offenbar gelernt in der Galopphilfe als erstes mit dem äußeren Vorderbein loszutreten, statt mit dem Hinterbein.
Erst der dritte Versuch klappte. Ich habe versucht, sie im leichten Sitz mit langen Zügeln auf dem Zirkel zu halten. Das ging nicht sehr gut, sie wurde zu schnell. So begnügte ich mich, sie mehrfach im Linksgalopp anspringen zu lassen. Aus dem Schritt, nur ganz wenige Sprünge. Dann sofort Zügel lang. Erstaunlicherweise ging es von Mal zu Mal leichter. Nach fünf gelungenen Versuchen bin ich abgesprungen, und Rasga durfte sich ausnahmsweise zur Belohnung in der Halle wälzen. Ein Leckerli gab es obendrein.
Ich hatte heute zum ersten Mal den Eindruck, dass ich sowohl zur linken als auch zur rechten Seite sitzen konnte, ohne dass sie versucht, mich umzusetzen. Sollte der Rücken durch die Arbeit doch ausgeglichener und kräftiger werden? Das würde mich für Rasga freuen! Na ja, zwei Tage bleiben mir ja noch…