Ich war ja wieder etwas schreibfaul und habe die letzte Woche fast gar nichts “produziert”. Nun will ich aufholen. Letzten Donnerstag hatten wir großen Zahnarzt-Termin. Zahnarzt Carsten Wiedemann hat uns besucht und alle meine Pferde, Anton und Rasga kontrolliert und bearbeitet.
Was für ein ungewöhnlicher Mann – und ein Könner seines Fachs! Ein kurzer Blick aufs Gebiss – und ich bekam gleich sämtliche Probleme genannt, die die Pferde beim Reiten machen. Und das stimmte zu 100 Prozent. Unglaublich. Er ist kein Tierarzt und darf nicht sedieren. Und das war auch gar nicht nötig.
Die Pferde standen ziemlich anständig, obwohl er tüchtig an ihnen herumgearbeitet hat. Herr Wiedemann liebt und kennt die Abstammung sämtlicher Pferderassen und kann schon auf Grund der Herkunft auf entsprechende Zahnprobleme schließen. Dango war der erste in der Runde, und bei ihm hat er sofort die Abstammung erraten. Ich wusste sie gar nicht, musste erst die Papiere holen, um nachzusehen!
Cera hatte ziemliche Haken. An ihr hat er fast eine dreiviertel Stunde gefeilt und geradegerichtet. Bin gespannt, wie sich das aufs Reiten auswirkt. Ihr leichtes Verwerfen im Genick sollte nun weg sein – sagt Wiedemann.
Selbst Donovan hat es ertragen, dass ihm jemand mit der Bohrmaschine im Maul herumschleift. Wenn ihr mal einen Zahnarzt braucht, kann ich euch Herrn Wiedemann nur wärmstens empfehlen. Er begradigt nicht nur Haken, sondern achtet auch insgesamt auf die Stellung der Zähne und das Zusammenspiel von Zähnen und Kiefer.
Das war auch bei Rasga extrem. Sie hatte zwar keine Haken (die Zähne waren ja auch erst wenige Wochen zuvor begradigt worden), aber die Zähne hatten eine verkehrte Länge von hinten nach vorn betrachtet. Die Einkerbungen ihrer seitlichen Schneidezähne verhinderten die Möglichkeit, den Unterkiefer zurückschieben zu können. “Sie streckt beim Reiten immer den Hals gerade nach vorn!”, kommentierte Wiedemann. “Sie kann sich nicht aufrichten, weil sie den Unterkiefer nicht zurücknehmen kann!” Und so ist es ja auch.
Bei Anton hat er flugs die beiden Milchzähne mit der Zange gezogen. Jetzt lispelt Anton etwas, denn er hat zwei kleine Zahnlücken, die sich erst noch schließen müssen. Ich kann jetzt schon sehen, dass die Lücke kleiner wird. Und der Wolfszahn, der da am Wachsen ist, muss raus. Wir sollen nicht darauf warten, bis er aus dem Kiefer schaut. Das kann er nämlich nicht, weil er schief – parallel zum Oberkiefer – wächst. Deshalb mag Anton die Kappzäume nicht. Sie drücken ihn an der Seite.
Na ja, wie gesagt, der Mann war ein großes Erlebnis mit unglaublich viel Pferdeerfahrung und –gespür.