Die für mich wichtigste Neuigkeit zuerst: Donovan ist weg! Alle, die den Stall und meine Pferde hier kennen, kennen auch den kleinen schwarzen Trakehner Wallach Donovan, der sich gegen meine Ausbildungsversuche oft so hartnäckig gewehrt hat. Durch homöopathische Behandlung, Akupunktur und die geduldige Arbeit mit Manuel wurde er im letzten Jahr deutlich gelassener und ruhiger. Trotzdem war mir klar, dass das niemals ein Pferd für mich werden würde. Ich komme einfach mit seiner Impulsivität nicht klar. Er würde bei mir auf Dauer versauern. Ich wollte das Pferd ja schon seit gut drei Jahren in kompetente Hände geben, hatte aber nie jemanden gefunden, dem ich zugetraut hätte, mit Donovans Eskapaden klar zu kommen und ihn so fair zu behandeln, wie ich es tun würde. Und niemals hätte ich ihn als Verkaufspferd ins Internet gestellt…
Durch die Vermittlung von Parelli-Instruktor Adrian Heinen und seiner Frau Monika habe ich nun einen Pferdemenschen aus Belgien kennengelernt, der sich auf “besondere” Pferde spezialisiert hat und bereits zwei Pferde am Haus hält. Der hatte sich das Pferd im Sommer angesehen und war von Donovan genauso begeistert wie alle, die ihn bisher gesehen haben. Was soll ich sagen? Ich bin mir mit Francois handelseinig geworden. Es vergingen allerdings noch einige Monate, denn Francois musste bei sich zu Hause erst noch eine Box anbauen und renovieren.
Vor genau einer Woche ist er mit dem Hänger hoch gekommen und hat Donovan abgeholt. Dank Manuels guter Vorbereitung ist Donovan wie von selbst auf den fremden Hänger gestiegen, hat sich nicht einmal erschreckt, als alle Klappen geschlossen wurden. Nach acht Stunden Autofahrt kamen alle wohlbehalten in ihrem Zuhause an. Ich bin sehr erleichtert, dass unterwegs nichts passiert ist, und dass Donovan so brav geblieben ist. Er soll auch völlig gelassen und ohne zu schwitzen ausgestiegen sein. Wer weiß, vielleicht wusste Donovan längst, dass er bald umziehen würde?
Jetzt wird er beinahe täglich bespaßt. Francois läuft mit ihm drei Kilometer zu Fuß durchs Gelände, um ihn an sich zu gewöhnen und langsam zu trainieren. Donovan war ja nicht wirklich in Kondition und war auch bisschen zu moppelig. Ich wünsche den beiden jedenfalls alles Glück dieser Erde und dass die zwei sich zum Dream Team zusammenraufen!
Hier ein paar Fotoimpressionen, die mit Adrian Heinen im Round Pen entstanden. Das war Ende Mai dieses Jahr:
Interessant ist das Verhalten meiner Herde seit Donovans Weggang. Die arme Rasga hat ja nun ihren Kumpel verloren. Die zwei waren ja wie Pütt und Pann täglich auf der Weide unterwegs – obwohl sie im Stall nicht nebeneinander standen. Den ersten Tag stand sie die ganze Zeit am Tor und hat nach ihm gerufen. Und auch am zweiten Tag hat sie ihn noch gesucht, obwohl sie sich in den letzten Wochen vor dem Umzug schon immer häufiger zu den anderen Pferden gesellt hatte. Als ob sie schon etwas ahnte.
Erst hat Rasga versucht, mit Cornette anzubandeln. Die ist schließlich ebenso dunkel und auch ein Trakehner. Aber Cornette sagt ganz klar: “Mit dir will ich nicht gehen!” Dann versuchte es Rasga bei Dango. Aber das geht ganz klar gar nicht. Dango hat seine Cera und Schluss. Zur Sicherheit wurde Rasga dann erst einmal rossig – und hat sich zu Madrigal geschlichen. Der findet die rossige Stute so toll, dass er darüber sogar seine geliebte Thirilou links stehen lässt. Zurzeit laufen Madrigal und Rasga wie siamesische Zwillinge umher, stehen oft auf der zweiten Weide ganz allein, während alle anderen sich im Paddock oder auf der Dreieckswiese tummeln. Thirilou hat sich komplett Dango und Cera angeschlossen. Und beide dulden das auch. Cornette wiederum hat noch keinen Partner gefunden und steht meist allein. Mal sehen, wie sich das in den nächsten Wochen verändert…
Kalte Temperaturen in Tangstedt
Seit einer knappen Woche ist hier der Winter ausgebrochen. Gott sei Dank noch ohne Schnee, aber mit gefühlten minus 10 Grad Kälte. Teilweise bläst ein frischer Wind, der mich und die Reitschüler noch mehr frieren lässt. Die Pferde entwickeln nicht nur mehr Winterpelz, sie haben auch einen gesegneten Appetit. Dango war nach dem Zahnarztbesuch ziemlich garstig drauf. Vielleicht tun ihm die Zahnlöcher weh? Er war total abweisend, ließ sich ungerne putzen und stand ein bisschen in sich gekehrt meist auf dem Balkon. Nun hat der Schmied am Freitag noch einen leicht angegriffenen Huf festgestellt. Das alte Hufgeschwür war vielleicht noch nicht ganz ausgeheilt, eine Seite vom Strahl sehr empfindlich. Dango ist ja eine Mimose und zeigt sein körperliches Befinden gleich sehr deutlich.
Dann darf der arme Kerl wegen seiner Zahnlücken ja für vier Wochen keinen Hafer fressen. Bleiben also nur Möhren, Heuhäcksel und normales Heu. Das machte ihn auch nicht gerade froh, und ich konnte zusehen, wie er abgebaut hat. Jetzt habe ich bei meinem Futtermittelhändler gequetschten Hafer ohne Schale gekauft. Den bekommt er seit zwei Tagen. Seit gestern habe ich den Eindruck, dass er sich wieder berappelt und mehr Anteil nimmt an seiner Umwelt. Der behandelte Huf und gutes Kraftfutter bewirken bei ihm wohl Wunder…
Weil ich den letzten drei Wochen so wahnsinnig viel Holzpellets einstreuen musste, habe ich die Pferde seit drei Tagen wieder auf Stroh stehen. Ich will ausprobieren, ob das für den Winter nicht die preiswertere Variante ist. Aus rein menschlichem Empfinden wirkt Stroh ja kuscheliger, und die Pferde mögen die neue Einstreu auch sehr. Ich schlage damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Pferde können sich immer am Stroh bedienen, wenn sie mehr Raufutter mögen (ich streue sehr üppig ein), und es kann nicht passieren, dass sie Einstreu bis zum Steinboden wegkratzen und dann im Kalten liegen. Wenn es mit dem Stroh mittelfristig zu aufwendig wird, kann ich ja wieder zurückstellen. Knapp eineinhalb Palletten Holzpellets habe ich ja noch…
Diese Aufnahmen entstanden ca. eine Woche, ehe der Zahnarzt kam. Sie sind schlecht in der Qualität, weil es am späten Nachmittag schon stockfinster ist und sich das Hallenlicht nicht eben für Videoaufnahmen eignet. Aber es geht ja auch nur um den Eindruck.
Hier habe ich einfach nur alle Sequenzen der kurzen Tritte an diesen zwei Tagen zusammengeschnitten. Ich weiß schon, dass das (noch) keine Piaffe ist. Es ist eben eine Rasga-Piaffe. Aber dafür ist sie grandios, wenn man bedenkt, wo und wie sie angefangen hat! Und man muss bedenken, dass Rasga in wenigen Wochen 21 Jahre alt wird! Und das sieht man ihr wirklich nicht an.
Die Kleine gibt sich immer so unendlich viel Mühe. Manchmal nimmt sie den Kopf tief, zieht mir fast die Zügel aus der Hand. Dann schnaubt sie laut und kräftig ab. Sie muss damit die Anspannung los werden.
Die Aufnahmen haben mir gezeigt, dass Rasga die Versammlung nun begriffen hat. Ich muss sie wieder mehr in Dehnungshaltung reiten. Das habe ich im ganzen letzten Jahr nicht zugelassen, weil sie dann so arg gestolpert ist, dass ich dachte, wir legen uns beide hin. Außerdem waren ihre Gangarten so überhaupt nicht geregelt. Manchmal dachte ich, sie hat sechs Beine… Das Stolpern ist nun ganz weg, und der Trab ist fast immer geregelt. Selbst das Angaloppieren klappt auf korrekte Hilfengebung.
Nun ist es Zeit, ihr die Dehnungshaltung zu erklären, denn jetzt sollte sie auch in der Lage sein, dabei den Widerrist als höchsten Punkt des Rückens zu halten, ihre Schultern etwas anzuheben. Ich will ja nicht, dass sie einfach den Hals gerade nach vorne streckt.
Das Endziel ist natürlich, zwischen Dehnungshaltung und Versammlung wechseln zu können…
Geritten fällt ihr das unendlich schwer. Daher habe ich gestern und heute begonnen, ihr das am Boden zu zeigen – mit der Parelli-Ausrüstung. Es war beeindruckend, wie schnell sie kapiert hat, dass, wenn ich mich dehne und einen runden Rücken mache, dass sie mich imitieren soll. Das klappte heute schon auf dem Zirkel im Schritt und Trab. Links herum wirklich gut, rechts herum noch sehr zögerlich. Na ja, ist ja erst der Anfang.
Ich werde morgen weiter machen. Mal sehen, was sie von heute behalten hat.
Gruseltag für unsere Pferde im Stall: Der Zahnarzt war da. Eigentlich sind wir ja bei einem ganz anderen Pferdedentisten, aber der hat sich leider seit Ostern nicht blicken lassen, sich auf meine zahllosen Anrufe auf die Mailbox bis heute nicht gemeldet. Schade eigentlich. Er hätte ja wenigstens absagen können… Egal. Jetzt wurde es (besonders für Rasga und Dango) dringend.
Ich machte einen Termin mit Jan Fiedler. Er ist Tierarzt und hat sich auf Zähne spezialisiert. Seine Frau Petra Scherer (ebenfalls Tierärztin) behandelt mit Akupunktur und Homöopathie. Ein Paar also, das ganzheitlich denkt und arbeitet. Ich kannte Jan bisher nicht persönlich, habe aber nur Gutes über ihn gehört. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Es war eine gute Wahl! Solltet ihr mal einen guten Zahnarzt suchen…
Leider fiel das Untersuchungsergebnis für Dango und Rasga weniger gut aus: Dango hat(te) zwei wackelige Backenzähne, bei Rasga ist die ganze Vorderzahnreihe wie Kraut und Rüben und obendrein lose!
Ich habe während der Behandlung versucht zu filmen, aber die schlechten Lichtverhältnisse haben nicht wirklich viel hergegeben. Ich habe trotzdem ein paar Fotos rausgezogen, damit ihr einen Eindruck bekommt.
Als erstes Pferd war Cera (steht von hinten gesehen in der ersten Box) an der Reihe. Davon gibt es keine Bilder, weil ich die Kamera noch nicht dabei hatte. Bei Cera wurden zunächst die Schneidezähne oben und unten gekürzt und berundet. Ihre vordersten Zähne waren länger als die Eckzähne, dadurch hatten die Backenzähne nicht den richtigen Kontakt. Sie hatte vor allem auf der rechten Seite Zahnhaken und einen schlechten Winkel ihrer Kauleiste zum Kieferngelenk. Das wurde korrigiert. Bin mal gespannt, ob wir da eine Verbesserung beim Reiten feststellen.
Pferd Nummer 2 war Thirilou. die habe ich nicht gefilmt, weil es ja nicht mein Pferd ist und außerdem war sie völlig unspektakulär in der Behandlung bzw. in ihrem Befund. Aber das sollte ja auch noch so sein bei einem fünfjährigen Pferd.
Der nächste im Bunde war Dango:
Hier sieht man ganz deutlich seine nach rechts gewachsenen Schneidezähne. Das ist im Laufe vieler Jahre entstanden und kann nun natürlich nicht mehr korrigiert werden. Die Front wurde aber wie bei Cera so gut es geht begradigt.
Immer noch Dango: Er hat in der oberen rechten Reihe ein Loch im Zahn: Karies!
So sieht es nach dem Herauspuhlen der Essensreste aus. Da wird sich immer etwas reinsetzen, das kann man nicht verhindern. Jan hat allerdings die gesamte Reihe glatt geraspelt.
Was für den armen Kerl viel schlimmer ist: Beide ersten Backenzähne im Unterkiefer waren lose. So lose, dass Jan sie ziehen musste. Hier werden sie gerade mit einem Instrument etwas angelöst…
Er hat mich vorher fühlen lassen. Ich konnte sie wirklich von Hand hin und her wackeln… Hier seht ihr die große Zange im Einsatz, die den ersten Zahn herausholt.
Da kann ich nur sagen: Willkommen im Klub! (Jeder, der MEINE Zahngeschichte verfolgt hat, versteht das!) Dango darf vier Wochen lang kein Körnerfutter fressen, und wir sollen ihm ebenso lange auch kein Gebiss ins Maul legen!
Die letzte im Bunde “meiner” Pferde war Rasga. Auf dem rechten Bild wurde sie gerade sediert. Manuel hält ihren Kopf, damit sie nicht umkippt. Und Rasga freut sich über den Beistand.
Rasga ist ja die älteste von allen Pferden bei mir (bald 21 Jahre), und ihre Zähne sind ihrem Alter entsprechend lang.
Da ist der erste der beiden Backenzähne. Man erkennt gut, wie kurz die Wurzel nur noch ist, und dass ein Teil abgebrochen ist. Das musste der Zahnarzt extra “rausfischen”. Die andere Seite ging auf einen Rutsch und viel leichter.
Die Zähne werden ihm auch beim Reiten Probleme bereitet haben, denn er wird ihm sicher unangenehm gewesen sein, wenn da mal das Gebiss gegen gekommen ist. Und auch das Kauen wird ihm nicht immer leicht gefallen sein. Gemerkt habe ich aber nie etwas. Nun hat Dango links und rechts unten zwei Löcher.
Rasga hat außerdem mit Zahnstein zu kämpfen. Der hat dafür gesorgt, dass sich das Zahnfleisch etwas zurück gebildet hat.
Ihr geht es da wie uns Menschen: Zu wenig Zahnfleisch = Zu wenig Halt für die Zähne. Alle Frontzähne sind ein wenig wackelig, ganz besonders die beiden äußeren.
So kam nur die Schleifscheibe zum Einsatz, die alle Frontzähne auf eine Länge gebracht hat, damit die Backenzähne wieder gut mahlen können. Bei dieser Aktion ist sie dann doch einen Seitenzahn oben verlustig gegangen. Den hat Jan von Hand mit einer kleinen Zange herausgeholt. Die Zahnwurzel war wie bei Dango abgebrochen und nicht mehr durchblutet – aber schon vor längerer Zeit. Deshalb war der Eckzahn so marode.
Jan sagte, er könne die Frontzähne alle ziehen, ginge ganz leicht. Nein, das wollte ich auf keinen Fall. Denn dann hat Rasga ja auf der Weide Probleme, genug Gras aufzunehmen, wenn es kurz gefressen ist und sie es nicht mehr mit den Lippen abzupfen kann.
Während wir uns alle vor Rasgas Box tummelten und fasziniert bei der Arbeit zusahen, “kümmerte” sich Donovan um den noch taumeligen Dango. Der war auf dem Paddock ausgesperrt, damit er kein Heu frisst, ehe er komplett aufgewacht ist.
Hingebungsvoll hat er ihm das blutverschmierte Maul geleckt. Das finde ich ziemlich ungewöhnlich, weil ja Pferde Blut nicht ausstehen können…
Gern hätte ich auch noch das Innere von Rasgas Maul gefilmt, aber da hat die Kamera aufgegeben. Bei der feuchten Kälte war der Akku leer. Es kamen dann noch Manuels Pferde dran. Auch die wurden ausgiebig begutachtet und zahntechnisch “gerade gerückt”.
Die Bilder sehen ganz schön bedrohlich aus, es wirkt so, als seien die Pferde am Kopf aufgehängt. Aber dem ist nicht so. Jan Fiedler sediert die Pferde nach der Erstuntersuchung. Ich bin davon nicht so sehr ein Freund, weil ja jede Sedierung – gerade bei alten Pferden – auch seine Risiken birgt und man so aufpassen muss, dass die Pferde auch wirklich wieder wach sind, ehe sie ans Heu gehen.
Im Nachhinein bin ich über die Sedierung froh. Es war ein viel friedlicheres Arbeiten und für die Tiere deutlich stressfreier. Weil die Pferde im “Mir-ist-alles-egal-Modus” ihren Kopf nicht hoch halten können, gibt es einen dick gepolsterten Galgen, der am oberen Türrahmen aufgehängt wird und in der Höhe bequem verstellbar ist. Da können sich die Pferde mit dem Kopf abstützen, müssen sich nicht selber tragen. Jan sitzt bequem auf einem Hocker, eine helle LED-Leuchte auf dem Kopf und kann wirklich in den hintersten Winkel gucken. Alle Instrumente, die er braucht, hat er als Vorsatz seiner Maschine, die in einem rollbaren Schrank untergebraucht ist. Entsprechend handlich ist das Teil, und Jan muss keine schwere Bohrmaschine halten.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Zähne MEINER Pferde noch nie so gründlich bearbeitet wurden. Zudem mit unglaublicher Ruhe. Selbst Thirilou, Manuels Trakehner-Stute, die ja vor Spritzen so eine Angst hat, dass sie sich nicht scheut, die Wände hoch zu gehen, ließ sich von Jan überlisten. Er war von 9.00 Uhr morgens bis kurz nach drei bei uns, und trotzdem bekam auch das letzte Pferd noch seine volle Aufmerksamkeit und Zeit.
Ich hatte meinen Reitschülern ja schon angekündigt, dass die Pferde auf Grund der heutigen Behandlung morgen nicht geritten werden können. Für Dango und Rasga wird die Pause noch ein paar Tage länger andauern müssen. Die Wunden der Zahnlücken müssen etwas abheilen.
Außerdem heißt das für Dango: Er darf für gut vier Wochen kein Körnerfutter fressen (es könnte sich in den Löchern festsetzen), und er muss für die Zeit gebisslos geritten werden.
Das ist doch für uns eine nette Herausforderung, das mit dem gebisslos reiten noch einmal aufzugreifen. Einen passenden Zaum habe ich ja schon im vorletzten Sommer gekauft und ihn einige Male damit geritten. Er sprach darauf aber nicht so gut an, wie Rasga. Deshalb hatte ich die Idee dann wieder verworfen. Aber nun werden wir dazu gezwungen! Also Angela: Wir stellen uns der Herausforderung!
Ich hatte schon vor Tagen alle Reitschüler eingeladen, bei der Behandlung zuzusehen. Aber kommen konnte dann leider nur Gesine. Zusammen mit Anna haben beide die Boxen gemistet, während die Pferde auf den Balkonen ihren Rausch ausschliefen.
Ich empfand den Tag als ungemein anstrengend. Es war feucht-kalt, ich habe so gefroren. Da halfen auch die Becher heißen Kaffee nicht, die ich für Herrn Fiedler und uns gekocht hatte. Zwischendurch habe ich ein bisschen Mist geschaufelt, mit den Hunden gespielt und Tee gekocht. Trotzdem konnte ich nicht recht war werden.
So habe ich am späten Nachmittag ein kochend heißes Bad genommen und mich mit der Wärmedecke im Bett aufgeheizt. Einkaufen war ich am Abend auch noch, ehe es eine Kontrollrunde im Stall gab. Alle Pferde waren wieder wohlauf und freuten sich auf ihr Abendheu. Aus Solidarität gab es für keinen Kraftfutter. Sie werden es überleben.
Vielen Dank an Jan Fiedler für die tolle Arbeit und den freundlichen Umgang. Und dafür, dass er uns wirklich alles haarklein erklärt hat.
Was für ein aufregender und zugleich anstrengender Tag. Meine Helfer Julia, Sabrina, Gesine, Manuel, Anna, Frank und Thorsten haben sich ein Bein ausgerissen, damit die Veranstaltung ein voller Erfolg wird. Schon am Samstag Mittag haben wir uns getroffen, um alles vorzubereiten. Wegweiser auf den Flohmarkt an den Einfallstraßen wurden aufgehängt, wir haben unsere Tische aufgestellt und Unmengen von Servietten, Pappbechern, Kaffeekannen, Waffeleisen, Besteck, Grillzubehör und Kleinkram aus meiner Wohnung in die Halle geschafft. Dann haben wir die Stände eingezeichnet und ganz nebenbei auch noch den Stall gründlich gemistet und die Pferde versorgt. Ich weiß gar nicht, wie viele Kilometer wir an diesen zwei Tagen zurück gelegt haben…
Sabrina kam nach der Arbeit in die Halle, denn sie ist seit Jahren die Platzeinweiserin für die Aussteller, hat den genauen Überblick, wer wo mit welcher Standlänge stehen soll, führt Buch, wer schon aufgebaut hat und wer noch fehlt. Und sie bleibt immer so lange draußen, bis der letzte Aufbauer die Halle verlassen hat, um abzuschließen.
Nach 20.00 Uhr beginnt für mich die eigentliche Arbeit in der Küche: Ich rühre den Waffelteig an und mache den Quark, den es zu den Ofenkartoffeln gibt. Eine Fleißarbeit, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt und mir stets einen vorübergehend lädierten Rücken und eine völlig verschmierte Küche beschert. Wie gern würde ich einen Teil davon am Vortag anmischen. Aber angesichts der schon fast tropischen Temperaturen habe ich mich das nicht getraut. So komme ich erst in den frühen Morgenstunden ins Bett.
Morgens um kurz nach 6.00 Uhr ist die Nacht zu Ende. Alle Helfer trudelten schon in der Dämmerung ein, um die etwas verdutzen und schläfrigen Pferde auf die Weide zu lassen, damit alle Tore für die Besucher geöffnet bleiben können. Meine Hunde guckten auch etwas dumm aus der Wäsche, als sie schon so früh in ihren Auslauf kamen.
Flohmärkte haben ja so ihre ganz eigene Dynamik, ganz besonders Pferdeflohmärkte. Sie sind und bleiben unvorhersehbar. Ich habe noch nicht herausgefunden, woran es liegt, ob der Flohmarkt gut oder schlecht besucht wird, wann die Besucher kommen und wie viel sie verzehren.
Dieses Jahr haben nur wenige Aussteller bereits am Samstag Abend aufgebaut, die meisten kamen doch erst am Sonntag früh. Oh je, dachte ich, das gibt ein schönes Chaos, wenn die letzten noch ihre Sachen in die Halle schleppen und bereits die ersten Käufer nach Schnäppchen suchen. So war es in den vergangenen Jahren. Deshalb habe ich alle Aussteller angehalten, Sonntag besonders früh mit allem fertig zu sein. Dieses Jahr sind nicht nur die Aussteller relativ spät gekommen, auch die frühen Besucher trudelten erst nach neun Uhr ein.
Thorsten und Frank waren die perfekten Parkplatz-Einweiser. Ich glaube, das war das erste Jahr, dass wirklich kein Auto auf dem Vorplatz der Halle geparkt hat!
Ich machte mir schon Gedanken, ob bei dem schönen Wetter überhaupt genug Besucher kommen würden und wie viel Waffelteig, Würstchen, Kartoffeln und Getränke übrig bleiben würden.
Meine Sorgen waren unbegründet! Julia, Gesine, Frank und Sabrina haben im Wechsel wie die Weltmeister Waffeln gebacken, Zorka und Thorsten haben um die Wette gegrillt und Manuel und Anna saßen die ganze Zeit an unserem Stalltisch, um unsere Sache anzubieten. Zwischendurch verschwand Gesine in der Küche und hat da schon Mal klar Schiff gemacht und sorgte zwischendurch auch für Kartoffelnachschub aus dem Backofen! Die kann ich ja nur zeitversetzt backen, damit nicht alle zur selben Zeit fertig sind.
Ich habe aus den Videoschnippseln ein paar Bilder gezogen, da könnt ihr euch selbst einen Eindruck machen:
Morgens um 9.00: Thorsten und Frank haben “Hugo” ins Freie gelassen. Ich suche schon seit zwei Jahren einen Käufer, aber irgendwie interessiert sich niemand für das genügsame Holzpferd!
Ups, ich habe die Grillzangen vergessen! Schlaftrunken aber fröhlich geht’s zurück in die Wohnung.
Während Manuel noch unseren Stalltisch sortiert, kommen die ersten Interessenten.
Die ersten Waffeln entstehen – und werden zunächst von uns verkostet!
Der Grill ist eröffnet!
Eine fröhliche Zorka legt gegen halb Zehn die ersten Würstchen auf
Zur selben Zeit trudeln die ersten Besucher ein.
Eine Stunde später füllt sich die Halle
Andrang am Würstchenstand.
Ihr Mittagessen nahmen viele bei den milden Temperaturen draußen ein.
Die Halle “brummt”. Und Julia, Gesine und Frank backen Waffeln um die Wette.
Sie kämpften gegen knapp 60 Liter Waffelteig an! Und der ist bis auf einen kleinen Rest auch alle geworden.
Wie jedes Jahr ebbt gegen 14.00 Uhr der Besucherstrom ab, die Aussteller packen ihre sieben Sachen.
Es ist wie ein Spuk: Nur eine Stunde später ist die Halle wieder wie leer gefegt – und erstaunlich sauber und aufgeräumt, weil alle Aussteller ihren Platz ordentlich hinterlassen.
Müde und abgekämpft aber zufrieden sitzen wir hier noch bei einer Abschlussrunde mit Tee und ziehen Bilanz.
Wir haben schon alles wieder aufgeräumt, alle Teile auf meine Terrasse oder in die Küche getragen.
Jetzt warten wir darauf, dass auch der letzte Aussteller mit seinem Wagen den Reitplatz verlässt und wir alle Tore schließen können, um unsere Pferde von der Weide zu holen und für die Nacht zu versorgen.
Die Hunde sind auf den letzten Bildern gar nicht zu sehen. Sie liegen k.o. unter dem Tisch, bzw. in der Ecke und freuen sich, dass der Spuk nun vorbei ist. Zeus ist bestimmt heiser, denn er wurde nicht müde, die “bösen” Parker auf dem Reitplatz zu verbellen. Jetzt liegen sie mir hier zu den Füßen und schlafen. Und morgen werden sie den ganzen Hof abschnüffeln und die vielen fremde Gerüche sortieren, die von den Ausstellern und den vielen Hunden hinterlassen wurden…
Während ich hier meine Eindrücke in den Computer tippe, liegen meine Helfer sicher schon im Bett. Die meisten müssen ja auch morgen schon wieder früh aus den Federn um zu arbeiten.
Ich kann mich hier nur wiederholen und mich ganz herzlich für die tolle umsichtige Hilfe bedanken. Ohne euch könnte ich den Flohmarkt nicht mehr veranstalten! Vielen Dank auch an die Aussteller, die alles so sauber hinterlassen haben. Viele von ihnen sehe ich ja schon seit einigen Jahren. Vielleicht dann bis zum Flohmarkt 2015? Wir würden uns alle freuen!
Unglaublich. Jedes Jahr fragen wir uns wieder: Wie? Es ist schon wieder Flohmarktzeit? Wo sind all die Monate dazwischen geblieben?
Ihr glaubt gar nicht, wie viel Vorbereitung es braucht, damit der Tag selbst für alle Beteiligten ein Erfolg wird. Es beginnt Ende August mit der Bestellung und Verteilung der Flyer. Zusätzlich gebe ich Anzeigen in Pferdeforen und bei eBay-Kleinanzeigen auf. Schließlich sollen die Reiter ja an den Termin erinnert werden – obwohl die meisten schon wissen: Der erste Sonntag im November ist Pferdeflohmarkt in Tangstedt! Und das seit 23 Jahren!
Eine Woche vor dem eigentlichen Termin geht es dann ernsthaft zur Sache: Es müssen Halle und Vorplatz leer geräumt und geputzt werden, die Remise frei geräumt, der Grillplatz hergerichtet und alle Tische und Stühle abgewaschen werden. Das könnte ich alleine gar nicht mehr schaffen. Aus dem kleinen gemütlichen Beisammensein ist inzwischen eine Großveranstaltung geworden. Ich habe derzeit wieder über 50 Standanmeldungen. Und Aussteller und Besucher wollen auch essenstechnisch gut versorgt sein.
Dieses Jahr sind wir schon sehr weit mit den Vorbereitungen. Bereits am Sonntag habe ich mit Hilfe meiner Reitschüler, teilweise auch mit deren Männern, alle Aufräum- und Putzarbeiten erledigt. Schon erstaunlich, was sich im Laufe der Monate an Dreck und Staub, Laub und Papiermüll im Umfeld des Stalles und der Halle so ansammelt. Wir machen keinen Frühjahrsputz, sondern einen Flohmarkt-Aufräumtag! Auch nicht schlecht.
Heute dann der erste Großeinkauf für den Waffelteig und den Quark und die Kaltgetränke. 160 Eier, 16 kg Mehl, 8 Kilo Zucker, 16 Liter Milch und 8 kg Margarine wollen am Samstag verarbeitet werden…
Am Donnerstag fahre ich mit Sabrina los, die Würstchen, Kartoffeln und den restlichen Kram zu holen.
Unsere Wochenendarbeiten auf dem Hof haben Angela und Sabrina mit der Kamera festgehalten. Ich habe für euch die Videoschnipsel zu einem kleinen Filmchen zusammengefügt.
Bei der anschließenden Brotzeit – entgegen unseren Gewohnheiten einmal nicht Kuchen und Torte, sondern Vollkornbrot mit Schmalz und Leberwurst, die Angela gestiftet hatte – gab es auch eine kleine Verkostung verschiedener Sorten Punsch, den Sabrina besorgte. Welcher ist der leckerste? Welchen wollen wir für den Flohmarkt einkaufen? Die Entscheidung war eindeutig und einstimmig! Ihr könnt euch also schon auf ein leckeres Heißgetränk freuen! Dazu wird es Grillwürstchen mit Brot und für alle Vegetarier Ofenkartoffeln mit Quark geben.
Mir bleibt an dieser Stelle nur noch, mich bei allen Helfern wieder einmal ganz herzlich zu bedanken. Ohne euch hätte ich das niemals geschafft! Ich freue mich, dass wir eine so eingeschworene, positive Gemeinschaft sind. Danke an Angela und ihren Mann Friedrich, Sabrina und ihren Mann Torsten, an Julia, Gesine, Anna und Manuel.