Banalitäten

Seit gestern beherrschen die katastrophalen Zustände in Japan die Nachrichten. Welches Leid für die Bevölkerung!

Ich bin erschüttert und dankbar zugleich, hier in Deutschland zu leben! Ich gehe gleich in ein warmes Bett, habe genug zu essen und auch morgen noch ein Dach über dem Kopf. Meine Pferde sind putzmunter, meine Katzen auch. Ich freue mich auf einen weiteren vorfrühlingshaften Tag!

Ich überlege, ob ich schon jetzt neues Pferdezaun-Material bestellen soll (eine Seite des großen Paddocks muss erneuert werden), möchte noch eine Hecke schneiden und würde auch gern das überschüssige Laub auf dem Weg zur Weide wegharken, das vom Herbst liegen geblieben ist.

Was für banale Pläne angesichts der ungeheuren Naturkatastrophe am anderen Ende der Welt. Fast schäme ich mich dafür – obwohl ich natürlich weiß, dass ich nichts ändern könnte, wenn ich mich anders verhielte…

Ich wünsche den Japanern, dass ihnen der SuperGAU erspart bleibt, aber es sieht leider nicht danach aus.

Die Pferde haben Frühlingsgefühle

Vor gut einer Woche fingen meine Pferde an zu haaren. Nur ein wenig, aber immerhin. Der Frühling ist also nicht mehr fern. Auf die Natur kann man sich in der Regel doch immer verlassen.

Cera ist wieder mal extrem rossig. Das ist sie im Frühjahr auch immer stärker als zu anderen Zeiten.

Seit zwei Tagen bläst mir hier ein kräftiger Wind um die Nase, der so heftig war, dass ich nicht einmal den Mist hoch schaufeln konnte. Von jeder Forke Mist kam die Hälfte wieder zurück. Der Mist flog natürlich nicht auf den Boden, sondern mir direkt ins Gesicht und in die Haare. Ich habe dann auf weitere Versuche verzichtet.

Die Weiden musste ich vor zwei Tagen ebenfalls schließen. Es wird täglich etwas wärmer, was bei uns aber auch immer mit Regen einhergeht. Der Boden ist zwar noch nicht frostfrei, aber die oberste Schicht ist soweit aufgetaut, dass die Pferdehufe auf der Wiese großen Schaden anrichten. Dafür ist mein großer Außenpaddock wunderbar eben und trocken.

Heute war ich kaum in der Lage, das Heu nach draußen zu bringen, so hat es gestürmt. Die Pferde waren entsprechend aufgekratzt. Den ganzen Vormittag hörte ich immer wieder ein Quieken. Garantiert Cera, die wieder versuchte, einen der Jungs unanständig anzumachen – um dann scheinbar peinlich berührt zu protestieren.

Über Anton und Donovan musste ich lachen: Sie hatten sich im Roundpen eingesperrt. Der Sturm hatte offenbar das Türchen zugeweht. Und wo Donovan steht, ist auch Rasga nicht weit. Sie leistete den zweien ungewollt Gesellschaft. Dazwischen haben sich alle mit kleineren Rangeleien die Zeit vertrieben, sich von A nach B gejagt oder sich genüsslich im feuchten Sand gewälzt.

Spielereien und Bocksprünge auf dem Reitplatz

Weil die Pferde heute eh alle "durch den Wind" waren, beschloss ich, sie einzeln auf dem Reitplatz laufen zu lassen.

Mit Cera fing ich an. Die hatte ja schon zuvor auf dem Paddock ihrer Lebensfreude mit gewaltigen Bocksprüngen Luft gemacht. So benahm sie sich auch auf dem Reitplatz. Galoppieren, bocken, toben. Cera hat den ebenen, griffigen Boden des Reitplatzes und die frische Luft sichtlich genossen. Wenn ich rückwärts laufe, kann ich sie auch im Trab, manchmal im Galopp zu mir rufen. Dann lässt sie sich streicheln. Aber sie wartet nur auf ein kleines Handzeichen von mir, um wieder in wilden Sätzen davon zu stürmen. Und ich glaube, sie grinst, wenn sie das tut.

Ganz anders war Donovan drauf. Von dem hätte ich ja noch am ehesten "wildes Verhalten" erwartet. Aber der schwarze Kerl überrascht mich doch immer wieder neu. Brav und gesittet ging er ohne Halfter und Longe neben mir her, ließ sich anstandslos antraben und lief auf einem kleineren Zirkel um mich herum. Und das, obwohl überall Sachen umher wehten. Ich konnte ihn angaloppieren, anhalten, Hand wechseln. Donovan benahm sich wie ein Musterschüler. Es sind diese Begegnungen, die mir Freude machen und mich darin bestärken, es weiter mit ihm zu versuchen, nicht frustriert aufzugeben.

Anton dagegen markierte voll "den Macker". Auch er genoss die Weite des Reitplatzes und hat wie ein Halbstarker seine Kräfte ausgespielt. Bei mir bleiben wollte er nicht. Er wollte galoppieren. Und was hat er für eine tolle Galoppade bekommen. Wie unglaublich kraftvoll setzt er inzwischen seine Hinterhand ein, um zuzulegen. Und mit welcher Geschwindigkeit! Ich glaube, er ist im Moment das schnellste Pferd bei uns im Stall. Seine Aktionen begleitet er immer mit einem lauten Juchzer. Genauso schnell lässt er sich wieder anhalten und kraulen. Es hat Freude gemacht, ihm dabei zuzusehen!

Dango ist ja der älteste in der Runde. Er wird dieses Jahr schon 15 und kann über das "Gepolter" der Jungs nur den Kopf schütteln. Er trabte gemächlich seine Runden, legte auch ein paar Galopp-Reprisen ein, brauchte dafür aber die Aufforderung. Er hat immer noch ein wenig Bedenken, ob ihm nicht doch irgend etwas Schlimmes passiert, wenn ich mit der langen Bahnpeitsche in der Mitte der Bahn stehe. Ich bin viel mit ihm im Schritt nebenher gegangen, habe ihn gekrault und versichert, dass er ein tolles Pferd ist.

Ist schon spannend zu beobachten, wie unterschiedlich meine vier Pferde sind, wie unterschiedlich sie sich benehmen und auf mich reagieren.

Die folgenden zwei Stunden – es wurde schon dämmerig – verbrachte ich mit dem Versuch, die Fellnasen zu putzen. Na ja, eigentlich ein fast vergebliches Unterfangen. Dreckklumpen vom Paddock, Haare überall, Urinflecken und das unglaublich dicke Puschelfell erschweren die Arbeit ungemein. Ich freue mich schon auf das glänzende Sommerfell, aber das wird noch ein paar Wochen auf sich warten lassen.

Eiszeiten

Der Winter hatte uns dieses Jahr ja mal wieder gewaltig im Griff. Ich war vorbereitet: Schon im Sommer habe ich sämtliche Hähne für die vielen Wasserleitungen in und um die Halle herum erneuern lassen – die meisten waren schon uralt, schwergängig und ein wenig verrostet. Und der Hauptanschluss im Halleneingang, von dem die Rohre alle abgehen, bekam eine Heizung und einen isolierten Kasten drum herum.

Natürlich hatte ich auch rechtzeitig alle Leitungen entleert, alle Ablassschrauben geöffnet. Das bedeutete: Kein Sprengen in der Halle mehr möglich und Wasserschleppen zu den Außenboxen.

Eigentlich vergeht kein Jahr, wo nicht irgendwo irgendwann ein Hahn oder ein Schlauch kaputt friert. Das sollte diesen Winter anders sein!

Durch die extreme Kälte (wochenlang mehr als minus 10 Grad nachts), war im Hallenboden alles Wasser weggefroren, es staubte unerträglich. Als dann der Frost Anfang Februar eine kleine Verschnaufpause einlegte, nutzte ich die Gelegenheit, wieder tüchtig zu sprengen. Auch die Leitung zu den Boxen von Anton und Donovan hatte ich wieder frei gegeben – und konzentrierte mich täglich auf den Wetterbericht und die gemeldeten Kältegrade.

Nie mehr als minus 5 Grad in den letzten Wochen, das halten die Leitungen aus – dachte ich! Die Rohre waren da offenbar anderer Meinung. Es hat mir alle Zuleitungen zur Beregnungsanlage gesprengt. Es war nicht nur ein Rohr kaputt, sondern gleich alle fünf, ebenso die Zuleitung. Was für ein Ärger. Und an der hinteren Hallenwand von außen, wo die Zuleitung zur Außentränke abgeht war ein bizarres Eisgebilde entstanden: Der Hahn hatte einen Haarriss, aus dem ganz fein Wasser gesprüht war, und zwar bis hinauf zum Hallendach.

Ich habe über eine Stunde gebraucht, die riesigen Eiszapfen abzuschlagen aus Sorge, sie könnten bei Tauwetter mit lauten Getöse abstürzen – während ich mit den Pferden in der Halle bin.

eis  
Wenn man dieses Bild sieht, verwundert es nicht, dass auch dieser Wasserhahn ersetzt werden musste…

Leider konnte ich kein besseres Bild machen – ich hätte weiter weg stehen müssen. Was hier nicht so gut zu erkenne ist: Die Eiskaskaden sind über einen halben Meter breit. Erst seit drei Tagen ist auch der letzte Rest am Boden verschwunden.

Ein Hoch auf unseren Klempner aus dem Nachbardorf, der den Schaden in der Halle bereits am Folgetag an einem Vormittag beheben konnte und gestern auch diese Stelle reparierte.