Es ist Zeit für ein Update

Mein letzter Blog-Eintrag ist nun schon wieder etliche Tage her. Das merke ich schon daran, dass die Schwalben, die gefühlt erst vor wenigen Tagen einzogen (das war Anfang April!) bereits piepsigen Nachwuchs versorgen müssen. Noch kann ich nur manchmal kleine gelbe Schnäbelchen über den Nestrand ragen sehen. Die Kleinen sind wohl Anfang der Woche geschlüpft.

Das letzte Wochenende war hier ja High Life auf dem Hof: Der Kurs mit Adrian Heinen fand statt. Darüber wird es einen gesonderten, ausführlichen Bericht geben – wenn ich denn die Fotos vom Kurs zur Hand habe. Dazu müsst ihr euch also noch gedulden.

Was gibt es sonst Neues? Heute früh wurde der große 15-Kubikmeter-Container wieder abgeholt. Er stand hier mehrere Wochen auf dem Hof. Ich nutze ihn einmal im Frühjahr, um den ganzen sperrigen Müll zu entsorgen, der sich irgendwie übers Jahr hier ansammelt. Dieses Mal haben wir ihn zur Hälfte mit Baum- und Heckenschnitt gefüllt – aber auch mit Holzresten, kaputten Stallutensilien, alten Schaufeln und Besen, die in den Ecken meines Hofes auf ihr Ende warteten…

Erst gestern habe ich mit der Hilfe von Sabrina und Thorsten die letzten Reste “über Bord” geworfen. Wie schnell es doch geht, wenn mehr helfende Hände zupacken!

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Thorsten war so mutig und ist in den Container gestiegen… …um das inzwischen völlig vertrocknete Gestrüpp ordentlich zusammenzutreten.
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20140605172123-(3) Dann passten sogar noch die alten Paletten oben drauf. Die halfen, das Gestrüpp zu beschweren. Dass Sabrina auf den Fotos nicht zu sehen ist, liegt allein daran, dass sie gefilmt hat…

Heute habe ich dann schon Mal angefangen, die Fläche, wo der Container stand, zu “ent-unkrauten”. Ich habe irgendwann aufgegeben. Es war einfach zu heiß.

Neues von den Pferden

Cera bekam in der letzten Woche ihre Eisen vorne – mit einem Kunstoffsteg darunter, der ihre Hacken ein wenig erhöht. Das soll den Spalt im Hufgelenk etwas vergrößern und mehr Raum für Bewegung geben. Mit den Eisen läuft Cera nicht so gut. Aber sie muss sich ja auch erst einmal daran gewöhnen, vor allem auch an die veränderte Fußstellung. Ihre Entzündungshemmer bekommt sie immer noch. Aber immerhin darf sie seit drei Tagen wieder mit den anderen auf die Weide. Ich weiß allerdings nicht, was der Tierarzt dazu sagt. Den Weidegang hat sich Cera selbst beschafft, als sie mich vor zwei Tagen ausgetrickst und sich aus der Box gestohlen hat – mit Halfter und Strick dran – und dann laut pupsend hinter den anderen her zur Weide gelaufen ist. Asti, Donovan, Dango und Rasga haben sie freudig begrüßt und sind ihr als Empfangskomitee entgegengeeilt.

Was sollte ich machen? Konnte ihr nur hinterher gehen, sie wieder einfangen und Halfter und Strick abmachen. Sie soll ja eigentlich nicht rennen und springen, aber nun war es eh passiert, dann konnte sie auch eine Weile grasen. Gott sei Dank kam sie Mittags zwar staksig aber lahmfrei nach Hause. Damit hat sie die Weidesaison für sich selbst neu eingeläutet.

Damit es nicht zu viel Rennerei auf der Wiese gibt, stelle ich die Pferde immer noch in zwei Gruppen raus: Unsere weiden am Vormittag bis frühen Nachmittag, dann mache ich den Pferdetausch, und Manuels drei Pferde dürfen ins Gras. Die hole ich dann erst am Abend wieder rein. Ist ein bisschen arbeitsintensiver aber für alle Beteiligten das Entspannteste.

Was Ceras Arthrose anbelangt, heißt es einfach abwarten und durchhalten. Es wird wieder besser werden, braucht aber wohl doch 4-6 Wochen. In der Zeit kann sie nicht geritten werden, sollte auch nicht viel toben. Sie stand gute drei Wochen stramm in der Box, wurde nur zweimal am Tag zum Führen im Schritt herausgeholt. Zusätzlich trägt sie seit zwei Wochen stundenweise Stallgamaschen von “Back on Track”, die Wärme in die Füße bringen sollen und die Durchblutung fördern.

Natürlich habe ich das Internet gründlich nach “Hufgelenksarthrose” abgesucht. Gibt es alternative Heilmethoden? Was kann man tun, um den Heilungsprozess zu unterstützen? Bei dieser Recherche bin ich auf die Seiten von Herrn Dr. Dr. Peter Schneider gestoßen. Wenn ihr selber mal schauen wollt: www.Pferdemedizin.com. Er ist Tierarzt und Anthropologe und Spezialist für Naturheilkunde und Homöopathie. Das was er an Texten auf seiner Seiten geschrieben hat, klingt sehr durchdacht und logisch, deckt sich auch mit den Lehren der Akupunktur und chinesischen Medizin. Ob wohl er helfen könnte? Da gab es allerdings ein Problem: Dr. Schneider lebt in Uruguay, genauer gesagt in der Nähe von Montevideo!

Mist! Aber es war mir egal. Außerdem fand ich eine deutsche Telefonnummer, unter der er zu erreichen sei. Wie auch immer das funktioniert – man telefoniert zum Deutschlandtarif mit deutscher Nummer nach Uruguay…

Zunächst habe ich ihm eine Email mit dem Röntgenbild von Ceras Fuß geschickt und gefragt, ob er überhaupt helfen kann und wenn ja, wie und was es kostet. Schon eine halbe Stunde später hatte ich eine Antwort-Email mit der Bitte, ihn doch einmal anzurufen. Das fand ich allerdings aufregend. Hätte nicht mit so einer prompten Reaktion gerechnet…

Peter Schneider wollte Cera mit “energetischer Pferdemedizin” helfen, also so etwas wie Geistheilung aus der Ferne. Hmm… Da eine Konsultation bei ihm nur 35 Euro kostet, dachte ich: Versuch macht klug! Wenn’s Humbug ist, dann habe ich wenigstens nicht so viel Geld in den Sand gesetzt. Für die Behandlung brauchte er vier Fotos vom Tier von allen Seiten fotografiert und eine extra Aufnahme vom kranken Fuß. Die Aufnahmen hatte ich 30 Minuten später in einer erneuten Email auf den Weg gebracht, und schon eine Stunde später kam ein Anruf von Herrn Schneider mit der Meldung: Er habe Cera nun behandelt, und ich müsste in den nächsten zwei Tagen eine deutliche Verbesserung feststellen.

Das ist jetzt fast zwei Wochen her. Cera ging es tatsächlich besser, sie lahmte wenigstens im Schritt nicht mehr. Trab habe ich dann lieber gar nicht erst probiert. Irgendwie fand ich die Gespräche mit dem Herrn Schneider hoch interessant. Er ist ein etwas skurriler Mensch, der aber eine Menge Erfahrung in alternativen Heilmethoden zu haben scheint. Und als ich ihn fragte, ob er auch Hunde und Katzen behandeln würde, sagte er: “Er behandelt alles, was Beine hat…”

Also habe ich zwei Tage später auch noch Fotos von Dango (wegen seinem Sommerekzem) und Apollo wegen seiner Ängstlichkeit hinterhergeschickt.

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Cera, Dango und Apollo. Das Foto von Apollo war am schwierigsten, weil er einfach keine Minute still halten kann. Dango schlägt sich mit seinem Ekzem sehr tapfer. NOCH hat er sich weder Mähnenkamm noch Schweifrübe kahl gescheuert. Da hatte aber schon die homöopathische Behandlung von Tierärztin Petra Scherer (www.tierarztpraxis-delingsdorf.de) sehr gut angeschlagen. Er steht zurzeit ohne Ekzemerdecke draußen. Ich wünsche ihm, dass wir das diesen Sommer ohne Decke hinkriegen…

Für seine Psyche machen wir alle, die mit ihm umgehen, Vertrauensübungen. Angela übt mit ihm das “Schein-Satteln”: Wenn sie da ist, geht sie mit dem Sattel in die Box und tut so, als wolle sie ihn satteln, streichelt Dango viel, verteilt mal ein Leckerchen – und verlässt die Box. Es bleibt dann jedes Mal ein verdutzter Dango zurück, der seine Stirn runzelt und zu fragen scheint: “Was sollte das jetzt? Mit dem Sattel rummachen und dann doch nicht satteln?” Für alle, die sich über die Übung wundern: Dango hatte, als er vor vier Jahren zu mir kam, Sattelzwang, zeigte starkes Abwehrverhalten beim Satteln und Gurten. Das ist in den letzten Jahren zwar deutlich besser geworden, und das Zähneklappern hat aufgehört, aber böse gucken muss er dabei immer noch. Jetzt gibt es für ihn immer dann eine Belohnung, wenn er die Ohren vorne lässt, obwohl der Sattel auf seinen Rücken gelegt wird. Wäre doch gelacht, wenn wir ihm nicht auch noch die letzte Skepsis nehmen können.

Und Sabrina steigt jetzt verstärkt ins Horsemanship mit ihm ein. Sabrina hat ein gutes Timing und ein Händchen für diesen großen, hoch sensiblen und immer etwas skeptischen Wallach. Noch kennt er die Sieben Spiele nach Parelli nur rudimentär. Ich habe sie mit ihm gespielt, als er ganz neu zu mir gekommen war, aber dann stand doch das Reiten im Unterricht mehr im Vordergrund.

Dango muss schlechte Erfahrungen in Sachen Gerten und Bahnpeitschen gemacht haben. Er gerät sofort in Hektik, wenn jemand – auch wenn es weit weg ist – mit einer Gerte fuchtelt oder mit der Bahnpeitsche knallt. Das Freundlichkeitsspiel mit dem Carrot-Stick akzeptiert er inzwischen, besser gesagt, er duldet es. An guten Tagen senkt er dann sogar den Kopf ab und ist irgendwann tiefenentspannt. Wir werden in der nächsten Zeit ein bisschen mehr mit Horsemanship dranbleiben…

Ich habe noch viel mehr zu erzählen. Die Fortsetzung kommt allerdings erst morgen!

Cera humpelt immer noch…

Liebe Reitschüler, liebe Freunde dieses Blogs,

die meisten von euch haben es ja schon mitbekommen, weil etliche Reitstunden ausgefallen sind: Cera ist lahm. Es begann mit einer Hangbeinlahmheit vorne rechts (möglicherweise eine Zerrung in der Schulter) und ist jetzt ein Stützbeinlahmheit vorne links (dabei ist das Hufgelenk betroffen). Die erste Lahmheit wurde vor rund zwei Wochen sichtbar. Sie war nur leicht, im Schritt gar nicht zu sehen. Erst im Leichttraben und dort auch nur auf der linken Hand wurde es schlimmer.

Auch nach zwei Tagen Ruhe besserte sich nichts – ganz im Gegenteil. Der Tierarzt war nun schon mehrfach da. Er fand das Lahmheitsbild sehr unspezifisch, tippte anfangs sogar auf ein mögliches Hufgeschwür. Das war es aber leider nicht. Ein Kombipräparat aus Entzündungshemmer und Schmerzmittel sollte helfen, aber das war auch nicht der Bringer.

Gestern war mein Tierarzt zuletzt da. Und weil die Lahmheit sich um kein Stück gebessert hat, habe ich das linke Vorderbein röntgen lassen. Es gibt gleich mehrere Diagnosen – wobei der Doc nicht sagen kann, welche davon die Schmerzen verursacht. Cera hat ja eine Vorerkrankung, mit der ich sie gekauft habe: einen Chip am Hufgelenk. Ein Chip ist ein kleiner Knochensplitter, der sich in jungen Jahren – vermutlich schon im Fohlenalter – vom Knochen vom Gelenk löst. Bei Cera sitzt er aber so glücklich (außerhalb des eigentlichen Gelenkes), das ich ihn nicht rausnehmen lassen musste.

Trotzdem war er möglicherweise für die Arthrose am Vorderbein verantwortlich. Genau beantworten kann das niemand. Die aktuellen Aufnahmen zeigen eine deutliche Hufgelenksarthrose. Ich habe Vergleichsaufnahmen von vor zwei Jahren, die zeigen, dass sich der Zustand verschlechtert hat. Zusätzlich gibt es Verknöcherungen an Bändern und Sehnen im Vorderbein. Auch dafür gibt es keine eindeutige Erklärung.

Ich sehe jetzt schon Julia (Ceras Reitbeteiligung) jammern, dass sie das durch ihr “schlechtes” Reiten verursacht haben könnte. Nein, das hat sie bestimmt nicht. Und so eine Knochenveränderung kommt ja nicht über Nacht, sondern entwickelt sich langsam.

Im Moment sind die Prozesse entzündlich, daher auch für das Pferd so schmerzhaft. Ich vermute, dass der unebene, teilweise tiefe Boden der Weide nach den enormen Regenfällen vor vier Wochen eine Überbelastung hervorgerufen hat. Möglicherweise ist sie irgendwo im Schlamm stecken geblieben, hat sich vertreten oder etwas gezerrt. Vermutlich in der Schulter. Und das hat zur Schonung des rechten Vorderbeins geführt, gleichzeitig zur Überlastung des linken Beines.

Egal, wie man es dreht und wendet: Cera tut der Flunken weh, und dagegen muss ich etwas unternehmen.

Therapeutische Maßnahmen fürs Erste:

Cera bekommt Entzündungshemmer und Schmerzmittel. Sie hat “Bettruhe”, darf also nicht raus auf die Weide. Aber sie darf im Schritt geradeaus geführt werden – und sie freut sich über Streicheleinheiten!

Ich soll das Bein warmhalten. Daher habe ich ihr heute Stallgamaschen von “Back on Track” gekauft. Sauteure Dinger, die aber wahre Wunder bewirken sollen, da sie durch eine besondere Keramikfaser die Körperwärme “zurück werfen”.

Dritte Maßnahme: Cera bekommt sofort Korrektureisen mit einem breiten Steg darunter, der verhindert, dass das Pferd mit den Füßen seitlich wegkippen kann. Diese Eisen stabilisieren den Huf links/rechts betrachtet und lassen ihn gut nach vorne abrollen.

Die Boxenruhe muss sie eine Woche einhalten. Dann sollte die Entzündung besser geworden sein und eine gezielte Bewegung durch Führen im Schritt dran kommen.

Und der wichtigste Punkt: Cera muss weiter abspecken! Sie ist einfach zu schwer für ihre Füße. Sie ist lange nicht mehr so dick, wie sie schon einmal war, aber immer noch zu dick für die Arthrose. Also ist seit gestern Schmalhans Küchenmeister.

Hafer gibt es nur so viel wie es braucht, das Medikament darauf zu träufeln, zusätzlich Teufelskralle in Pelletform. Das Heu mische ich derzeit mit Stroh, damit sie beschäftigt ist.

Montag, spätestens Dienstag kommt der Schmied und verpasst ihr die Eisen. Ihre neuen Bandagen trägt sie die erste Woche täglich.

Zusätzlich wird sie mit Akupunktur behandelt. Mehr geht eigentlich kaum…

Warum ich das so ausführlich alles schreibe? Um zu erklären, warum ich in der letzten Zeit so oft den Unterricht abgesagt habe. Natürlich mache ich mir Sorgen um das Pferd und hoffe, dass sie schnell wieder auf die Füße kommt.

Die Aussichten stehen nicht schlecht, es dauert halt nur etwas. Ich muss wohl mit mindestens vier Wochen rechnen. Dann kann sie wieder im Schritt was tun und hoffentlich auch wieder auf die Weide.

Konkret heißt das: Ich möchte in der kommenden Woche (bis zum 1. Juni) keinen Unterricht geben. Ich brauche die nächste Woche, um den Kurs mit Adrian Heinen vorzubereiten, einzukaufen, aufzuräumen und den Hof schön zu machen. Natürlich nehme gerne jede Hilfe an, mir dabei zur Hand zu gehen! Ab dem 1. Juni sortiere ich mich neu und überlege, wie viel Unterricht Dango übernehmen kann. Vielleicht darf Cera dann ja schon wieder im Schritt geritten werden… Meine Wünsche ans Universum sind schon abgeschickt!

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Das ist Cera in den letzten zwei Jahren. Wahllos ausgesuchte Momentaufnahmen. Ist sie nicht ein hübsches Pferd? Sie ist der Liebling aller Schüler und DAS perfekte Schulpferd, weil sie so geduldig und brav ist. Wir wünschen ihr jedenfalls rasche Genesung! cera9

Denkt daran: Am Wochenende ist hier der Parelli-Kurs mit Adrian Heinen! Wenn ihr Lust habt, schaut doch mal vorbei. Es wird sehr informativ werden, es gibt lecker Essen und jede Menge Spaß! Außerdem kann ich noch helfende Hände gebrauchen…

****-Parelli-Instructor Adrian Heinen zum Kurs auf meinem Hof

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Am Wochenende 31. Mai/1. Juni weht wieder internationaler Parelli-Wind auf meinen Hof! Da gibt vier-Sterne-Instructor Adrian Heinen aus der Schweiz einen Fortgeschrittenen-Kurs. Thema: Online / Liberty, Level 2-4. Adrian Heinen wurde bekannt durch seine Arbeit mit Mulis, die er bis zur Hohen Schule förderte!

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In seinen “zweiten Leben” ist Adrian Tierarzt, der sich auf Zahnbehandlungen spezialisiert hat.

Alle Plätze für aktive Teilnehmer mit Pferd sind schon ausgebucht, aber Zuschauer sind noch herzlich willkommen. Das Zuschauerticket kostet 50 Euro pro Tag.

Wie immer wird für Speis und Trank reichlich gesorgt sein. Ich werde vegetarisch kochen. Es gibt Tee / Kaffee und Kaltgetränke.

Wer Adrian also einmal live erleben will… Ich bitte auch alle Zuschauer um eine verbindliche Anmeldung.

Da ich seit zwei Jahren selbst zwei Hunde habe, bitte ich euch, eure Hunde zu Hause zu lassen.

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Rasga macht unglaubliche Fortschritte

Seit dem Winter 2012 ist Rasga mein Berittpferd. Rasga ist eine hoch sensible, manchmal sehr stutenhafte “alte Dame”, die vorher keine Dressurausbildung genossen hat. Sie kannte keine Seitengänge, kein dressurmäßiges Angaloppieren, natürlich kein Gehen in vernünftiger Haltung.

Gerne ging sie mit lang gestrecktem Hals, Nase fast in den Boden gebohrt, total auf der Vorhand. Ihr Schritt war extrem untaktmäßig und kurz, der Trab ebenfalls hart und unrhythmisch. Alle Nase lang stolperte sie, weil sich die Vorderfüße so in den Boden bohrten.

Rasga kannte keine Dressurgerte und trat heftig nach ihr, wenn ich sie damit antickte. Was hat sie sich inzwischen verändert! Und wer würde denken, dass diese feine Stute in diesem Frühjahr ihren 20. Geburtstag feiert?

Travers, Schulter herein, Seitengänge über die Diagonale, Volten und Schlangenlinien, Korrektes und vor allem ruhiges Angaloppieren auf feine Hilfen – und vor allem das Anticken mit der Gerte – das alles ist für sie kein Problem mehr. Vor gut einem Jahr habe ich sie komplett auf gebissloses Reiten umgestellt. Ich hätte nicht gedacht, dass Rasga darauf so gut anspricht. Sie geht viel williger in schönerer Haltung.

Natürlich wird Rasga mit ihren körperlichen Mängeln und auf Grund ihres Alters nie ein tolles Dressurpferd werden können. Ihr Trab wird eher hart und unbequem bleiben, und den Galopp kann sie auch nur bedingt noch weiter verbessern. Aber darauf kommt es nicht an.

Mich fasziniert an dieser Stute so, wie eifrig sie mitarbeitet, wie sie versucht zu erahnen, was ich von ihr möchte. Ich habe sie ein paar Wochen in HSH-Ausrüstung am Boden gearbeitet und hätte nie gedacht, dass sie die kurzen Tritte noch stressfrei erlernen könnte. Da habe ich mich geirrt.

Die kurzen Tritte, die fast schon in die Piaffe gehen, könnten noch viel ausdrucksstärker sein. Das wird sie vermutlich nicht mehr lernen. Dafür genügt ein aufmunterndes “komm, komm” im Takt, um sie zum Treten zu bringen. Mit der Gerte tippe ich sie im Takt an der Kruppe an, um die Tritte zu verstärken. Rasga macht immer freudig mit. Niemals würde sie mich treten, so dass ich relativ dicht hinter ihr gehen kann. Das war anfangs nicht so.

Mein nächster Schritt wird sein, Rasga wieder auszubinden, damit sie noch mehr ihre Oberlinie im Rücken einsetzt. Das Ausbinden habe ich im letzten Jahr weggelassen, damit sie besser ins Gleichgewicht kommt. Oft musste sie den Kopf tritteweise sehr hoch nehmen, um nicht umzukippen. Ich glaube, dass sie das jetzt gar nicht mehr braucht und ihre Gänge mit Ausbindern (am Kappzaum!) besser werden. Ich bin schon ganz gespannt, davon ein Video zu bekommen!

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20140428173621-(7) Rasga im Spanischen Schritt. Wenn ich daran denke, wie viel Mühe sie damit hatte, obwohl ich neben ihr herging! Jetzt kann sie den Spanischen Schritt selbst dann, wenn ich ganz gerade hinter ihr gehe. Ich zeige ihr das Stöckchen noch von der Seite, aber das brauche ich bald nicht mehr. Ich habe ein neues Startsignal eingebaut, das Rasga nur noch prompt umsetzen muss.
Rechts: Der Galopp. An der Hand springt sie willig auf kleinste Zeichen hin an. Auch das war vor einem Jahr ein totales Gequäle, weil sie nur losrennen oder nach der Gerte schlagen konnte. Aber der Galopp ist und bleibt ihre “Problem”-Gangart. Sie kann sich noch nicht genug gerade richten, lehnt sich auf die innere Schulter. Dass sie allerdings ganz ruhig und gelassen galoppiert und das auch noch auf Voltengröße, ist bemerkenswert. Vielleicht findet sich der Rest auch noch… 20140428173621-(3)
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20140428173621-(10) Auf die kurzen Tritte bin ich besonders stolz. Wer hätte jemals gedacht, dass ein Pferd, das im Körper ein bisschen lang ist und in 18 Jahren nie dressurmäßig ausgebildet wurde, dazu in der Lage sein würde, seine Hinterhand so zu aktivieren. Auf den oberen Fotos hebelt sich Rasga ein wenig mit dem Kopf heraus, ist aber überaus eifrig auf den Beinen. Das letzte Bild links finde ich total grandios. Was für eine Hankenbiegung.

Und um es noch einmal zu wiederholen: Rasga ist 20 Jahre alt!