Rasga reiten, 9. und 10. Tag

Am Freitag hatte Rasga Pause, da bin ich mit zwei meiner Reitschüler und den Pferden nur spazieren gegangen. Es war für Rasga nicht wirklich aufregend, aber mal eine Abwechslung.

Gestern gab’s wieder das “normale” Reitprogramm in der Halle. Ich beginne jetzt stets mit Handarbeit: Kleine Tritte vorwärts, kleine Tritte rückwärts, Spanischer Schritt und Schaukel. Rasga lernt schnell, erinnert das, was wir den Tag zuvor gemacht haben. Tiefe Seufzer begleiten die Handarbeit. Fast kommt es mir so vor als würde sie sagen: Boah, das kenn ich schon – Gott sei Dank! Auch das Rückwärts auf der rechten Hand klappte heute gut. Noch muss ich weiter vorne gehen – auf Sattelhöhe macht sie noch nicht mit. Das würde aber sicher schon in ein, zwei Tagen funktionieren.

Das anschließende Reiten war außergewöhnlich gut. Rasga war noch nie so entspannt und gelassen. Ich habe mich sogar getraut, im Trab an der langen Seite zuzulegen. Rasga ist in der Hinterhand sehr steif, aber sie hat wirklich den Trab verstärkt, ohne eilig zu werden. Eine echte Rahmenerweiterung hat es nicht gegeben, aber Rasga ist nicht aus dem Takt gekommen, nicht gestolpert und hat sich anschließend wieder brav “einfangen” lassen. Ich musste nicht durchgreifen.

Das Highlight war das Angaloppieren. Ich konnte sie mehrfach aus dem Schritt in den Linksgalopp bringen. Rasga macht gerne zwei oder drei Trabtritte, ehe sie in den Galopp findet – aber: Sie regt sich nicht mehr auf. Ich lasse sie nur drei oder vier Galoppsprünge machen. Dann halte ich an und probiere es erneut. Das letzte Angaloppieren kam sofort und in der Mitte des Zirkels. Ich bin sofort zur Belohnung abgesprungen.

Heute war Christine zu Besuch, und sie hat beim Reiten zugesehen. Sie hat bestätigt, wie entspannt Rasga war. Das Galoppieren ging heute schon auf Schnalzen – ohne große Aktion. Sie scheint ihre Füße besser sortiert zu bekommen. Das heutige Highlight waren ein paar Meter travers – im Trab! Und zwar auf beiden Händen. Und diese Lektion habe ich sogar NACH dem Angaloppieren probiert. Ich wollte sehen, ob sie ruhig weiter arbeitet, oder ob der Galopp sie aufregt. Das tut er nicht mehr. Und ich darf sie sogar ein wenig mit der Wade buffen, wenn sie dem Schenkel nicht zuhört, dann gibt sie sich wieder Mühe – ohne eilig zu werden. Das muss ich beim Seitwärts manchmal machen, wenn sie sich wieder “verbeulen” will. Ich bin sehr zufrieden – und Rasga offenbar auch. Sie steht nach dem Reiten völlig entspannt in der Halle…

Rasga reiten, 7. und 8. Tag

Gestern habe ich Rasga fast ausschließlich im Travers, Schulterherein, Volten, übertreten lassen usw. geritten, fast ausschließlich im Schritt. Rasga hat willig mitgemacht – aber ohne Begeisterung.

Deshalb gab es heute Kontrastprogramm, um dem Pferd mal etwas anderes zu bieten. Ich begann mit Arbeit an der Hand: Schulterherein z.B. und Rückwärtsrichten. Das Rückwärts klappte nahezu perfekt! Nicht nur, dass Rasga sehr willig zurück ging (ich ging dabei auf Sattelhöhe und unterstützte an Rasgas Flanke), ich durfte sogar ihre Hinterbeine leicht berühren. Daraufhin hob sie ihre Füße deutlich höher und machte gaaaanz kleine Schritte rückwärts. Fast so, als ob die Hinterbeine eine kleinen Spanischen Schritt nach hinten machten.

Auf der rechten Hand ging es dafür fast gar nicht. Offenbar ein Trainingsdefizit. Ich habe Rasga damit nicht gequält, denn das muss dann erst einmal sinnvoll vorbereitet werden.

Der Spanische Schritt war heute nur mäßig, aber Rasga kommt allmählich doch ins Vorwärts dabei.
Nach diesem etwas anderen Reitstundenbeginn war Rasga sichtlich froh, dass es nun ans Reiten ging – etwas, mit dem sie vertraut ist. Auch hier habe ich eine ganz neue Strategie angewendet: Reiten fast ganz ohne Zügel nur auf gebogenen Linien – und ein bisschen im Schulterherein. Rasga sollte sich leicht biegen. Auf jeder Hand immer nur ein oder zwei Volten, dann Handwechsel.

Weil Rasga den Schenkel nicht ernst genug nimmt, habe ich gleich hinter dem Schenkel mit der Gerte unterstützt – und sie hat es ohne Hüpfer und Kopf hochreißen geduldet und ihr Seitwärts deutlich verbessert! Ein großer Fortschritt – das Pferd verliert seine Heidenangst vor dem Stöckchen!

Zwischendurch gab es Schritt “mit Nichtstun” außenherum, anders als sonst aber ein Schritt, was ihre Beine hergaben. Dabei lagen die Zügel auf dem Hals, und ich habe mit den Armen ihren Schritt mitgemacht und auch noch tüchtig mit den Waden wechselseitig getrieben. Man soll es nicht glauben: Der Schritt war für Rasgas Verhältnisse gewaltig – und nicht geschlurft! Sie hob die Beine und kam richtig zum Ausschreiten. Ein zweiter Versuch 15 Minuten später gelang dann aber nicht mehr. Da nahm sie wieder ihren gewohnten hastigen Schritt auf. Wahrscheinlich habe ich sie mit der ersten Schrittaufforderung einfach überrascht.

Auch im Trab ging’s nur um große Volten am langen Zügel, links herum und rechts herum und nur in der Mitte der Bahn. Nach wenigen Minuten hat Rasga gut nachgegeben und sich fein gebogen. Sie hat viel gekaut und mir immer gut zugehört. Aus diesem gelösten Trab habe ich doch das Angaloppieren versucht, das ich ja eigentlich nicht mehr probieren wollte. Es hat leider nicht auf Anhieb geklappt. Rasga hat offenbar gelernt in der Galopphilfe als erstes mit dem äußeren Vorderbein loszutreten, statt mit dem Hinterbein.

Erst der dritte Versuch klappte. Ich habe versucht, sie im leichten Sitz mit langen Zügeln auf dem Zirkel zu halten. Das ging nicht sehr gut, sie wurde zu schnell. So begnügte ich mich, sie mehrfach im Linksgalopp anspringen zu lassen. Aus dem Schritt, nur ganz wenige Sprünge. Dann sofort Zügel lang. Erstaunlicherweise ging es von Mal zu Mal leichter. Nach fünf gelungenen Versuchen bin ich abgesprungen, und Rasga durfte sich ausnahmsweise zur Belohnung in der Halle wälzen. Ein Leckerli gab es obendrein.

Ich hatte heute zum ersten Mal den Eindruck, dass ich sowohl zur linken als auch zur rechten Seite sitzen konnte, ohne dass sie versucht, mich umzusetzen. Sollte der Rücken durch die Arbeit doch ausgeglichener und kräftiger werden? Das würde mich für Rasga freuen! Na ja, zwei Tage bleiben mir ja noch…

Zwei spannende HSH-Tage liegen hinter mir

Gestern und vorgestern hatte ich Petra Wägenbaur zum Unterrichten zu Gast! Meine Freundin Christine hatte ihre beiden Pferde mitgebracht, und so haben wir zu zweit an zwei Tagen vier Pferde “abgearbeitet” – am Boden und im Sattel.

Ein toller Unterricht, der uns genau dort weitergeholfen hat, wo wir glaubten, stecken geblieben zu sein. Petras hilfreiche Tipps haben uns wieder Trainingsstoff für die nächsten Wochen gegeben.

Christine hatte es deutlich schwerer als ich, denn sie musste ihre Pferde nach dem 90-minütigen Transport in fremder Umgebung arbeiten. Ihre Similia, eine großrahmige, todschicke Traberstute ist ein Energiebündel, das sich gerne aufregt und dann “explodiert”. Wie gerne würde ich Cera ein paar Prozent von diesem Temperament abgeben! Zur Gesellschaft hatte sie noch Similias Mutter mit. Auch die ist alles andere als eine Schlaftablette aber durch ihr Alter und ihre Lebenserfahrung deutlich gelassener.

Mein persönliches Highlight war Donovan. Ich hatte mich überreden lassen, ihn in HSH vorzuführen, obwohl ich ja schon eine ganze Weile anders mit ihm gearbeitet hatte, weil er sich so gegen die konzentrierte Arbeit wehrt. Wie ich erwartet hatte, spulte er nach 15 Minuten sein altbekanntes Muster ab: Kopf schütteln, Kopf nach unten reißen oder sich schnell herumdrehen, bis er in die Leinen gewickelt ist. Ich wollte schon aufgeben, da ich von hinten kaum eine Chance habe, etwas dagegen zu unternehmen. Petra ist hinzu gesprungen und hat ihn einfach vorne an den Leinen gepackt und weiter geführt, während ich von hinten meine Kommandos gab. Es hat vielleicht zehn Minuten gedauert, dann hatte Donovan kapiert, dass seine Spielchen keinen Sinn mehr machen – und fügte sich! Plötzlich konnte ich auch alleine meine Seitwärts- und Halteübungen und meine Handwechsel durchführen, ohne dass Donovan aufgemuckt hätte. Und dass, obwohl er anständig ausgebunden war! Nach gut 30 Minuten haben wir die Sitzung beendet. So lange hat er sich bisher nur selten konzentrieren wollen.

Unser Fazit: Ich brauche für Donovan eine zweite Person, die mir ein paar Mal assistiert und vorne mitgeht, damit er lernt, sich zu benehmen. Vermutlich hat er sich nach wenigen Sitzungen daran gewöhnt. Ich würde mich freuen!

Und für meine Cera habe ich von Petra wertvolle Tipps für den Galopp bekommen, den Cera immer noch nicht gesetzt genug gehen kann. Und auch die für Cera unbequemen “kurzen Tritte” werde ich künftig anders üben.

Viel zu schnell waren die beiden Tage für Christine und mich vorüber. Jetzt freuen wir uns schon auf den großen Workshop, den Petra Wägenbaur Ende Oktober in meinem Stall abhalten wird. Details darüber könnt ihr demnächst hier und auf meiner Stallseite lesen!

Rasga reiten, 5. und 6. Tag

Der 5. Reittag mit Rasga war genau einen Tag nach dem Filmen (wo ich die Videosequenzen hier im Blog veröffentlicht habe). Mir haben die Aufnahmen ja ganz gut gefallen, und so bin ich voller Elan mit großen Zielen mit Rasga in die Halle gekommen. Der Galopp war sehr ermutigend gewesen, den wollte ich allemal noch einmal probieren.

Zunächst einmal begann ich – wie immer – mit dem Spanischen Schritt. Rasga wollte nicht ordentlich vorwärts kommen, da habe ich sie mit der Gerte angetickt. Für Rasgas Verhältnisse offenbar zu doll, denn sie machte einen kleinen Satz nach vorne – und war ab da nicht mehr zu gebrauchen! Der Spanische Schritt ging zwar noch so leidlich, aber das Reiten war schlecht. Immer wieder der Versuch, im Schritt zu eilen und mit dem Kopf abzutauchen. Der Trab war auch hakelig. Das Angaloppieren wollte erst gar nicht klappen. Drei Mal hintereinander sprang sie im Außengalopp an und regte sich dabei tierisch auf. Ich konnte zwar die Stunde mit einer entspannten Rasga beenden (bin dann auch lange am hingegebenen Zügel noch Schritt gegangen), aber Spaß gemacht hat das nicht.

Der 6. Tag war wieder das krasse Gegenteil. Ich habe mich natürlich gehütet, mit der Gerte zu doll herumzufuchteln. Und Rasga hat wieder brav und gesittet versucht, mitzumachen. Woran ich besonders gearbeitet habe: Traverstritte nach links. Schulterherein macht sie schon ganz anständig.

So wie ich dann mit dem äußeren Schenkel komme, um sie ins Travers zu bringen, verbeult sie ihren Rücken und setzt mich von links auf die rechte Seite. Ich korrigiere das, in dem ich sofort wieder ins Schulterherein zurückgehe, um dann zwei Tritte später wieder das Travers zu versuchen. Nach zehn Minuten bekam ich zwei wackelige Tritte hin, am Ende der Stunde noch mal. Das werde ich jetzt die nächsten Reiteinheiten üben. Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt für Rasga, und es könnte helfen, ihre linke Körperseite mehr zu aktivieren.

Der Galopp war noch immer stressig. Den werde ich vorerst total weglassen. Das bringt gar nichts, sorgt nur für Aufregung und Panik. Alles in allem hat sich das Pferd aber entspannen können und tüchtig abgeschnaubt. Schritt und Trab waren im Takt und geregelt.

Reiten Rasga, 4. Tag

Heute war Dani da, um mich und meine Pferde zu filmen. Eine wunderbare Gelegenheit für mich, Rasga zu sehen, wenn ICH sie reite. Denn das Gefühl, das ich auf ihr habe, muss ja nicht der Realität entsprechen. Rasga hat sich bisher recht gut gemacht. Sie ist viel ruhiger geworden, eilt nicht mehr von der Bank weg, wenn ich aufgestiegen bin. Sie ist überhaupt sehr bemüht, alles richtig zu machen.

Ab heute starte ich mal einen Versuch: Die geschnittenen Videos habe ich mit meinem Kommentar versehen. Ich spreche im Video über das, was ich gerade mache. Das mag allen Lesern zeigen, an WELCHEN Problemen ich gerade WIE arbeite. Ob meine Strategien dann aufgehen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Also: Wenn ihr die Videos anseht, Ton einschalten, damit ihr mich auch hören könnt.
Zunächst aber ein paar Fotos von Rasga im Spanischen Schritt (Dazu gibt es weiter unten auc

h ein Video). Ich habe den Hals und sie Schulterpartie eingefärbt, um zu zeigen, wie sehr sich beides anhebt, wenn Rasga die Füße hoch nimmt.

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Rasga im Stand
rasgabeispiel2 Rasga mit “Fuß hoch”

Und nun die Linien übereinandergelegt:

rasgabeispiel3

Der Spanische Schritt heißt für Rasga ganz viel Gymnastik für Halsansatz und Schulter. Die ganze Rückenlinie verändert sich. Hier noch mal eine kleine Fotostrecke:

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Und das ganze noch einmal von vorne:
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rasgaschritt2

Und hier nun die Videos von Rasga

Im Spanischen Schritt: (hier klicken)
Schritt reiten mit Rasga (hier klicken)
Der Trab mit Rasga (hier klicken)
Hallo Judith! Wie gefällt dir dein Pferd???
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